Sechs Fintechs aus Österreich, die auch hierzulande bekannt sind

Sechs Fintechs aus Österreich

Nicht nur der deutsche Finanzmarkt entwickelt sich rasend schnell. Auch im Nachbarland Österreich sind die Gründer nicht untätig und so entstehen dort viele neue Unternehmen und Fintechs. Eine Reihe davon ist längst auch in Deutschland aktiv oder fallen durch große Investmentsummen oder Kooperationen mit hiesigen Fintechs und Banken auch hierzulande auf. Wir haben eine Auswahl für euch zusammengestellt.

Wikifolio – die Mutter aller Social-Trading Plattformen

Wikofolio aus Wien ist gewissermaßen die Mutter aller Sozial-Trading-Plattformen in Europa. Bereits 2012 gegründet ermöglicht es die Plattform zweierlei. Sie bietet erfahrenen Anlegern die Möglichkeit, ihre Handelsideen in sogenannte Wikifolios umzusetzen und zu publizieren. Andererseits können Investoren die Chance nutzen, vom Know-how der Wikifolio-Trader zu lernen und zu profitieren.

Hinter Wikifolio steht Gründer und Vorstandsvorsitzender Andreas Kern. Seine Idee seinerzeit: Die Welt der Geldanlage transparenter, einfacher und fairer zu gestalten. Bisher haben Investoren der Verlagsgruppe Handelsblatt mit VHB ventures, die Schweizer PostFinance, die französische NewAlpha, Lang & Schwarz sowie das Venture Capital Unternehmen Speed Invest GmbH mit Kapitalspritzen geholfen.

Kooperationen in Deutschland und der Schweiz

In Deutschland Wikifolio unter anderem mit der Börse Stuttgart und anderen zusammen. In Österreich besteht eine Kooperation mit Hello Bank. Partner in der Schweiz sind unter anderem das Finanzportal Cash.ch, die Schweizerische Börse BX Swiss und die Neue Zürcher Zeitung (NZZ).

Bitpanda – das erste Unicorn aus Österreich

Keine Liste über Österreich ohne Bitpanda, das erste Unicorn aus dem Nachbarland. Das Wiener Unternehmen nahm im Frühjahr dieses Jahres  in der Series B 170 Millionen Dollar (142 Mio. Euro) auf, was die Bewertung auf 1,2 Milliarden Dollar (1 Mrd. Euro) hob. Das 2014 in Wien gegründete Unternehmen von Eric Demuth, Paul Klanschek und Christian Trummer war seinerzeit als Kryptobörse gestartet.

white and gold ceramic unicorn figurine near coins

Längst ist das Start-up mehr als das. Bitpanda erweiterte zuletzt sukzessive das Angebot. So können Kunden seit April dieses Jahres neben Kryptowährungen und Edelmetallen auch provisionsfrei Aktien und ETFs kaufen und verkaufen. Den Erhalt einer Konzession gab das Unternehmen im März bekannt. Das Unternehmen zählt eigenen Angaben zufolge bereits 2,7 Millionen Nutzer und plant das Team in der nächsten Wachstumsphase aufzustocken. Unlängst sickerte durch, dass die Wiener aktuell einen neuen Standort in Berlin mit 100 Mitarbeitern aufbauen.

Finanzierung eines eigenen Hubs

Wie sehr die Österreicher auf das Thema Blockchain setzen, zeigt ihr Schritt, in den kommenden zwei Jahren einen komplett auf Remote Working zugeschnittenen „Blockchain Research & Development Hub“ zu erstellen. Das Start-up will dafür insgesamt zehn Millionen Euro ausgeben. Ziel ist es, Blockchain-Expert:innen und -Ingenieur:innen aus der ganzen Welt anziehen, welche gemeinsam die Technologien der Zukunft entwickeln sollen.

