Willkommen zu Deutschlands größter digitaler Banken-Konferenz
Eine Interviewreihe mit den diesjährigen Sprechern der Banking Exchange 2020
Die SpeakerInnen der Banking Exchange 2020 – Tamaz Georgadze
Die Krise zwingt auch uns umzudenken. Doch wie es aktuell bei so vielen Unternehmen ist, macht Not erfinderisch – und aktuell treibt sie viele zu ungewohnten Höchstleistungen und dem klassischen Modell: Think out of the box.
Unser Plan ist es, die Banking Exchange in qualitativer Weise durchzuführen und unseren sowie euren Anspruch gerecht zu werden. Unser Plan B sieht nicht vor das Event zu verschieben. Stattdessen werden wir die Banking Exchange in diesem Jahr als digitale Konferenz veranstalten. Und zwar wollen wir die bisher bekannte, rein lokale Invite-only Eventreihe, dieses Jahr zu Deutschlands größter digitaler Banken-Konferenz werden lassen.
Zwei Tage gelebte Digitalisierung und Austausch auf Augenhöhe- nur eben digital. Dazu werden wir alle Panel-Diskussionen live ins Internet streamen. Unsere Gäste, die bereits eingeladen und angemeldet sind, können kostenlos an beiden Tagen online an der Konferenz teilnehmen, sollte es vor Ort weiterhin nicht die Möglichkeiten geben.
Unsere SpeakerInnen werden zu einem hohen Anteil in einem selbstgebauten Studio vor Ort sein. Wer diese tollen Köpfe sind, welche die BEX20 maßgeblich mitgestalten, das lest ihr in den kommenden Wochen in unsere Interviewreihe.
Mit dabei ist u.a. in diesem Jahr Tamaz Georgadze, der sich in diesem Interview selbst vorstellt.
Wir freuen uns über deine Zusage zur BEX im Juni: Bitte stelle dich doch kurz einmal vor.
Hi, ich bin Tamaz Georgadze und Mitgründer sowie CEO von Raisin. In Deutschland sind wir vor allem unter der Marke WeltSparen bekannt. Mit unseren Plattformen bieten wir europäischen Sparern grenzüberschreitend einfachen und kostenfreien Zugang zu attraktiven und einlagengesicherten Tages- und Festgeldern aus ganz Europa. Darüber hinaus ermöglichen wir die kosteneffiziente Anlage in global diversifizierte WeltInvest ETF-Portfolios und fairr-Altersvorsorgeprodukte. Raisin hat inzwischen über 22 Milliarden Euro von mehr als 250.000 Kunden aus 30 europäischen Ländern an über 91 Partnerbanken vermittelt.
Zuvor war ich fast 10 Jahre bei McKinsey & Company tätig, zuletzt als Partner. Dort habe ich führende Banken, unter anderem aus Deutschland, der Schweiz und Russland, beraten und verantwortete die Themenfelder Einlagen- und Investment-Produkte in Europa, Afrika und im Nahen Osten.
Warum liegt dir das Thema „New Work & digitale Jobs“ so am Herzen?
Vor der Gründung von Raisin habe ich als Berater bei vielen Projekten mitgearbeitet, die den Aufbau von neuen Digitalangeboten oder Online-Banken zum Ziel hatten. Meine tägliche Arbeit war dabei durch direkte und persönliche Interaktionen geprägt – mit Klienten, Teams und führenden Köpfen der Industrie.
Das hat sich bei Raisin vorerst kaum merklich verändert. Beim Aufbau des Marktplatzes haben wir viel Zeit in die Entwicklung starker persönlicher Beziehungen investiert. In unserem Netzwerk sind mittlerweile über 100 Banken vertreten. Auch die Kundeninteraktion war niemals rein digital. Unser Service-Center hat sich stets viel Zeit genommen, unseren Kunden das Produkt und die Prozesse zu erklären. Zusätzlich haben wir physische Treffen mit Interessenten in den größten Städten veranstaltet.
Innerhalb der Teams haben wir starke Routinen eingeführt: weekly all-hands, OKR-Besprechungen, Sprint-Reviews innerhalb aller in jedem Squad und vieles mehr. Das Herz des Unternehmens ist dabei seit jeher digital. Die meisten der rund 350 Kollegen arbeiten an einem voll digitalisierten Produkt – vom Onboarding, über Produktauswahl und Fonds-Anlage bis zur Online-Überweisung.
Covid-19 hat jetzt auch die Kunden- und Teaminteraktionen stärker digitalisiert. Wir haben bereits mehrere Webinare mit Interessenten und Kunden durchgeführt, mit jeweils mehreren Hundert Teilnehmern. Unsere internen Townhall-Meetings finden ebenfalls per Videokonferenz statt. Beides funktioniert: Die Teilnehmer-Zufriedenheit ist sogar höher als bei physischen Treffen. Auch unsere Partner haben sich umgestellt. Das Onboarding neuer Partner führen wir rein digital durch – teilweise unter Beteiligung von C-Level-Management auf der Seite der Banken. Das war vor wenigen Monaten noch undenkbar.
