Zum Jahresende gibt die Payment-Beratung CMSPI einen Ausblick auf wichtige Trends 2023. So stehen etwa regulatorische Änderungen, Kostensteigerungen und eine „neue Ära“ der beliebten girocard bevor.

Ausgabe Girocard läuft aus – Händler befürchten höhere Kosten

Im Juli 2023 soll laut Mastercard die Ausgabe neuer Maestro-Karten in den meisten europäischen Ländern auslaufen. VISA plant für V-Pay einen ähnlichen Schritt. Maestro und V-Pay sind die sogenannten Co-Badge-Schemes der girocard. Nur durch diesen „Trick“ war bislang der Einsatz der Karte auch im Ausland möglich. Im Juli 2023 wird diese Option für neu ausgestellte girocards entfallen. Falls die verwendete girocard nach Juli 2023 abläuft, kann diese weiterhin, auch im Ausland, genutzt werden, aber spätestens Ende 2027 wird das Scheme eingestellt. Die Sparkasse hat schon jetzt ein Nachfolgemodell angekündigt. Aus der Sparkasse girocard soll laut Finanzexperten eine girocard mit Co-Badge Visa Debit werden.

Der Handel sieht diese Entwicklung mit Sorge und befürchtet höhere Kosten bei der Kartenzahlung. Nicht ganz unbegründet, wie auch Statistiken der Payment-Beratung CMSPI zeigen. Die Kosten für den Einsatz von Visa oder Mastercard Debit sind meist weit höher und bereits in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Würde der Marktanteil der girocard um nur 10 Prozentpunkte zurückgehen, stiegen die Kosten der Händler für die Kartenakzeptanz um schätzungsweise mehr als 33 Millionen Euro jährlich. Würde die girocard komplett vom Markt verschwinden (Marktanteil aktuell bei 61 %), dann kämen auf den Handel sogar jährliche Zusatzkosten von schätzungsweise 200 Mio. € zu.

Die Entwicklung stärkt die Marktposition der US-Anbieter Visa und Mastercard. Dadurch können sie hohe Transaktionskosten von den Kunden verlangen und bereits jetzt bezahlen Händler deutlich mehr, als bei Zahlungen mit einer herkömmlichen „EC-Karte“. Maßgeblich werden aber letztlich die Konsumenten sein, denn sie entscheiden, mit welcher Karte sie künftig bezahlen wollen.

Instant Payment findet hohe Akzeptanz

Der Entwurf der EU-Kommission sieht vor, dass europäische Banken ihren Kunden in den kommenden Jahren Echtzeit-Zahlungen ohne zusätzliche Kosten anbieten müssen. Die Umsetzung könnte in der Eurozone bereits 2023 erfolgen. Derzeit unterstützen jedoch nur zwei Drittel der Banken in Europa Instant Payments, was nur 13 % der Kredittransaktionen entspricht. Im Jahr 2023 könnte sich dies ändern und Händlern und Verbrauchern eine zusätzliche Option beim Bezahlen bieten. Eine breitere Akzeptanz von Sofortüberweisungen wurde bisher durch die von vielen Banken erhobenen Zusatzgebühren behindert. Geldüberweisungen in Echtzeit – das ist ein klarer Trend für 2023.

BNPL: Kreditwürdigkeit muss besser geprüft werden

Marktforscher prognostizieren, dass sich der weltweite Markt für BNPL bis 2026 auf ein Volumen von 995 Milliarden US-Dollar vervierfacht. Der Trend zum späteren Bezahlen ruft inzwischen aber auch die Finanzaufsichtsbehörden auf den Plan, die hier regulierend eingreifen. Am 02. Dezember gab das Europäische Parlament nun bekannt, dass die Mitgliedstaaten von Kreditgebern verlangen, dass sie vor Abschluss eines Kreditvertrags eine gründliche Prüfung der Kreditwürdigkeit des Verbrauchers vornehmen, um im Interesse des Verbrauchers unverantwortliche Kreditvergabepraktiken und Überschuldung zu verhindern. Bei Krediten bis zu 200 Euro mussten bisher keine Bonitätsprüfungen durchgeführt werden und die Schufa legte offen, dass vor allem in jüngeren Altersgruppen die Verschuldung durch BNPL zunehme. Diese Lücke soll nun voraussichtlich geschlossen werden.

Für Händler in Deutschland ist „Buy now, pay later“ nichts völlig Neues. Der klassische „Kauf auf Rechnung“ wurde schon in den 60er-Jahren eingeführt und ist seit 2021 mit dem internationalen Namen „BNPL“ gekleidet. Dabei ist vor allem die Funktion des Ratenkaufs auf internationalen Märkten beliebt, in Deutschland dominiert weiterhin der Rechnungskauf. Vor allem der Nutzen eines BNPL-Anbieters kommt Händler teuer zu stehen, denn der Anbieter übernimmt zwar das Zahlungsausfallrisiko und die Bonitätsprüfung, aber Händler zahlen 3-6 Prozent des Transaktionswertes an den jeweiligen Anbieter. In Deutschland wächst der BNPL-Ratenkauf im Moment noch verhalten, doch CMSPI-Prognosen zeigen, dass vor allem im E-Commerce-Sektor, BNPL als moderne Form des Rechnungskaufs zunehmen wird.

EPI: Händler können auf kein Patentrezept zählen

Die European Payment Initiative wird seit Jahren heiß diskutiert. Wird sich das 2023 ändern? Experten von CMSPI bezweifeln dies. Die Europäische Zahlungsverkehrsinitiative wurde von vielen als Europas Antwort auf Visa und Mastercard gepriesen. Doch wie die vielen Versuche zuvor hat die EPI ihre Pläne Anfang des Jahres geschmälert und auf ein europäisches Wallet beschränkt, statt eine Scheme Alternative zu bieten. In Anbetracht des steigenden digitalen Volumens und der Exklusivitätsvereinbarungen, die die einheimischen Systeme von der Bildfläche verdrängen, ist es klar, dass die europäischen Händler nicht auf ein Patentrezept zählen können, so die Experten von CMSPI. Wenn die EPI tot ist, müssen die Händler im Jahr 2023 ihre derzeitigen Vereinbarungen eher früher als später überdenken.

PayPal stellt Konten ein

2023 sollten Kunden Ihre PayPal-Konten unbedingt prüfen. Der Zahlungsabwickler will kleine Guthaben auf inaktiven Konten einkassieren und die Konten schließen. Außerdem hatten Nutzer bislang die Möglichkeit, dass PayPal Retourenkosten übernahm. Bis zu einem Wert von 25 Euro und maximal 12-Mal im Jahr kam der Dienstleister für die Kosten für zurückgesendete Bestellungen auf. Auch diesen Dienst wird PayPal zum Jahreswechsel einstellen.

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