Immer wieder lese ich wie langsam ‚wir‘ als Land sind und wo wir überall den Anschluss verpassen bzw. nicht weiter die Vordenker sind. Oft stimme ich mit gefährlichem Halbwissen in der Sache zu und ärgere mich – ohne genau zu wissen worüber.
Auch in ‚meiner‘ Industrie – Finanzdienstleistungen – führen wir diese Debatte. Hier habe ich aber eine klare Meinung: Deutschland oder Europa sind in entscheidenden Bereichen führend. Wir haben uns schon lange auf Standards (zB SEPA) verständigt und die vorhandenen Infrastrukturen sind zwar oft nicht mehr die Frischesten, aber sie sind robust und erfüllen in weiten Fällen noch die aktuellen Erwartungen. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt und die Bugs bei Banken haben in den letzten Monaten auch zugenommen.
Aber: Wir haben schon heute viele Bestandteile um die man uns anderswo auf der Welt beneidet.
Aufgefallen ist es mir dies aktuell wieder an zwei Stellen:
Wir sind in Deutschland führend und Vorbild in der Thematik von offenen und standardisierten Banken-Schnittstellen, schaffen es aber nicht, Meinungsführer der aktuellen Diskussionen rund um open APIs und die Veränderungen im Banking zu sein. Vor allem UK aber auch andere Länder wie Niederlande nehmen uns hier die Butter vom Brot.
Damit meine ich nicht, dass wir versuchen sollten in die Jahre gekommene Techniken wie HBCI oder EBICS in die Welt zu tragen, sondern vielmehr unsere Erfahrungen zu teilen und das Thema aktiv voranzutreiben. Statt dessen wird das Thema in Deutschland zumeist weiter als ‚Problem‘ oder mit „Angst“ und nicht als Chance verstanden. Welche vertane Opportunität da droht.
Ein anderes Beispiel war der letzte Breaking Banks Podcast in dem Rafael zu Gast und Dwolla Werbepartner war. Dwolla bietet in den USA nun Überweisungen mit Settlement am kommenden Tag an! Hallo! WTF! Das ist aus unserer europäischen Sicht von gestern oder maximal von heute.
Liebe Kollegen lasst uns Europa und der Welt zeigen wie moderner Zahlungsverkehr in einer vernetzen Welt geht und nicht weiter nach hinten schauen und Angst getrieben agieren. Lasst uns die Zeichen der Zeit nutzen und das Thema aus Europa offensiv nach vorne treiben. PSD2 ist ein passender Katalysator.PS: Die Google Suchen zeigen einfach nur die Anzahl der Hits für die Wort-Kombinationen
André M. Bajorat ist seit fast 30 Jahren in der deutschen Digitalwirtschaft zu Hause. Über die Stationen SK Online, Star Finanz, giropay und Number Four kam er 2012 als Business Angel zu figo. Das Unternehmen führte er von 2014 bis September 2019 als CEO von einer b2c App zu einem von der BaFin regulierten Banking as a Service Provider. Seit 2020 ist er Teil des deutsche Bank Konzerns und seit Mitte 2022 Managing Director bei einem deutschen Assetmanager.
Er ist zudem Gründer und Herausgeber des erfolgreichen Branchen-Portals paymentandbanking.com, Podcaster, Investor (figo, Finleap, Loanlink, Sparkdata, Weddyplace, nufin, portify, moss, compa, brygge, embeddedcapital, PlanetA, Naro), Mitglied im Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums, aktives Mitglied im Bitkom, Herausgeber des Buches “Köpfe der digitalen Finanzwelt” und international gefragter Speaker. Inhaltliche Schwerpunkte sind Banking, Payment, FinTech, API-Banking, digital Assets und Crypto.
Außerdem ist er Mit-Initiator und Ausrichter der Wahl zum „FinTech des Jahres” sowie der Eventreihen Bankathon, Payment Exchange, Banking Exchange und Transactions.io.
[mehr]