Seit wann beschäftigst du dich mit diesem Thema und was ist die wesentlichste Veränderung innerhalb dieser Zeit?
Inzwischen arbeiten rund 350 Menschen für die Raisin-Gruppe wie Raisin UK in Manchester, Raisin Technology in New York und Madrid und der Frankfurter Raisin Bank. Die meisten sind Entwickler, Produktspezialisten, UX-Designer, Tester – also echte digitale Jobs. Insbesondere bei diesen Kollegen stehen wir bei der Mitarbeitersuche immer im Wettbewerb mit anderen attraktiven Unternehmen. Wir haben uns vor vier Jahren gefragt: Wie können wir diesen globalen Wettbewerb gewinnen?
Dazu haben wir unsere Fühler ausgestreckt und mit mehreren Gründern im Silicon Valley gesprochen. Dort ist der Kampf um die Talente noch wesentlich brutaler als hier. Wir sind anschließend in uns gegangen und haben uns gefragt, welche der Learnings wir gut umsetzen können und welche Schritte zu unserer Kultur passen. Unsere Erkenntnis war genial einfach: Jeder Mitarbeiter, der Raisin verlässt soll mit Stolz auf seine Zeit bei uns zurückschauen. Wir wollen, dass unsere Kollegen lernen, sich entwickeln, mehr Verantwortung übernehmen und dadurch anschließend am Arbeitsmarkt deutlich mehr Geld wert sind, oder sich für vollkommen neue Aufgaben empfehlen.
Diese Erkenntnis fiel uns leicht, da McKinsey recht erfolgreich eine ähnliche Talent-Strategie fährt. Zum Geschäftsmodell dort gehörte auch, dass Kollegen das Unternehmen verlassen – teilweise erzwungen durch ein konsequentes Up or Out. Wir haben unser Ziel durch die konsequente Umsetzung einzelner Elemente erreicht: Mitarbeiter bleiben länger, sind sehr loyal und entwickeln sich spürbar weiter – einzeln und im Team. Diese Entwicklung wird durch unser Talents & Culture Team vorangetrieben – wir haben uns damit nicht nur vom Begriff Human Resources verabschiedet.
Parallel zu der oben beschriebenen Entwicklung haben wir auf agile Organisation umgestellt, die eine hohe Dezentralität voraussetzt. Meiner Meinung nach bestehen hier große Ähnlichkeiten zu den Ansätzen von New Work. Die neuen Arbeitsweisen entwickeln wir sowohl in der Struktur als auch in den damit verbundenen Prozessen und Ritualen weiter. Beispielsweise gibt es bei uns bereits seit mehr als einem Jahr keine zentral entwickelte Tech-Roadmap mehr.
Wir haben eine langfristige Strategie und Ziele für das laufende Jahr. Die Roadmap selbst wird dezentral entwickelt und justiert. Dafür entwickeln alle Teams eigene OKRs. Deren Konsistenz mit den Zielen anderen Teams und das Einzahlen auf zentrale Unternehmensziele sind Teil der Entwicklungsaufgabe.
Covid-19 hat auch das Remote-Work-Modell für jeden dauerhaft greifbar gemacht. Ohne Vorwarnung und ohne deutliche Effizienzverluste. Inzwischen ist es vollkommen selbstverständlich Videokonferenzen an Stellen einzusetzen, an denen bislang die persönliche Begegnung dominierte. Ich bin gespannt, wie viel davon erhalten bleibt, wenn wir wieder in die Büros zurückkehren dürfen. Es ist jedenfalls schön zu sehen, dass digitales Arbeiten und Remote Work im Team so gut klappen.
Was war für dich die überraschende Entwicklung im Thema „New Work & digitale Jobs“?
Für mich persönlich war überraschend, wie stark die Veränderungen auch für einen selbst als CEO sind. Man empfindet einen starken, zum großen Teil imaginären, Kontrollverlust. Mich hat zugleich überrascht, wie stark die Teams an der Aufgabe wachsen – eigentlich umso mehr, je mehr man sie in Ruhe wachsen lässt.
Der Situation angepasst, wird die diesjährige BEX das erste Mal als reine Online-Konferenz stattfinden. Welche Erfahrungen hast du bislang mit solchen Formaten gemacht?
Die BEX ist die erste Fachkonferenz in einem rein digitalen Format, an der ich aktiv mitwirke – also Neuland. Wir lernen gerade an allen Ecken und Enden mit neuen digitalen Formaten umzugehen und analoge Begegnungen dadurch zu ersetzen. Das ist ausgesprochen spannend und funktioniert überraschend gut. Von daher ist es ein logischer Schritt auch Konferenzen – wie die BEX – zum Vermitteln von Inhalten auf diese Art und Weise zu digitalisieren.
