So will Finoa die Kryptowelt Profi-fit machen

Im Frühjahr 2019 ging eine Krypto-Asset-Verwahrstelle für institutionelle Investoren an den Start: das Fintech Finoa. Das Versprechen der Berliner: Digitale Assets sollen bei dem Unternehmen nicht bloß sicher verwahrt, sondern auch innerhalb von Sekunden wieder handelbar sein – in Zeiten von Zugangsschlüsseln (Private Keys) auf Papier oder USB-Stick ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit – und keine kleine Aufgabe.

Wie kommt man auf ein solches Vorhaben? Das Gründer-Team, bestehend aus den beiden ehemaligen McKinsey-Beratern Henrik Gebbing und Christopher May, ärgerte sich 2018 in Madrid, dass es an ausgefeilten Dienstleistungen fehlt, die die Entwicklung des Krypto-Ökosystems und die Teilnahme von Institutionen ermöglichen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Wenig später wurde Finoa Teil der aufkeimenden Kryptoszene Berlins und begann, Talente von Top-Arbeitgebern aus der Tech-Branche anzuziehen.

Übrigens: Finoa-Gründer Christopher May ist Preisträger in der Kategorie „Unternehmer des Jahres“ des diesjährigen „Fintech des Jahres“-Award von Payment and Banking.

Prozentuale Gebühren für die verwahrten Vermögenswerte

Heute setzt Finoa mit seinem Angebot konsequent auf die wichtigen Fortschritte im Krypto-Bereich: Zwar gibt es schon allerlei Krypto-Investmentfonds, doch das Feld der kompetenten Verwahrstellen ist äußerst überschaubar. Diese Lücke füllt Finoa für den deutschsprachigen Raum.

Neben der sicheren Verwahrung gehört zum Angebot auch der Zugang zu Dienstleistungen wie dem Staking. „Hier generiert der Kunde durch Teilnahme am Konsensmechanismus Proof-of-Stake zusätzliche Token“, erläutert Gebbing. Damit trage der Kunde an Dezentralisierung, Integrität und Stabilität des jeweiligen Blockchain-Protokolls bei.

Gemeinnützigkeit steht allerdings nicht in der Unternehmenssatzung. Wie das Fintech sein Geld verdient, ist schnell erklärt. Das Geschäftsmodell funktioniert ähnlich zu klassischen Geschäfts- oder Depotbanken, nämlich mit prozentualen Gebühren auf die verwahrten Vermögenswerte und einer weiteren Gebühr auf die vom Kunden im Staking generierten Token.

Vermögen noch unterhalb der Schwelle der Regulierung

Die Zeit dürfte dabei für das Start-up spielen. Mit verwaltetem Vermögen zwischen 20 und 50 Millionen Euro liegen einige Kryptofonds noch unter der Schwelle für spezifische Regulierung. Überschreiten sie aber die 100-Millionen-Euro-Grenze, gelten strenge Regeln. Ab dieser Grenze dürfen die Anbieter das ihnen anvertraute Vermögen nicht mehr selbst verwahren. IT-seitig arbeitet Finoa mit einem eigenen Kernbankensystem aus der Feder von Xcom-Gründer Matthias Albrecht, der die Software für Finoa an die spezifischen Anforderungen der Blockchain-Technologie angepasst hat.

Auf der Technikseite scheint alles glatt zu laufen. Die Herausforderungen warten woanders. Gebbing weiß: Auch abseits der Regulierung von oben werden viele institutionelle Investoren vorsichtiger. Nicht erst das Beispiel FTX zeigt, wie wichtig die sichere Speicherung digitaler Assets ist.

Insgesamt habe sich der lokale Markt enorm weiterentwickelt, sei aber noch signifikant hinter der Region Nordamerika zurück, erläutert der Co-Gründer. Letztere macht bei Finoa mehr als 85 Prozent aus. Daher schauen er und Kollege May sich die Entwicklung in Europa relativ entspannt an. Dennoch sorgt die lahme deutsche Bürokratie für Unmut in Berlin: „Wie bereits bei vergangenen technologischen Disruptionen verpasst Deutschland auch hier den Anschluss“, urteilt Gebbing.

Stetige Weiterentwicklung des Finoa-Produktfolios

Die politischen Stolpersteine verlangsamen vieles, aber das Interesse auf institutioneller Ebene steigt stetig. Bereits seit Sommer 2020 kooperiert Finoa mit dem Bankhaus Scheich. Unter der Marke Tradias können institutionelle Kunden seitdem Krypto-Assets vollumfänglich handeln. Dies direkt aus der sicheren Verwahrung heraus, ohne sich dabei den zahlreichen Transaktions- und Kontrahentenrisiken an mehreren Handelsplätzen aussetzen zu müssen.

Und das Produkt-Portfolio ist noch lange nicht voll. „Mittlerweile sehen wir großes institutionelles Interesse zur Teilnahme an dezentralen Lending-Plattformen oder der dezentralen Bereitstellung von Liquidität gegen Zinsertrag“, so Gebbing. Er und sein Team prüfen bereits die Bereitstellung eines dedizierten institutionellen Kundenangebots. Am Ende des Weges steht eine vertrauenswürdige All-in-one-Plattform für alle Investorenbedürfnisse im Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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