So wird der schnöde Mammon auch für die GenZ spannend

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Der Generation Z (kurz: GenZ) mit trockener Finanzmathematik gegen die Rentenlücke zu kommen, greift viel zu kurz. Banken und Finanzdienstleister müssen weiter denken und dabei auch den einen oder anderen kommunikativen Umweg in Kauf nehmen.

Gute Freunde und enge Beziehungen zu anderen Menschen haben – nichts ist der Generation Z, also Menschen aus den Geburtsjahrgängen 1995 bis 2003, wichtiger. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Allensbach aus dem Juni 2022. Nur 48,4 Prozent achten zudem auf materiellen Wohlstand und ein möglichst hohes Einkommen.

In der Schweiz zumindest scheinen das die großen Player der Finanzwirtschaft erkannt zu haben. Das Beratungshaus EY fragte sie im November 2021: „Was ist zentral, um die Generation Z für Ihre Bank zu gewinnen?“ 56 Prozent der Banken antworteten mit Nachhaltigkeit. 50 Prozent führten die Wichtigkeit digitaler Plattformen ins Feld. Und jeweils 38 Prozent sagten, die junge Kundschaft benötige individuelle Angebote und Finanzcoaches. Kein schlechter Ansatz.

GenZ will Bankgeschäfte schnell und smart erleding

Der klare Trend: Die Welt der Finanzen besteht nicht mehr allein aus Banken und Investmenthäusern, die mit Excel und Schalter-Beratung arbeiten. Junge Kunden verlangen heute, ihre Bankgeschäfte von jedem Ort aus über ihr Smartphone abwickeln zu können, ETF-Sparpläne mit wenigen Klicks zu ändern und vieles mehr. Und innerhalb der Finanzinstitute entstehen durch technologische Fortschritte wie Blockchain, Automatisierung und KI neue Geschäftsmodelle, an die sich die Player schnell anpassen müssen.

Und fest steht: Die GenZ ist die bisher technisch versierteste Generation. Tatsächlich sind sie von Geburt an mit digitaler Technologie und dem Internet aufgewachsen. Das Geheimnis der Unternehmen, denen es zurzeit gelingt, die Wünsche und Bedürfnisse der Generation Z zu erfüllen, liegt im Aufbau einer Marke, mit der sich junge Menschen identifizieren können. Damit diese überhaupt darüber nachdenken, eine Finanz-App zu nutzen, müssen sie sich zunächst mit der Marke auseinandersetzen und Antworten auf Fragen finden wie:

  • Wofür steht die Marke?
  • Was ist ihre Mission und Vision?
  • Ist das Unternehmen dazu da, mir wirklich zu helfen, oder versucht es, mich abzuzocken?
  • Engagiert es sich für wohltätige Zwecke?
  • Folgt es ethischen Prinzipien, mit denen ich mich identifizieren kann?

GenZ will Kombination aus Finanzen und Bildung

Schauen wir uns in Europa um, finden wir einige Apps, denen es gelingt, der GenZ das Thema Finanzen näherzubringen.

Aus Großbritannien kommt etwa die App Quirk. Sie soll den Nutzern dabei helfen, ihr Geld zu verwalten. Dabei kommt auch ein Persönlichkeitstest zum Einsatz, um Wünsche, Bedürfnisse und Ausgabeverhalten jedes Nutzers zu ermitteln. Ebenso werden pädagogische Inhalte und Erkenntnisse zur Verbesserung der Kaufgewohnheiten vermittelt. Nutzer können zudem Budgets einstellen und Abonnements verfolgen und so jederzeit ihre Liquidität beobachten – ein moderner Haushaltsplan für die GenZ eben.

Und jetzt stellen Sie sich bitte einmal eine App vor, die Sie dafür rüffelt, dass Sie zu viel Geld ausgegeben haben. Die Entwickler von Cleo haben genau diese Idee aufgegriffen und umgesetzt. Die App verfügt über eine Chat-Funktion, deren die KI den Nutzer für lächerliche Einkäufe, zu geringe Sparquoten und andere finanzielle Fehlentscheidungen tadelt. Zu allem Überfluss schickt sie auch noch Memes. Aber der Nutzen fehlt auch hier nicht: Cleo hilft mit bei der Haushaltsplanung, indem sich Nutzer Ziele, aber auch konkrete Spartransaktionen setzen können – finanzielle Bildung auf unterhaltsame Art.

Auch Deutschland entdeckt die Zielgruppe

Doch auch in Deutschland kommt langsam Bewegung in die Sache. Social Banking heißt das Zauberwort bei Owwn. Noch ist der Zugang zur App limitiert. Doch am Ende soll nichts weniger als ein ganz neues Gefühl für Finanzen stehen. WG-Mitbewohner sollen gemeinsame Konten für die Miete führen können und Freunde zusammen für die nächste Reise sparen. Hinzu kommen allerlei Challenges, Memes und Interaktionen, wie wir sie auch aus den sozialen Netzwerken kennen. So soll die Finanzplanung so einfach werden wie ein Instagram-Post.


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Das Berliner Start-up bekam im Sommer 2021 fünf Millionen Euro. In der Finanzierungsrunde dabei waren der renommierte Venture-Finanzier EQT Ventures. Aber auch 468 Capital und die Online Marketing Rockstars aus Hamburg stehen auf der Liste der Kapitalgeber. Der Online-Auftritt spricht an und passt zur Zielgruppe GenZ – Prädikat verheißungsvoll.

Auch das Hamburger Fintech Ruuky und das noch recht neue Unternehmen Bling haben diese Zielgruppe für sich identifiziert. Das Angebot der Neobank umfasst ein kostenloses, digitales Bankkonto inklusive virtueller und physischer Debit-Mastercard und setzt in der Vermittlung der Inhalte stark auf die Nutzung Sozialer Medien.

Finanzbildung für die ganze Familie

Auch das unlängst gestartete Family-Fintech Bling will Familien und Kinder dazu ermutigen, sich mehr mit dem Thema Geld auseinandersetzen. Gleichzeitig will Bling Finanz-App für die ganze Familie sein. Mit der Bling Card können Kinder und Jugendliche selbstständig bezahlen und mit der dazugehörigen App den Umgang mit Geld erlernen. 

Zum Konto gibt es eine Pre-Paid-Karte von Mastercard, mit der das Guthaben auf dem Konto zwar verbraucht, nicht aber überzogen werden kann. Durch weitere Funktionen der App ist es zudem möglich, bestimmte Ausgaben zu verbieten, darunter Käufe auf Rechnung oder Abonnements. Mit individuell erstellen Aufgabenplänen können Kinder unter anderem für Arbeiten im Haushalt entlohnt werden.

Der Ausblick macht Hoffnung. Das Thema Geld steht in der GenZ mit Sicherheit nicht auf Platz 1. Doch mit so mancher App und kommunikativer Raffinesse kann es gelingen, Bewusstsein für den schnöden Mammon zumindest dann in den Vordergrund zu rücken, wenn es nötig ist.    

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