Reccuring Billing Provider für Deutschland

Ist der deutsche Markt bereit für einen Reccuring Billing Provider amerikanischer Machart?
 
Mehr und mehr entstehen auch in Deutschland Web-Geschäftsmodelle auf Basis einer monatlichen Subscription.
Grundlage sind oft mobile Apps die durch eine Web-App erweitert werden oder anders herum. Typische Vorbilder sind Dropbox, die 37Signal-Produkte, Instapaper oder Evernote.
 
Aber wie erfolgt das Billing der Kunden für einen deutschen Anbieter, der neben dem Verkauf über die App-Stores von Apple, Android und anderen mehr und mehr auch über die eigene Webseite verkauft will?
 
Vordergründig eine recht einfache Frage, da die meisten Nutzer dieser Anwendungen wohl eine Kreditkarte, einen PayPal Account oder ein Bankkonto für die Lastschrift haben und man dadurch in der Zielgruppe nahe an die 100% Abdeckung kommen wird.
  Aber was, wenn die Anwendung nicht nur in Deutschland verkauft werden soll und darüber hinaus zur Unterstützung der administrativen Aufgaben ein Dienstleister für das komplette Subscription-Handling (Reccuring Billing Provider) eingeschaltet werden soll? Dann Bedarf es auf die einfache Frage einer komplexeren Antwort – ein paar Stichworte gefällig?
  • PayPal (Website Pro, Express)
  • Kreditkarten-Acquirer und Akzeptanzvertrag
  • Payment Service Provider
  • Payment Gateway
  • Wallet
  • PCI
  • Lastschrifteinzugsermächtigung
  • Fraud
Um das ganze in eine sinnvolle Reihenfolge zu bekommen, sollten wir vorne beginnen: Ziel ist es, dass der Kunde so sicher und einfach wie möglich zahlen kann und dies gleichzeitig mit so wenig Aufwand wie möglich für den Anbieter verbunden ist, das Geld aber sicher eingeht und kein Missbrauch stattfindet. Gerade bei monatlichen Subscriptions erscheint es daher sinnvoll sich nach einem oder einer Kombination mehrerer Dienstleister für dieses Thema umzuschauen. Wie nicht anders zu erwarten gibt es von diesen vermeitlichen Full-Service-Dienstleistern (Recurring Billing Provider) auch eine ganze Menge – aber bisher keinen in Deutschland und auch nicht wirklich in Europa, sondern in den USA. Eine kleine Auswahl: Recurly // spreedly // chargify // cannybill // Simplified Ecommerce // cheddargetter // paysimple // aria systems Die inhaltlich und preislich sehr vergleichbaren Angebote dieser Unternehmen klingen auf den ersten Blick auch alle super und überzeugend und scheinen nahezu alle Anforderungen zu erfüllen (einige haben noch Probleme mit der VAT-Darstellung) – wenn man allerdings näher hinschaut, gilt dies vor allem für Interessenten aus den USA. Woran liegt das? Nahezu allen oben genannten Anbietern fehlt eine geeignete Anbindung (Payment Gateway) an die deutschen Payment-Landschaft via eines Payment Service Providers oder Acquirers. Die von den Anbietern genannten Partner für einen sogenannten Merchant-Account (in Deutschland Kreditkarten-Akzeptanzvertrag) können diesen Service leider deutschen Unternehmen nicht anbieten (hat was mit den Vorgaben von VISA und Mastercard im Sinne der Fraud-Protection zu tun). Darüber hinaus setzen die meisten Anbieter zusätzlich auf den in Deutschland nicht verfügbaren PayPal Dienst Website Pro, der ein Bezahlen via PayPal auch ohne einmalige Registrierung ermöglicht. Erste Anzeichen für eine Lösung haben Recurly und Cheddargetter mit Wirecard und Spreedly mit Ogone unternommen – der richtige Durchbruch ist das aber weiterhin noch nicht, da in der Regel viel zu viele Partner involviert sind, Verträge abschließen wollen und auf diese Art und Weise Komplexität und Preis in die Höhe treiben:
  • der Reccuring Billing Provider
  • der Kreditkarten-Acquirer
  • der Payment Service Provider
  • die Bank für den Lastschrifteinzug
  • PayPal
Welche Möglichkeiten bleiben?
  • Einen Merchant-Account für Kreditkarte und PayPal in den USA eröffnen und die vorhandenen Payment-Gateways der Anbieter nutzen und zudem auf die Lastschrift verzichten – nach meiner Einschätzung nicht ganz so einfach für deutsche Unternehmen, vor allem für solche in der Startphase.
  • Das Thema Payment und Reccuring Billing Service separat lösen und via Schnittstellen manuell miteinander verbinden.
  • Auf die Verbindung der Systeme warten oder gemeinsam mit den Anbietern der Wahl die Brücke schaffen.
  • Auf einen deutschen Anbieter warten oder selber einen bauen.
Wie sind eure Erfahrungen? Habt Ihr eine gute Lösung gefunden?

Autor

  • André M. Bajorat ist seit fast 30 Jahren in der deutschen Digitalwirtschaft zu Hause. Über die Stationen SK Online, Star Finanz, giropay und Number Four kam er 2012 als Business Angel zu figo. Das Unternehmen führte er von 2014 bis September 2019 als CEO von einer b2c App zu einem von der BaFin regulierten Banking as a Service Provider. Seit 2020 ist er Teil des deutsche Bank Konzerns und seit Mitte 2022 Managing Director bei einem deutschen Assetmanager. Er ist zudem Gründer und Herausgeber des erfolgreichen Branchen-Portals paymentandbanking.com, Podcaster, Investor (figo, Finleap, Loanlink, Sparkdata, Weddyplace, nufin, portify, moss, compa, brygge, embeddedcapital, PlanetA, Naro), Mitglied im Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums, aktives Mitglied im Bitkom, Herausgeber des Buches “Köpfe der digitalen Finanzwelt” und international gefragter Speaker. Inhaltliche Schwerpunkte sind Banking, Payment, FinTech, API-Banking, digital Assets und Crypto. Außerdem ist er Mit-Initiator und Ausrichter der Wahl zum „FinTech des Jahres” sowie der Eventreihen Bankathon, Payment Exchange, Banking Exchange und Transactions.io.

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