Als Unternehmen haben vor Kurzem gemeinsam mit Vanguard erstmals ein Webinar zu aktuellen Kapitalmarktentwicklungen umgesetzt. Knapp 500 Teilnehmer waren dabei und auch unsere Team-Meetings laufen inzwischen permanent über solche Formate. Es sind jedoch nicht nur die BEX oder unser Unternehmen – die aktuelle Situation wird Deutschland meiner Meinung nach insgesamt helfen bei der Digitalisierung einen Schritt zuzulegen.
Wie ist deine persönliche Meinung zum Thema Gewinner der Krise? Wird die Digitalisierung einer davon sein und sehen wir solche Formate nun öfter?
Wenn wir dauerhaft als Land und als Industrie weiterkommen wollen, müssen wir diesen Moment positiv nutzen um die Digitalisierung voranzubringen. Beispielsweise ist in Deutschland ein rein digitales Kunden-Onboarding im Banking praktisch unmöglich. Wer sich im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen umschaut, erkennt schnell, wir sind da nicht auf dem Stand einer führenden Industrienation – sogar deutlich entfernt davon.
„Wenn wir dauerhaft als Land und als Industrie weiterkommen wollen, müssen wir diesen Moment positiv nutzen um die Digitalisierung voranzubringen.“
Dabei bergen die damit einhergehenden Vereinfachungen große Vorteile für die Menschen. Hier schließt sich der Kreis zur Eingangsfrage nach New Work. Die digitalen Tools in Kombination mit agilen Methoden erlauben es unseren Mitarbeitern (und nicht nur denen) ihre Work-Life-Balance besser zu organisieren und sich so besser auf ihre Aufgaben konzentrieren zu können. Davon profitieren wir am Ende alle – Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Für mich ist es eine wertvolle Erkenntnis, dass vor allem auch Wahlmöglichkeiten dazu gehören. Nicht für alle Mitarbeiter sind diese Ansätze perfekt geeignet, Wahlfreiheit und Vereinbarkeit sind daher zentrale Punkte.
Wie nimmst du die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen wahr?
Die aktuelle Entwicklung ist dramatisch. Viele Unternehmen kämpfen mit großen Unsicherheiten und häufig sogar um ihre Existenz. Die Folgen der Corona-Krise werden die globalen Märkte und viele Branchen vermutlich über die ganze Dekade prägen, viel stärker als die 2008er Finanzkrise es getan hat. Es wird entsprechend lange dauern, bis wir uns in eine neue Normalität eingefunden haben. In der Krise liegt dabei auch immer eine Chance. Deutschland und Europa müssen jetzt bei der Digitalisierung aufholen. Die Europäische Union braucht gute Visionen und wirtschaftliche Impulse, um nicht im nationalstaatlichen Klein-klein zerrieben zu werden. In unserem Bereich wäre die Vollendung der Bankenunion ein starkes Signal für Europa. Dafür setzen wir uns an verschiedenen Stellen ein, auch im Interesse unserer Kunden.
Welche Erwartungen hast du als Speaker an die kommende BEX?
Ich bin neugierig, wie das neue digitale Format angenommen wird, und auch gespannt, wie sich meine Teilnahme selbst gestalten wird. Da viele hervorragende Sprecherinnen und Sprecher dabei sind, bin ich überzeugt, dass die BEX ein großer Erfolg wird.
Auch auf dem Panel werden auch Miriam Wohlfarth von RatePay und Martin Thomas der „Bank99“ sein: Welche Frage wolltest du deinen Mitpanelisten schon immer stellen?
Ich habe mit beiden regelmäßig zu tun und wir begegnen uns immer wieder in verschiedenen Kontexten. Miriam hat beispielsweise vor einiger Zeit bei einem informellen Frühstück ihre Gründungserfahrung mit unseren Mitarbeitern geteilt. Martin greift auf unser Know-how beim Aufbau neuer Geschäftsmodelle zurück. Beide sind sehr meinungs- und kommunikationsstark.
Die Frage könnte daher sein: Was ist das “New Normal”, wenn es um Leadership und Communication innerhalb Eurer Unternehmen geht? Was habt Ihr dazu gelernt, was würdet Ihr künftig dauerhaft ändern?
Worauf freust du dich auf der BEX am meisten?
Die BEX ist eine gute Bühne und ich freue mich auf den Austausch mit Kollegen und Publikum und bin neugierig wie dieser Dialog im neuen digitalen Format ermöglicht wird.
Auch im Stream für alle – die Banking Exchange
Erstmalig können auch nicht-geladenen Gäste am Event teilnehmen, denn das Internet ist groß genug und hat keine Platzreglementierung. Sichert euch euer zweitägiges E-Ticket für 99 Euro. Dieses E-Ticket berechtigt die Banking Exchange 2020 im Stream live zu verfolgen. Das Ticket bekommt ihr hier.