Der Jahresbeginn ist ja immer auch die Zeit der guten Vorsätze. Neben Sport und Ernährung sind bei vielen auch die Finanzen ein Thema, das am Anfang eines Jahres im Fokus steht. Oft geht es dabei um „Sparen“, „Investieren“ oder einfach darum, einen besseren Überblick über die eigenen Finanzen zu bekommen.

Vor einigen Jahren – auch dank Open Banking – kamen dabei auch immer wieder die Begriffe PFM oder Financial Home auf. Was ist davon übrig geblieben? Hat sich das durch die Einführung von PSD2 verändert und ist es im Mainstream angekommen?

Wir haben das P&B Team gefragt, wer seine Finanzen „managed“ und wenn ja, mit welchen Tools. Als Einstieg hat sich das Team gefragt, was im Alltag für folgende Anwendungsfälle zum Einsatz kommt:

  • Banking
  • Investments / Trading 
  • Crypto 
  • P2P
  • Übersicht / Aggregation 

Und das noch einmal unterteilt nach Mobile und Web.

Kilian: Der vielseitige Nutzer

Ich würde mir wünschen, dass die Cross-Device-Nutzung besser wird.

Banking: – Deutsche Bank – DKB – Qonto – Holvi – dazu noch ein paar „TAN Apps“.

Payment: Miles & More Credit Card – PayPal – Amex 

Und die „Reste Rampe“ – die auf meinem Handy installiert ist, aber nicht wirklich benutzt wird: Curve – Revolut (beides nur Fallback-Karten, bei Revolut für die Kids)

Trade Republic (eigentlich leer – keine Zeit zu traden)

Ehrlicherweise bin ich hinsichtlich Finanz-Apps „faul“. Ich habe mich trotz der einen oder anderen funktionalen Lücke oder unzureichender UX an die Apps „gewöhnt“. 

Was nervt, ist die 2-Faktor-Authentifizierung, v.a. in der Kombination mit Last Pass. Damit wird eine PayPal-Zahlung bei mir dann zweimal 2FA. Und das reinste Jonglieren der Geräte. 

Wealth mache ich über die Website – reicht mir völlig – Versicherungen sind teilweise mobil (DKV), aber auch da reicht mir alles, was über den Browser geht.

Aggregation mache ich über ein Google Sheet, da habe ich mir selbst etwas gebaut. 

Alles in allem keine wirkliche Veränderung in meinem „App-Zoo“ in 2023. Ich würde mir wünschen, dass die Cross-Device-Nutzung besser wird.

JochenDer kritische Web-Nutzer

Die App meiner Direktbank ist seit Jahren eine furchtbare Dauerbaustelle.

Seit Jahrzehnten mache ich meine Bankgeschäfte schon per Web. Entsprechend habe ich früh, also schon im DotCom-Hype der 1990/2000er Jahre, Web-Direktbanken und Direktbroker genutzt und seitdem viel kommen und gehen gesehen. Meine „Daily-Driver“ sind mittlerweile als Hauptbankverbindung eine klassische Direktbank, fürs Trading/ETF-Sparen ein Fintech-Neobroker, ein Crypto-Broker und PayPal für P2P. Ansonsten nutze ich keinen weiteren Finanz-Schnickschnack. Alles bediene ich jeweils über den mobilen Kanal, eigentlich…

„Eigentlich“ deswegen, weil ich nur mit der PayPal App seit Jahren extrem zufrieden bin, aber es sowohl bei den Apps der Direktbank und des Neobrokers immer noch sehr hakt. Ich nenne die beiden nicht namentlich, um sie nicht auch noch zu bewerben, da ich eigentlich beide schon längst wieder hätte verlassen müssen.

Die App meiner Direktbank ist seit Jahren eine furchtbare Dauerbaustelle. Sie hat immer noch nicht alle Features, verweist teilweise bei Funktionen oder Dokumenten auf die alte App der Bank bzw. das alte Web-Banking. Selbstredend alles mit komplett unterschiedlichen User-Designs, Datenbeständen etc. Grausam ist darüber hinaus die Tatsache, dass die App notorisch gestört ist. Oft muss man diese mehrmals hintereinander öffnen, weil die Daten nicht kommen. Und gelegentlich gibt es größere Störungen für mehrere Stunden oder einen Tag. Man bekommt nicht das Gefühl, dass das Grundproblem wirklich gelöst wird. Auch sind pauschale und zudem noch englische PopUp-Fehlermeldungen in der App wie “unknown error” von einer rein deutschen Bank gegenüber ihren deutschen Kunden alles andere als kundenfreundlich. Man fragt sich, warum die zuständigen Produktmanager so etwas ihren Kunden immer noch zumuten – oder nutzen sie ihre eigene App nicht? Jedenfalls ist diese App keine gute Visitenkarte für eine der größten deutschen Direktbanken. 

