Was bringt der Chinese? – ein Reisebericht zur Money2020 China
Wir haben uns auf den weiten Weg nach China gemacht – ja Las Vegas (Money2020 USA) ist auch nicht gerade um die Ecke, aber Hangzhou ist noch mal eine andere Nummer – MUC – CPH – PVD (Shanghai), dann mit dem Taxi eine Stunde zum Schnellzug Bahnhof um eine weitere Stunde mit dem Zug nach Hangzhou zu reisen. Interessanterweise funktioniert sowohl das Reservierungssystem, als auch die Klimaanlage und das Bistro, dazu kommt, er war auch noch pünktlich – wie geht denn so was? Dafür aber kein WiFi – fast schon enttäuschend, dann noch mal eine Stunde mit dem Taxi zum Hotel. Von Tür zu Tür schlappe 24h und gereiste 4.400 km, wobei dann letztendlich alles sehr reibungslos lief, Taxi war etwas tricky, vor allem weil wir der Meinung waren er fährt uns zum falschen Hotel, dem war nicht so – das ist eine andere Geschichte…
Wo liegt Hangzhou eigentlich?
Und wieso ist da die Money2020 China?
Angeblich entsteht hier eine weitere “FinTech Hauptstadt”. Europa mit Kopenhagen lässt grüßen, denn AliBaba/Ant Financial haben angeblich in Hangzhou und dessen Umgebung bereits 20 Mrd. investiert. Klingt allerdings für chinesische Verhältnisse nach Portokasse. Interessanterweise war AliPay und auch AliBaba nur sehr versteckt auf der Money2020 zu finden. TenCent habe ich gar nicht gesehen. Die Antwort der Veranstalter war, dass man froh wäre, dass AliPay überhaupt aufgetaucht ist. Normalerweise kommt “man” zu so etwas nicht.
Hangzhou selber ist schnell erzählt – mausgraumetallic – es mag an den zwei Tagen und der Jahreszeit liegen, aber irgendwie war es egal ob es früh oder spät war – es wurde nicht richtig hell. Klima, Jahreszeit oder Smog man weiß es nicht. Im Dunkeln war es deutlich “besser” – zu Mal die chinesische Liebe zu bunt beleuchteten Hochhäusern besser zur Geltung kam.
Der erste Eindruck
- Klein – in China ist doch mindestens alles drei Mal so groß – wir waren etwas verunsichert – nebenan war ein Gynäkologen Kongress – der war gefühlt gleich groß.
- Familiär – das Positive – kein Stress bei der Registrierung – (ich sag nur Singapur und die 3 km Schlange) – kein Stress beim Essen – Plätze in der ersten Reihe. Keine Beschwerden.
- Chinesisch – die erste Money2020 auf der ich von Anfang bis Ende niemand getroffen habe, den ich kannte. Am Ende für mich sehr positiv. Es gab Zeit für Vorträge. Die “Langnasenquote” war geschätzt maximal 5% und davon sehr viele “Expats”. Anreise von Euopra kaum. Es kam uns schon im Flieger seltsam vor, dass wir niemand im Schnellzug wieder getroffen haben. Europäische Firmen waren so gut wie nicht vertreten. Ein paar tauchten auf dem Sponsoring Sheet auf – denke aber da handelt es sich eher um globale Deals mit der M2020 – da bekommt man China praktisch “umsonst mit”.
- Laut – nicht aufgrund der “Masse der Leute” – dafür waren es zu wenig. Eher die Tontechnik. Vermutlich etwas Kulturelles, aber man konnte kaum in Ruhe ein Nickerchen machen. Jeder Vortrag wurde in der Lautsträke eines Flugzeugstartes angekündigt
- “Fremdsprachlich” – zum ersten Mal eine Konferenz auf der ich mit Headset rumlaufen musste – mind. 50 % der Vorträge waren nur auf Mandarin.
