Open Banking-Anbieter finleap connect vollzieht Wechsel an der Management-Spitze

Die angespannte Situation unter den europäischen Fintechs macht auch vor dem letzten verbliebenen deutschen Open Banking-Anbieter, finleap connect, nicht Halt. Rund 10 Prozent der rund 140 Mitarbeiter haben am gestrigen Mittwochabend ihre Kündigung erhalten. Mit der Entlassungswelle dürfte eine strategische Neuausrichtung verbunden sein, die sich auch im Wechsel im Management widerspiegelt.

An der Spitze stand zuletzt als CEO Frank Kebsch, der vor 2,5 Jahren von Arvato Financial Solution gekommen war. Auf seine Position folgt zum 1. August Nicola Breyer, die zuvor als Chief Growth Officer bei dem Finanztechnologie-Dienstleister OptioPay tätig war. „Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem erfahrenen Team und unserer Produktpalette bevorzugter Partner der Industrie sein werden“, sagt sie. Kebsch bleibt dem Management-Team zunächst in beratender Funktion erhalten.

Die Führungsriege bestand zuletzt aus Andreas Reuß (CCO), Lea Siering (CRO), Katja Hunstock (CPO), Uwe Sander (CTO) und Ignacio Garcia (CSO). Verbunden mit dem Wechsel an der Spitze wird sich auch das Management-Team verändern. Marco Jostes, seit September 2021 Head of Finance, wird als neuer CFO in dieser Position künftig auch für die Bereiche Recht und Compliance verantwortlich sein. Garcia, bisher Chief Strategy Officer, wird mit sofortiger Wirkung die Rolle des COO übernehmen. Reuß und Siering verlassen hingegen das Unternehmen.

finleap connect aus Zusammenschluss entstanden

finleap connect war 2019 nach dem Zusammenschluss von Figo und Finreach entstanden und vom Mutterunternehmen finleap finanziert. Im Juni letzten Jahres konnte es sich erstmals eine Finanzierung in Höhe von insgesamt 22 Mio. Euro sichern. Zu den Investoren gehören der Softbank-Ableger SBI Investments und Ilvaska Vuillermoz Capital.

Kurz nach dem Bekanntwerden ging finleap connect auf Einkauftour und erwarb den zweitgrößten spanischen Open-Banking-Anbieter Myvalue Solutions. Dieser Schritt zeigte, dass die Internationalisierung neben der sukzessiven Loslösung von finleap bzw. Embedded Capital wahrscheinlich zu einem der wichtigsten Punkte der Wachstumsstrategie gehörte. Zu den wichtigsten Mitbewerbern auf dem europäischen Markt gehören neben Plaid und Yapily unter anderem auch das britische Truelayer und damit Unternehmen, die allesamt mit deutlich mehr Funding ausgestattet sind.

Entwicklung auch bei anderen Fintechs zu beobachten

Die aktuelle Entlassungsrunde und der Umbau des Managements deuten jetzt auf eine Anpassung der Strategie sowie eine stärkere Ausrichtung auf profitables Wachstum hin. Mit diesem Schritt steht finleap connect derzeit nicht alleine da: Hierzulande mussten aufgrund strategischer Neuausrichtungen zuletzt einige Finanz-Start-ups ihre Beschäftigten entlassen, darunter der schwedische Zahlungsanbieter Klarna, das Banking-Start-up Kontist, Trade Republic und der Kryptowährungsspezialist Nuri (ehemals Bitwala) sowie SumUp und zuletzt Bitpanda. 

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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