Ähnliches gilt für den ach-so-hippen Fintech-Neobroker, den ich nutze. Die App ist optimiert auf Trading aber auch nur das. Wenn man beispielsweise eine Übersicht der historischen Buchungen/Transaktionen/Gutschriften haben möchte, fängt das Rätselraten schon an. So drückt und wischt man etwas ziellos in der App, um irgendwann, oft per Zufall, ans Ziel zu kommen. Als ich in einer früheren Version der App mal Geld vom Referenzkonto abbuchen wollte und ich dieses Feature in der App nicht fand, habe ich mich sogar in die Web-Version einloggen müssen. Auch hier fragt man sich, was die hippen Herrschaften bei der Entwicklung und Test ihrer UX gedacht haben oder weiter denken. 

Bei Crypto habe ich auch alles schon durchprobiert, was Rang und Namen hat – mit teilweise guten, teilweise weniger guten Erfahrungen. Mein letzter Anbieter machte Schlagzeilen mit einer AGB-Änderung indem sie sich dreist Staking mit meinen gehaltenen Cryptos einräumen lassen. Selbstredend ohne die Staking-Erträge mit mir zu teilen. Erinnert sich noch jemand daran, was mit den Cryptos beim Staking-Anbieter Celsius passierte? Der Anbieter meiner Crypto-Trading-App offensichtlich nicht, weshalb ich dort nicht mehr trade und den AGB-Änderungen nicht zugestimmt habe.

2024 und mobiles Banking und Trading fühlen sich in relevanten Punkten immer noch “broken” an. Viel zu oft muss der Kunde sich an den Apps orientieren, anstatt die Apps sich an den Kunden. Daher keine Finanz-Apps auf meinem Homescreen.

André: Der Mobile-First Nutzer

Ich bin heute ein Mobile-Nutzer. Das war früher anders, aber auch dank der Hürden durch PSD2 habe ich kein ‚Financial Home‘ mehr.

Ich bin heute ein Mobile-Nutzer. Das war früher anders, aber dank PSD2 habe ich kein „Financial Home“ mehr. Zu HBCI- und FINTS-Zeiten war das anders. Damals habe ich meine Konten und Depots immer aggregiert und in einem Blick gehabt. 2-FA, komplizierte Anbindung der PSD2-APIs oder nur „Read-only-Möglichkeiten“ haben die Nutzung der Aggregations-Apps für mich uninteressant gemacht. Jetzt habe ich eher einen Wildwuchs verschiedener Apps für verschiedene Anwendungsfälle auf meinem Smartphone. 

Im aktiven Einsatz sind bei mir: 

