Was macht eigentlich … Rentablo?

Als Team von Payment and Banking versuchen wir, einen kontinuierlichen Überblick über die Branche zu behalten und berichten über kleine wie große Fintechs und Insurtechs, über etablierten Banken ebenso wie über Neo-Banken, über digitale Strategien, über große Investitionen nationaler und internationaler Geldgeber, schreiben über Exits und liefern Analysen zu aktuellen Themen.

Manche Unternehmen erscheinen dabei häufiger in der Berichterstattung als andere. Das wollen wir ändern und starten mit „was macht eigentlich …“ eine neue Rubrik, in der wir den vielen tollen Unternehmen der Branche Aufmerksamkeit schenken werden, die einen hervorragenden Job machen, im täglichen Business aber manchmal ein wenig unter dem Radar bleiben. Wir wollen wissen, was die Gründer gerade umtreibt, was Stand der Stunde ist, welche Pläne aktuell verfolgt werden und womit uns das Unternehmen sogar bald überraschen wird.

Dieses Mal sprechen wir in der Rubrik „was macht eigentlich…?“ mit André Rabenstein, Gründer und CEO von Rentablo.

Rentablo – netter Name. Wer hat sich den denn ausgedacht? Und was genau macht ihr?

Der ist historisch gewachsen. Wie ist Rentablo entstanden? Meine letzte Funktion im Finanzbereich war Vertriebsleiter bei der Deutschen Bank. Meine erste Funktion nach dem Studium und nach der Bankausbildung war jedoch bei Aldi und daher ist Rentablo eine Mischung aus Aldi und Deutsche Bank, sprich ein Finanz-Discounter. Und im Bereich B2C machen wir das heute im Bereich Fond-Discount mit der Marke. Gegründet wurden wir übrigens im Fränkischen 2014, aber ich bin dann schnell nach Berlin. Dort lernte ich Wolfram Stacklies auf einem Fintech Stammtisch kennengelernt habe, den heutigen CTO der Firma. Die Technologie seiner Firma „Aktienfreunde“ haben wir dann in Rentablo integriert. Beide sind wir jetzt auch die Gesellschafter der Firma.

Wir sind aber nicht nur „Finanz-Discounter“ im B2C-Bereich, sondern ein im echten Wortsinne ein FinTECH. Wir messen Performance und wir verwenden dafür Schnittstellen, die wir entweder selbst bauen oder über Dritt-Partner beziehen. Hier hat sich Rentablo in Richtung Business Intelligence und KYC-Prozesse für Banken weiterentwickelt. Diese Software entwickeln wir und verkaufen dies an Plattformen, an Robo-Advisor, an Banken oder auch an Branchenfremde wie Telekommunikationsunternehmen, die ein Interesse haben, ihre Kunden besser kennenzulernen.  Das ist unser Schwerpunkt. Hierfür werden wir bald die Marken trennen, um es verständlicher zu machen.

Rentablo ist somit gleichzeitig ein Softwareentwickler mit eigener Plattform. Welche Vor- bzw. welche Nachteile hat das?

Für uns hat das einen extremen Vorteil, weil wir die Technologie direkt an unseren eigenen Kunden in einer Beta-Phase testen können. Daher wissen wir sehr genau, was der Kunde will, was er nutzt, welche Ausgaben er hat und wo er sparen könnte. Das ist ein Riesenvorteil bei der Beratung von Banken, denn was Banken wollen und was der Kunde will, sind manchmal verschiedene Dinge. Aber aus heutiger Sicht muss nämlich zunächst der Mehrwert für den Kunden geschaffen werden, damit man später einen Mehrwert für die Banken schaffen kann.  

Man hat dennoch eigentlich wenig von euch gehört, woran liegt das?

Als wir damals starteten, waren wir eigenfinanziert. Es gab bereits Wettbewerber am Markt, darunter Moneymeets aus Köln oder Treefin im München.Beide sind mit sehr viel externen Kapital laut in den Markt reingegangen. In diesem Segment ist es sehr schwer, Kunden zu gewinnen und es ist extrem teuer. Andere Mittbewerber haben das nicht überlebt oder sind aufgekauft worden – und haben dabei auch noch sehr viel Geld verbrannt.