- Geschlossen – bezieht sich nicht direkt auf das Event – in Teilen aber schon – China zeigt sich als geschlossenes Ökosystem. Ohne Didi bekommt man kein Taxi. Ohne WeChat kann man nicht kommunizieren. Ohne Alipay/WeChat pay kann man kaum etwas online bezahlen. Und bei Zwei von Dreien sind “Ausländer raus”. Erlebt man selten. So sieht man, dass ein 1,4 Mrd Markt eigentlich niemand von außen braucht, um zu wachsen.
Das Programm der Money2020 China
Wake Up with the CEO’s – die erste Runde hätte auf jeder M2020 genauso sein können, der Ort ist egal. Auf jeden Fall war es unterhaltsam, aber ich fragte mich: bin ich in China? Man muß dazu sagen, dass die M2020 wohl versucht über den ein oder anderen Moderator etwas Konsistenz in den Ablauf zu bringen. (Birch, Skinner, Ron Kahlifa). Für Besucher die auf mehren “Moneys” sind, ein bischen wie Groundhog Day, denn die ein oder andere Phrase, die auf den unterschiedlichen Panels benutzt wurde, hatte man schon des öfteren gehört (Beispiele: Uber besitzt keine Autos, AirBnB keine Wohnungen, ebay keine Waren…) Ob man mit der Weisheit im Land der Marktplätze (AliBaba) noch jemand hinter dem Ofen hervorholt ist fraglich, da schwingt meiner Meinung eher etwas “amerikanische Arroganz” mit.
Im Laufe der Tage gab es einige sehr interessante und auch gute Vorträge. Hervorzuheben ist Ant Financial auch wenn hier so viel Content in einen Slot gepresst wurde, dass die Simultanübersetzerin aufgrund von Erschöpfung ausgetauscht wurde. 51PrePaids ( ja in China gibt es PrePaid Karten), wie man sieht, es ist nicht alles AliPay&WeChat – sehr interessant, wie dort mit Zahlen und Daten gearbeitet wird.
Weitere Highlights: Grab, ein tolles Ökosystem in Südost Asien. Hatte ich bis dato gar nicht auf der Uhr. Ein AI Professor, der eher darüber erstaunt war, dass er für China den Anwendungsfall für AI kaum in FinTech sieht, denn eher im Manufacturing (“We are loosing our workbench to Bangladesh”)
Leider gab es die ein oder andere Wiederholung im Sinne der Gäste und einige, meiner Meinung nach zu viele, NoShows.
Das Fazit
Mal etwas anders und dass im positiven Sinne. Es gab mir die Chance neben einem Event, auch Einblicke in die Kultur zu bekommen und am Rande etwas über China zu lernen.
Man merkt, dass es noch eine Lernkurve gibt. Das Programm wirkte noch nicht komplett durchdacht und durchorganisiert. Einige Vorträge waren zwar inhaltlich gut, man fragt sich nur, ob diese ausgerechnet zu China passen (z.B. eine sehr gute Keynote von Grab – die aber leider in China nicht an den Markt dürfen). Auch die “NoShow” Quote von Rednern(innen)/Panelisten war mir irgendwie zu hoch. Das verbuche ich aber unter Anlaufverluste.
Ob die Zweiteilung Asia und China sinnvoll ist, kann man noch nicht sagen (aus Sicht der Besucher). Auf den ersten Blick schaut es etwas nach “Geldmacherei” aus. Ich denke aber es gibt hier schon eine Berechtigung. Der Markt gibt es her, hat Potential und Bedarf – nur muss es sich noch mehr an die anderen Veranstaltungen anschließen.
Würde ich noch mal hinfahren?
I don’t know. War in der Tat etwas “Bildungsurlaub”. Und eine Woche geht dafür “drauf”.
Was würde ich der Money2020 mitgeben?
Macht es in Shanghai oder holt euch mehr “nicht Chinesen” rein. Events leben von Offenheit und Austausch. China hat da viel zu bieten und Europäer und Amis noch viel zu lernen.
Zum Abschluß das Zitat von Klarna CEO Sebastian Siemiatkowski:
“We will not come to China – as we are not able to compete with you – to many smart people….”
In den USA versuchen sie es aber….. auch eine Aussage #Donald
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