  • Qonto: Als Hauptkonto für meine eigene Gesellschaft. Die App ist wirklich gut, auch wenn der Service nach der Fusion mit Penta deutlich teurer geworden ist. 
  • Bison: Nach dem Ende von Nuri und dem Test einiger anderer Angebote im Cryptospace, bin ich im “sicheren” Hafen von Bison gelandet. Hier verwalte ich Sparpläne für verschiedene Coins. 
  • Getquin: Ist mein „new kid on the phone“ und nutze ich zur Aggregation verschiedener Depots. Den Community-Part nutze ich wenig bis gar nicht, aber die Aggregation sowie der Dividenden-Kalender sind hilfreiche Funktionen für mich. 
  • Trade Republic: Hier bin ich seit der Alpha- und Betaphase des Produkts hängen geblieben und verwalte vor allem ETF-Sparpläne. Die Aufregung um das Release der neuen App habe ich ehrlicherweise nicht verstanden, da ich weiter finde, dass die App für den riesigen Funktionsumfang gut nutzbar ist.
  • (Finanzguru): Habe ich eine Weile für die mobile Aggregation genutzt – seit dem letzten Handywechsel und der damit verbundenen kompletten Neueinrichtung der Konten habe ich die Nutzung aber mindestens mal unterbrochen.
  • Splid: Eine wichtige App für alle Gruppen-Reisen mit Freunden. Habe weiter keine bessere App für Gruppen-Ausgaben gefunden. Ausgleichszahlungen finden nachher in der Regel via PayPal statt.
  • 1822direkt: Ist meine historische Verbindung in die Sparkassenwelt und wir nutzen dieses Konto als Familien-Konto. Der Funktionsumfang ist rudimentär aber ok – die Apps selbst erinnert eher an Windows 98.
  • Comdirect: Hier liegt mein historisches Depot und alles das, was ich nicht beim Depotwechsel übertragen konnte, aber gern halten wollte. Zudem haben meine Kids hier Kinderkonten und ich den Eltern-Zugriff. Vor einigen Jahren waren die Apps und die mobilen Frontends wirklich auf der Höhe der Zeit. Seit einer Weile hat sich hier aber nichts mehr entwickelt und die Kinder-App wurde eingestellt. Eher ein Legacy Thema bei mir.
  • Oskar: Selten in der aktiven Nutzung, aber hier liegt ein Sparplan eines Kindes. Ich mag das Konzept des gemeinsamen Sparens mit Großeltern und Verwandten aber weiterhin. 
  • N26: Ja, ich gestehe: N26 ist mein Alltagskonto und ich vermisse wenig. Allerdings nutze ich es auch wirklich nur für Zahlungsverkehr.
  • PayPal: Die App ist bei mir beschränkt auf P2P und eher selten auf das Nachvollziehen von erfolgten Zahlungen. Die seit Jahren gängige Vision, dass PayPal mal zu einer Alltagsbank wird und auch das Thema Investment abdecken, hat sich für mich jedenfalls nicht bewahrheitet. PayPal ist für mich meine zweite Wahl im E-Commerce und meine Nummer 1 bei P2P-Zahlungen. 
  • Sparkasse: Ist eher eine Muss-App, die ich noch habe, da hier ein Gemeinschaftskonto einer Erbengemeinschaft sowie verschiedene Immokredite laufen. Zu der App selber habe ich eine emotionale Beziehung und bin sicher daher auch immer wieder enttäuscht darüber, wie wenig Freude dieser ehemalige Vorreiter heute noch macht.
  • DKV: Zum Einreichen von Arztrechnungen für mich und die Kinder. 
  • Check 24: Ist meine App für die Verwaltung meiner Versicherungen und den Vergleich neuer und bestehender Verträge, wie zuletzt einer Drohnenversicherung.  
  • Apple: Ist keine App im klassischen Sinne, aber wohl die meistgenutzte Funktion dank Apple-Pay. Wobei ich dies meistens auf der Uhr initiiere. Ich bin gespannt, ob Apple mein PFM der Zukunft werden kann, wenn sie Open Banking konsequent ins iOS integrieren.

Und ja – historisch habe ich auch noch eine Desktop-App auf dem Mac. MoneyMoney nutze ich meist dann, wenn ich historische Daten oder Auswertungen für die Steuer benötige. 

Wenn es mal ein Ziel war, dass PSD2 die unabhängigen Anbieter stärken sollte, so ist bei mir das Gegenteil eingetreten: Banken- und Diensteanbieter-Apps sind bei mir zurück. Finde ich das gut? Nein – ich würde mich freuen, wenn ich viele meiner Apps in einer aggregieren könnte. 

Maik: Der selektive App-Nutzer

Ich persönlich halte nichts von Super-Apps, die als eierlegende Wollmilchsau alle Probleme lösen wollen.

Apps? Ich hatte sie alle. Geblieben sind nur einige wenige. Ich nutze die Banking-App meiner Hausbank, eine Multibanking-App für den anderen Krams (und weil die Widgets so schön sind). Noch immer glaube ich an den alten Slogan „There is an App for that“: Also ein Anwendungsfall, eine App. Ich persönlich halte nichts von Super-Apps, die als eierlegende Wollmilchsau alle Probleme lösen wollen. 

Viel spannender ist für mich die Frage, ob es am Ende mehr in Richtung Assistenz-Apps gehen wird. Also ein Chat GPT für Finanzen. Es würde mich nicht wundern, wenn wir in den nächsten drei Jahren mehr mit den AirPods sprechen, als am iPhone aufs Display schauen.

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