Wir wussten, dass wir einen anderen Weg gehen müssen. Nur ein zufriedener Kunde bringt neue Kunden. Im Norden sagt man: „Lachse kennen Lachse und Aale kennen Aale“. Diese Devise fahren wir jeher. Daher investierten wir damals in Content-Marketing und nicht in Online-Marketing oder in Kampagnen, aber so haben wir es geschafft, innerhalb weniger Jahre auf jetzt aktuell über 50000 Nutzer zu wachsen. Seit letztem Jahr sind wir Cashflow positiv und solide finanziert und können in die Breite ausrollen und wollen weiter wachsen. Im letzten Jahre hatten wir eine Wachstumsrate von 380 Prozent und aktuell verdoppeln wir quartalsweise die Nutzerzahlen.

Weil wir diese Daten haben und unsere Kunden kennen, konnten unsere Kunden, die uns als Whitlabel eingebunden haben, ihr Wachstum ebenfalls potenzieren.

Warum habt ihr euch entschieden, künftig zwei Marken nebeneinander anzubieten?

Dahinter steckt eine interessante Entwicklung, denn unsere Marke Rentablo wird am Markt sehr stark wahrgenommen, weil wir immer weiter wachsen. Der Vorteil, den wir zunächst hatten, kehrt sich daher um. Wir müssen die Company splitten, weil es dadurch einfacher wird, die Marken jeweils getrennt voneinander zu vermarkten und das gewonnene B2B Know-how zu verkaufen.

Es wäre für uns viel aufwändiger, jetzt in die Anlageberatung zu gehen, denn es gibt genug Anbieter, Robo-Advisor und Vermögensverwalter, die alle ein großes Etat im Rücken haben. Für uns ist es lukrativer, mit allen diesen zusammenzuarbeiten, ihnen unsere Software anzubieten und gemeinsam zu wachsen. Die gehen ins Ausland, und wir mit! Wir werden vergütet pro Datensatz, pro Berechnungseinheit, so dass sich für uns daraus ein Riesenvorteil ergibt.

Ihr habt das verflixte 7. Jahr – trotz der pandemischen Lage – offenbar überstanden. Wie habt ihr die letzten 1,5 Jahre erlebt?

Da kann ich nur sagen, dass es ein Glück ist, dass wir auch ein B2C-Modell anbieten.  Denn alle geplanten Projekte im B2B-Bereich waren wegen Corona zwar nicht aufgehoben, wurden aber verschoben. Die Teams beim Kunden waren alle im Home-Office und die Kapazitäten und Möglichkeiten hierfür mussten zunächst aufgebaut werden. Als reines Software-Unternehmen ergibt sich daraus ein großes Problem. So aber konnten wir alle Ressourcen in die B2C-Plattform stecken und weiterentwickeln. Außerdem sind natürlich unsere Kunden stark gewachsen.

Habt ihr mittlerweile Investoren mit an Bord?

brown wooden ship's wheel

Nein, aktuell noch nicht, aber wir planen für das kommende Jahr eine Series-A. Wir brauchen vor allem einen strategischen Investor, der uns bei unseren Plänen zur Expansion unterstützt, beraten und helfen kann. Allerdings haben wir 2019 über Seedmatch eine Crowd-Investing Runde gedreht und über Nachrangdarlehen eine halbe Million eingesammelt. Für uns war das aber eher als eine Marketing-Kampagne gedacht. Innerhalb von 24 Stunden hatten wir den Betrag voll. Zu den Investoren gehören unter anderem unsere eigenen Kunden.

Wer ist denn der Kunde des Portfolio-Managers? Man muss ja auch erst einmal eines haben …

Der durchschnittliche Rentablo Kunde hat so380.000 Euro im Durchschnitt. Im Wesentlich sind das Rechtsanwälte, Steuerberater, Ärzte, extrem viele Banker und Fondsmanager, die lustigerweise eine der ersten Kunden waren, weil sie bislang nur die Kostenstrukturen der Banken kannten. Aber auch Studierende gehören zu unseren Nutzern. Leider, aber da geht es uns wie vielen anderen, sind immer noch zu wenig Frauen bei uns auf der Plattform.

Gab es in den letzten Jahren schon einen Moment, an dem du aufgeben wolltest? Was waren die Gründe?

Mehrfach! Das lag aber nicht an dem Business-Modell als solches, sondern an den vielen Hürden, die wie unter anderem verwaltungstechnisch in dieser Stadt lösen mussten. Würde ich es wieder machen? Ja, denn was macht weiterhin Spaß und wir haben noch sehr viele Ideen, wie es weitergehen wird.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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