Wahnsinn: Kreditkarten beeinflussen die Bonität!

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Es mag daran liegen, dass wir Medienmenschen gerade durch das Tal des Sommerlochs müssen. Aber das Ende der Amazon-Kreditkarte schlägt schon bemerkenswerte Wellen. Ein Kommentar.

Die Fakten sind bekannt: Die Kreditkarte mit Amzon-Branding wird offiziell eingestellt. Die LBB zieht sich aus dem Co-Branding-Geschäft zurück, was wir auch schon fachlich analysiert haben. Die Kund:innen erhalten ein Nachfolgeangebot.

Wer sich die Mühe macht, und bei Google News nach Schlagzeilen zu dem Thema sucht, könnte den Eindruck gewinnen, dass alle Bürger:innen des Landes die Karte in ihrer Tasche haben müssen. So wichtig scheint das Thema zu sein. Schlagzeilen mit Amazon klicken halt schön. Einige Kolleg:innen scheinen sich jetzt aber auch erstmals mit den Zusammenhängen zwischen Finanzprodukten und der Schufa auseinandergesetzt zu haben.

Nein! Doch! Ohh!

So haben sich einige Medien tatsächlich erarbeitet, dass der Besitz einer Kreditkarte Einfluss auf den Schufa-Score hat. Wer das Nachfolgeangebot vorschnell akzeptiert, aber bereits eine Kreditkarte besitzt und die Amazon-Visa bis zum letzten Tag im Einsatz hat, könnte dann gleich über drei Karten verfügen. Und das wirke sich negativ auf den Schufa-Score aus.

Ja, Wahnsinn! Es hat tatsächlich einen (negativen) Einfuss auf die rechnerische Bonität, wenn mehrere Kreditofferten angenommen wurden? Weil dahinter der Bedarf nach Krediten stehen könnte? Chapeau für diese knallharte Recherche!

Geht aber noch weiter: Je mehr Karten eine Person besitzt, umso schlechter könnte das Rating sein. Was es aber nicht zwangsläufig muss, wenn die Karte langjährig genutzt wird und keine Zahlungsstörung auftritt. Ja, was nicht gar…

Warum Finanzierungsvermittler schon seit Jahren darauf hinweisen, dass es keine gute Idee ist, sich auf eigene Faust bei verschiedenen Banken parallel Kreditangebote einzuholen, statt eine Konditionsabfrage zu initiieren? Vielleicht besteht da ja ein Zusammenhang.

Nach der Lektüre der vielen Artikel zum Thema kann der Eindruck entstehen, dass mit einer (möglichen und temporären!) Verschlechterung des Schufa-Scores gleich eine Verarmung oder die Obdachlosigkeit droht. Gewaltiger geht’s nicht?

Wenn jetzt noch jemand herausfindet, dass Banken mit Krediten und Kreditkarten Geld verdienen wollen …

Tatsächlich?! Revolving Credit kann teuer sein?

Man ahnt es nicht: Das Nachfolgeprodukt der Amazon-Karte wird als Revolving-Credit herausgegeben. Und da haben einige Kolleg:innen sich doch wahrlich die Preise angesehen. Die erstaunliche Erkenntnis: Da kommt ein hoher Jahreszinssatz bei raus.

Ob das nun gleich dazu führen sollte, von „Abzocke“ zu schreiben, bleibt dahin gestellt. Schließlich ist ja niemand gezwungen, auf das Nachfolgeprodukt umzustellen. Zumal sich die „neue“ Karte im üblichen Korridor bewegt, am oberen Ende zwar, doch immerhin.

Dass Amazon mal zur Verbesserung der finanziellen Bildung in diesem Lande beiträgt, weil sich im positiven Fall mehr Menschen mit Zinssätzen und ihrer Bonität beschäftigen, hätte sich das Unternehmen vermutlich auch nie gedacht.

Autor

  • Stephan ist seit Anfang der 90er Jahre online und hat eine ausgeprägte Fintech-Vergangenheit (Star Finanz, Hypoport). Bei der Hypoport-Tochter Dr. Klein war er u.a. für das Produktmanagement und den Bereich Business Development verantwortlich. Seit über 10 Jahren schreibt er über ausschließlich über Tech, Retail, E-Commerce und Insurance.

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