Vor zehn Jahren galten Fintechs und Banken mit ihren Angeboten zum einfachen Managen der eigenen Finanzen noch als großer Wurf. Trotz einiger namhafter Start-ups konnte sich die Technologie aber nie so richtig durchsetzen. Ein kleiner Marktüberblick.
Portfolio Tracking is on fire
Aktuell tut sich in Sachen Portfolio Tracker oder Asset Aggregation – eine richtig gute Übersetzung gibt es dafür noch nicht – so einiges. Solche Angebote gab es in Teilen zwar schon bei den besseren Anbietern für Personal Finance Management (PFM). Lasst uns aber dennoch mal einen Blick auf die neuen Anbieter und das mögliche Rational werfen.
Das Thema Anlage hat spätestens seit Corona eine andere Dimension bekommen. Das liegt auch an erfolgreichen Fintechs wie Trade Republic und Scalable Capital, verschiedene Crypto Bull-Runs und der Zinswende. Das hat zur Folge, dass viele Anleger nun auch ein oder mehrere Depots und / oder Crypto Wallets sowie Tagesgelder haben. Und genau dort setzen neue Player wie Getquin, Parqet oder Finanzfluss an.
Das Problem von PFMs
PFM war eigentlich immer kontobasiert, daher war eine der Kernthesen, dass wir Nutzer alle Daten an einem Ort (financial home) sehen wollen – in der Realität scheint es aber so zu sein, dass viele von uns doch nur ein relevantes Girokonto haben und dieses Home die Bank-App oder Webseite ist. Dies scheint sich jetzt ein wenig zu ändern, da nicht wenige ihre Assets (Aktien, Fonds, Crypto, Tagesgeld) bei verschiedenen Playern halten. Der Use Case der Daten-Aggregation scheint hier ein echtes Problem zu lösen.
Aber warum macht diese Aggregation für mich als Nutzer überhaupt Sinn und wo ist der Unterschied zur Aggregation der Girokonten beim „normalen“ PFM? Die bekannten Einnahmen / Ausgaben Übersichten eines PFM sind zwar nett und hilfreich, aber wenn man ehrlich ist, nerven sie irgendwie auch als besserwisserische Nerd-Show. Etwas anders scheint der Blick auf Depots, Crypto Wallets und andere Assets – hier geht es um die Analyse der Performance, Dividendenrechner, Risikoanalysen wie potentielle Klumpen und vieles mehr. Diese Analyse macht vielen – natürlich gerade in Bullenmärkten – Spaß und regt zum Denken und Handeln an, anstatt daran auf die Kosten zu achten.
Feature oder Produkt?
Eine spannende Frage wird sein, was das Ganze ist – ein Feature innerhalb meiner Bank oder meines Brokers, oder ein Extraprodukt wie es die aktuellen Anbieter wie Finanzfluss, Getquin oder Parqet uns suggerieren. Es gibt sicher gute Gründe für beides (ein Ort vs. Neutralität). Wenn man davon ausgeht, dass es ein Extraprodukt ist, dann ist es sicher spannend, mal darüber nachzudenken, was Monetarisierungswege sein könnten. Ich sehe hier vor allem:
- Abogebühr für den Service (Freemium)
- Integration von Produktanbieter-Content wie Asset Manager
- Provision für die Vermittlung oder Durchführung von Orders
- eigene Anlageprodukte und/oder Depots unter Nutzung neuer Player wie Upvest oder Lemon Markets
Ich habe zudem alle Tools einmal ausprobiert und finde, dass alle ihre Sache schon gut machen. Grundvoraussetzung zur Nutzung ist dabei für mich eine kostenlose Testphase und ein einfacher, automatischer Import meiner Bestände – ich weigere mich PDFs von links nach rechts zu schieben. Was ich bislang bei allen Tools am schmerzlichsten vermisse, ist eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsfunktion, da ich die Empfehlungen oft direkt in eine Aktion umsetzen würde und Medienbrüche, sprich App-Wechsel, als Riesenhürde empfinde. An das Thema scheint sich aber aktuell noch keiner so recht ran zu trauen.
Ich bin mir sicher, die Tools werden bleiben. Das Potenzial für noch mehr Verbesserungen ist auch da.
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