Nun also wirklich! Die Payment Service Directive 2 kommt wirklich und scheint auch wie das Internet nicht mehr weg zu gehen. Diese begrüßenswerte Klarheit und Gewissheit auf der rechtlichen Seite, führt aktuell aber noch nicht zu Ruhe und gezielter Aktivität auf der Marktseite. Hier begegnet einem viel Buzz & Aktionismus sowie Unwissenheit und Nervosität.
Wir wollen mal versuchen ein wenig mehr Klarheit in das Thema zu bringen und dies mit dem Blick auf die Bank
Banken können in der Post-PSD2 Welt neue Rollen einnehmen – Verpflichtende und Freiwillige!
verpflichtend als API Bereitsteller
reines PSD2 XS2A Interface um PSD2 compliant zu sein
freiwillig als API Nutzer
Nutzung der Möglichkeiten aus der PSD2 für eigene Use-Cases durch Abruf von Daten bei anderen Banken
Multibanking
Scoring
Kontowechsel
SMB Banking
etc.
freiwillig als “Tech-Unternehmen”
Beyond PSD2 XS2A Interface
Dev-Tools wie SDKs
Daten mit ‚added value‘ über PSD2 hinaus
Push Dienste
API-Kooperationen
Daten-Mashups
Community Aufbau
API als Business Modell
Plattform
etc.
Dies alles hat nur bedingt etwas mit Technik zu tun, sondern ist vor allem eine Frage des Mindset, d.h. der Einstellung auf Seiten der Bank. Die Fragen, die es dabei zu beantworten gilt, sind: Sieht die Bank Vorteile in einer Offenheit, d.h. im Plattformgedanken und in der smarten Nutzung von Daten auf Kundenwunsch? Sieht sie einen relevanten Business-Case für die Bank der Zukunft? Oder sind PSD2 und XS2A einfach nur weitere regulatorische Regeln, die Kosten verursachen?
Für Lösungen, aus der PSD2 jedenfalls notwendigen technischen Part, bilden sich seit einiger Zeit die für Banken nicht untypischen Konsortien. Eine kleine Auswahl:
Preta:
Ein Konsortium das sich hinter der EBA-Clearing verbirgt (die EBA Association, nicht zu verwechseln mit der EBA Authority) und welches in der Vergangenheit mit überschaubarem Erfolg das Produkt MyBank in den Markt zu bringen versuchte. Hinter der EBA-Clearing stehen eine Reihe europäischer Banken, so dass der Ansatz durchaus Sinn machen kann.
Berlin Group:
Pan-europäische Initiative verschiedener Beteiligter im Zahlungsverkehr. Die Berlin Group hat das Thema PSD2 nun aufgenommen und treibt eine Pan-europäische XS2A Lösung voran. Sie will diese im 4. Quartal diesen Jahres der Öffentlichkeit zur Konsultation geben. Bisher ist der Markt nicht an der Erstellung beteiligt.
Zudem haben vermehrt einzelne Banken das Thema API-Access allein auf der Agenda und machen in einer Pre-PSD2 Zeit ihre ersten Erfahrungen. Sie starten dabei in Teilen auch die aktive Monetarisierung ihrer Infrastruktur. Erste Beispiele:
Der Zugang auf die Bankeninfrastruktur manifestiert sich.
Zugänge sollen über Konsortien teilweise harmonisiert werden.
Neue Business Modelle auf Basis von ‚added-value‘ Daten müssen aber darüber hinaus entstehen können.
Für Innovationen müssen Communities bzw. Beziehungen zu einer neuen Zielgruppe aufgebaut werden.
Neue Skills und ein anderer Mindset werden bei Banken nötig:
Der Kunde als Souverän der Daten
Developer Friendliness
Infrastruktur als Wert, der monetarisierbar ist
Daten als Asset
Vorteile der Offenheit
Wonach sieht es demnach nicht aus?
Nach einer Standard API, die von allen europäischen Banken als XS2A API genutzt wird.
Fazit
Ein einheitlicher europäischer Standard, der zu weitgehend ist, wird Banken in ihrer Kreativität “Beyond PSD2” eher einschränken, denn befördern. Ein Standard kann dabei unterstützen, technische Aufwände gering zu halten. Dies darf allerdings nicht zu einer Gleichheit der kompletten Infrastruktur führen und die Unterscheidungsmerkmale auf 0 reduzieren bzw. Flexibilität und Innovation einschränken. Daran haben vor allem die agilen, digitalen Banken keinerlei Interesse. Sie werden daher nur Standards folgen, die es ihnen ermöglichen, ihre eigenen Business Modelle umzusetzen.
André M. Bajorat ist seit fast 30 Jahren in der deutschen Digitalwirtschaft zu Hause. Über die Stationen SK Online, Star Finanz, giropay und Number Four kam er 2012 als Business Angel zu figo. Das Unternehmen führte er von 2014 bis September 2019 als CEO von einer b2c App zu einem von der BaFin regulierten Banking as a Service Provider. Seit 2020 ist er Teil des deutsche Bank Konzerns und seit Mitte 2022 Managing Director bei einem deutschen Assetmanager.
Er ist zudem Gründer und Herausgeber des erfolgreichen Branchen-Portals paymentandbanking.com, Podcaster, Investor (figo, Finleap, Loanlink, Sparkdata, Weddyplace, nufin, portify, moss, compa, brygge, embeddedcapital, PlanetA, Naro), Mitglied im Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums, aktives Mitglied im Bitkom, Herausgeber des Buches “Köpfe der digitalen Finanzwelt” und international gefragter Speaker. Inhaltliche Schwerpunkte sind Banking, Payment, FinTech, API-Banking, digital Assets und Crypto.
Außerdem ist er Mit-Initiator und Ausrichter der Wahl zum „FinTech des Jahres” sowie der Eventreihen Bankathon, Payment Exchange, Banking Exchange und Transactions.io.
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