Obwohl mobiles Bezahlen in Deutschland, nicht zuletzt bedingt durch die Covid-19-Pandemie, an Fahrt aufgenommen hat und inzwischen jede(r) Konsument*in mit dem Smartphone bezahlen kann, darf der obligatorische Skandal nicht fehlen, wenn es denn einer wäre.
In diesen Tagen häufen sich die negativen Meldungen um das relativ neue Bezahlverfahren des koreanischen Technologie-Konzerns Samsung “Samsung Pay”. Schon zum Start des neuen Dienstes gab es Irritationen um Schufa-Einträge beim Registrieren des neuen Dienstes. Samsung Pay so hieß es, könne den Bonitäts-Score verschlechtern. Was in der Form aber nicht richtig war, denn durch die Zusammenarbeit mit der Solarisbank erfolgt zwar eine Schufa Abfrage, ein Eintrag aber nur dann, wenn bei Samsung Pay die„Splitpay-Kreditlinie“ genutzt wird. Abfragen haben aber keinen Einfluss auf den Score.
Die aktuellen Meldungen rund um Samsung Pay haben allerdings eine andere Qualität. So hat die Stiftung Warentest herausgefunden, dass sich die Samsung Pay App Rechte einräumt, um auf Kontakte zuzugreifen und Gerätedaten auszulesen. Diesen Umgang mit den Daten sieht Stiftung Warentest äußerst kritisch, weil die Samsung Pay App so einfach von allein Apps und Daten nachladen kann. Das alles hört sich erst einmal dramatisch an, ist beim genauen Hinsehen aber weniger spektakulär.
Was die Samsung Pay App macht
Die Samsung Pay App ist eine generische, weltweit verfügbare App. Der Download ist für alle gleich, egal ob die App in Frankreich, USA, Korea oder eben in Deutschland geladen wird. Für Samsung hat das den Vorteil, nur eine App im Store pflegen zu müssen, nicht aber für jedes Land eine eigene. Die Samsung App schaut dann nach wo sie ist (Land) und auf was für einem Smartphone (Modell) sie installiert ist und ob das Smartphone überhaupt z. B. NFC hat.
Da Payment in jedem Land anders funktioniert und insbesondere in Deutschland ja Samsung Pay über Solaris abgewickelt wird, unterscheiden sich die Prozesse in der App entsprechend. Das erklärt also zum einen den Zugriff auf diverse Gerätefunktionen und zum anderen die Möglichkeit Apps nachladen zu können. Letzteres kann als Feature-Clipping gesehen werden, welches je nach Land und Device entsprechend Funktionen nachlädt.
Den Zugriff auf die Kontakte holt sich die App wegen des Support-Features, denn der Samsung Support ist ein Standard-Kontakt im Adressbuch. Da Samsung Pay einen direkten Zugang zum Support bietet, holt sie sich den Kontakt aus dem Adressbuch.
Fazit
Man kann sich trefflich darüber streiten, wie pfiffig Samsung Pay das ganze Thema gelöst hat und man das nicht alles hätte charmanter lösen können. Die Antwort darauf liegt auf der Hand: Ja hätte man. Aber von einer Datensammelwut zu sprechen, erscheint dann doch etwas viel Tamtam und die Erklärung darum ist weniger spektakulär als der augenscheinliche Skandal.
Das Business Modell von Samsung ist anders als bei anderen Tech-Giants, nicht das Sammeln von Daten, sondern der Verkauf von Hardware. Da kann die Stiftung Warentest die Samsung Pay App zwar kritisch sehen, aber im Kontext von Payment fehlt hier eine differenzierte Bewertung.
Denn das in Deutschland auch die DSGVO für Samsung gilt und Solaris als Partnerbank reguliert ist und schon alleine deshalb die Daten der Nutzer*innen sicher sein sollte, das weiß auch die Stiftung Warentest.