Cashpresso – BNPL made in Österreich

Der BNPL (buy now, pay later) – Wirbel ist auch bei den Österreichern ungebrochen. Mit dem Wiener Start-up cashpresso hat das Land auch seinen erfolgreichen Anbieter. Hinter cashpresso steht die Firma Credi2, die 2015 von Daniel Strieder, Michael Handler und Jörg Skornschek gegründet wurde. Bisher stand Cashpresso vor allem für Schnellkredite: Mit Cashpresso können Ausgaben in flexiblen Raten bezahlt werden; die Höhe der Rate sucht sich der Kunde dabei aber selbst aus und kann diese auch jederzeit ändern. Wird bei einem Partnershop bezahlt, profitiert zusätzlich von zinsfreien Zeiträumen.

flat lay photography of coffee latte, ground coffee, and coffee beans

Die Volkswagen Bank, die etwa Ratenkredite, Auto-Leasing, Versicherungen, Girokonten oder eine Kreditkarte anbietet, beteiligte sich 2019 mit 20 Prozent am Wiener Fintech-Startup. Seit Ende letzten Jahres existiert eine Kooperation mit dem deutschen Online-Händler Cyberport. Hierfür hat das Unternehmen in Deutschland eine eigene Tochtergesellschaft gegründet: Die neue C2 Circle GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Credi2 GmbH, ist der Partner von Cyberport und zuständig für die Abwicklung des Services. Gemeinsam bieten die Unternehmen ein Abo und Finanzierung für Apple-Geräte an.

Baningo – Bankberater mit White-Label

Baningo ist ein FinTech Start-up mit Sitz in Wien und wurde im Juni 2015 von Harald Meinl, Max Nedjelik und Michael Niessl gegründet. Zunächst als B2C-Produkt gestartet war die Grundidee des Unternehmens zunächst, Bankkunden selbst entscheiden zu lassen, „wann“ mit „wem“ „wie“ und über welchen Kanal sie über ihre Finanzthemen sprechen möchten – ein klassischer Beraterfinder also. Mittlerweile bietet Baningo zusätzlich eine B2B-Lösung als White-Label unter dem Namen „baningo-select“ an, wofür im vergangenen Jahr mit dieser SaaS-Lösung unter anderem die Hamburger Sparkasse als Kunde gewonnen werden konnte.

Hi.Health – das Insurtech mit Bezahlfunktion

hi.health als Schnittstelle zwischen Insur- und HealthTech.Das österreichische InsurTech hi.health integrierte das erste digitale Gesundheitskonto Europas. Ungewöhnlich dabei ist, dass die Wiener im letzten Jahr zunächst auf dem deutschen Markt starteten. Mit der hi.health-App können KundInnen privater Krankenversicherungen ihre Rechnungen und Rezepte für medizinische Leistungen direkt digital bei ihrer Versicherung einreichen und die Kostenerstattung somit einfacher abwickeln. Das 2018 von Fredrik Debong (Ex-mySugr) und Sebastian Gruber gegründete Unternehmen strich Anfang 2020 ein Millionen-Investment ein.

Finnest – das Fintech, das jetzt auch finnisch ist

Last not least darf auf dieser Liste keinesfalls finnest fehlen. Das stimmt! Aaaaaber …. Bereits 2019 hatten sich Invesdor und Finnest zur Invesdor Group zusammengeschlossen. Im Juli dieses Jahres wurde bekannt, dass die Kräfte zusätzlich mit Kapilendo gebündelt werden. Das Angebot wird unter der Marke Invesor weitergeführt. Seit Start im Jahr 2015 hatte sich Finnest auf die Finanzierung mittelständiger Unternehmen spezialisiert. Die neu entstandene Plattform bietet Finanzierungslösungen für Unternehmen: vom Kredit, Nachrangdarlehen und Genussrechten und Anleihen sowie Aktienemissionen. Aktuell richtet sich das Angebot an Firmen in Deutschland, Österreich und Finnland, weitere Länder sollen aber zeitnah folgen.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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