Kopf an Kopf – Rennen: Nach Revolut ist Klarna wieder das wertvollste Fintech

Kopf an Kopf – Rennen: Nach Revolut ist Klarna wieder das wertvollste Fintech

Ja, wer denn nun? Noch in der letzten Woche wurde Revolut durch eine Finanzierung von 500 Millionen Dollar und einer Bewertung von rund 5,5 Milliarden Dollar zum wertvollsten Fintech Europas gekürt. Kaum sieben Tage später ist das britische Unternehmen schon wieder vom Thron gestoßen worden. Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna könnte nun wieder das oberste Treppchen besteigen.

Das wertvollste Fintech der Welt, Ant Financial, eine Tochtergesellschaft des chinesischen Technologiegiganten Alibaba, ist bei dem Unternehmen als Gesellschafter eingestiegen und hat eine Minderheitsbeteiligung an dem schwedischen Unternehmen erworben. Über die Höhe der Beteiligung wurden keine Angaben gemacht, doch handelt es sich um eine Beteiligung von unter einem Prozent.

Wir erinnern uns: Bereits im letzten Jahr setzte sich Klarna schon einmal die Krone auf. Im August 2019 sammelten die Schweden 460 Millionen Dollar und wurde nach dieser Finanzierungsrunde zuletzt auf 5,5 Milliarden Dollar bewertet. Klarna wurde 2005 gegründet. Zu den Investoren zählen:

Kopf an Kopf – Rennen: Nach Revolut ist Klarna wieder das wertvollste Fintech
  • die Risikokapitalfirma Sequoia Capital
  • Australiens größte Bank, die Commonwealth Bank of Australia,
  • Bestseller Group,
  • Atomico,
  • VISA
  • Permira
  • Snoop Dogg, der als Teil des Marketings auch das prominenteste Aushängeschild und Testimonial für Klarna fungiert.

Und das sind die Kunden:

Klarna arbeitet heute weltweit mit über 200.000 Einzelhändlern und E-Commerce-Plattformen, darunter:

  • AliExpress
  • H&M
  • ASOS
  • Expedia Group
  • IKEA
  • Farfetch
  • Adidas
  • Spotify
  • Samsung
  • Nike.

Im Jahr 2019 kamen über 75.000 neue Händler hinzu. Aktuell beschäftigt über 2.700 Mitarbeiter in 17 Ländern.

Im Jahr 2014 übernahm Klarna die Sofort GmbH; im Jahr 2017 erfolgte dann die Akquisition der Billpay GmbH. Zu Mitte dieses Jahres kündigte der Zahlungsdienstleiter zudem die Eröffnung eines Kompetenzzentrums für Innovation in Berlin an. Gerade heute kündigte Klarna noch die Zusammenarbeit mit Wirecard an. Durch die Kooperation ergänzen sich Wirecard und Klarna in ihrem Angebot: Klarnas Händlerbasis wird durch den bestehenden und zukünftigen Wirecard-Händlerpool erweitert. Klarna kann somit als populäre Verbrauchermarke weiter wachsen und seinen Kunden auch weiterhin ein reibungsloses Einkaufserlebnis beim Bezahlen mit Klarna bieten. Wirecard bindet alle drei Klarna-Zahlungsmethoden über eine einzige Integration in den Checkout des Händlers ein und übernimmt die Abwicklung aller Zahlungen. Die Option ist derzeit in neun Ländern verfügbar, weitere Länder werden im Laufe des Jahres folgen.

Wie bewertet das Payment & Banking Team die transkontinentale Liaison?

Jochen Siegert
Warum investiert ein chinesischer Gigant unter ein Prozent in ein europäisches Fintech? Am Geld liegt es nicht – Ant könnte Klarna gleich ganz schlucken. Ein Prozent ist auch keine wirkliche „Finanzanlage” – ein etwaiger Return bei einer Ver-x-fachung des zukünftigen Klarnawertes, spürt Ant gar nicht in der Bilanz.

Kopf an Kopf – Rennen: Nach Revolut ist Klarna wieder das wertvollste Fintech

Geht es um den Wissenstransfer von Europa nach China? Ich denke nicht, wenn man sich einmal anschaut, wie viel weiter Ant Financial auf Produktebene und Skalierung in China ist. Am Ende ist es daher ein klares und eindeutiges Signal: Ant wird sich mittelfristig nicht auf Asien und Indien fokussieren. Wir westliche Länder sind längst in den Expansionsfokus gerückt. Die Alarmglocken bei den etablierten Anbietern hier, die sich primär mit sich selbst statt dem Kunden beschäftigen – Stichwort #DK und PEPS-I, sollten laut Schrillen. Schnell marktfähige Produkte für den Kunden

Kilian Thalhammer
Es passt in die Strategie von Ant Financial – in den zentralen Regionen in B2C orientierte Payment Companies ab einer bestimmten Größe zu investieren. Dieses Vorgehen stellten die Chinesen bereits mit ihrem Investment in das indische PayTm unter Beweis. So gesehen ist es also keine Überraschung und nun endgültig der Beweis dafür, dass die alte Beruhigungsthese „Die kommen nicht nach Europa“ schon immer Quatsch war.

Klarna hat sich nun aber vermutlich die Tür für andere Investoren zugemacht. Es sei denn der IPO wird irgendwann vorbereitet. Schwer vorherzusagen, wo das hingeht. An den Überkreuzmarkteintritt in China glaube ich ebenso wenig wie daran, dass Ant Financial die Technologie und das Produkt Know how von Klarna braucht – da ist Ant Financial seinerseits weiter. Es ist eine starke Positionierung gegenüber Paypal, aber ob der Einstieg zwingend förderlich für einen Einstieg in den amerikanischen Markt war?

Maik Klotz
Klarna ist nicht nur im Moment das wertvollste Fintech in Europa sondern zählt auch zu den Fintechs mit der bemerkenswertesten Entwicklung der letzten Jahre. Den Fokus, den Klarna sowohl auf den Händler, als auch auf den Konsumenten legt ist beeindruckend und zeigt wie wichtig eine nutzerzentrierte Entwicklung ist. So gesehen löst Klarna auf vielen Fronten Probleme – beim Händler und beim Kunden und hat darüber hinaus ein Ökosystem geschaffen, welches für alle Protagonisten einen Mehrwert bietet.

Ich glaube noch immer, das Klarna einem Giganten wie Paypal langfristig das Leben schwerer macht. Während Paypal Marktanteile verlieren kann, kann Klarna nur gewinnen. Auch wenn Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski erklärte, sein Unternehmen habe kein Interesse daran, in den chinesischen Markt einzusteigen, schadet die Kooperation mit Ant Financial bzw. Alipay sicher nicht.

„Während Paypal Marktanteile verlieren kann, kann Klarna nur gewinnen. “

Auf Aliexpress, dem E-Commerce Shop von Ant Financial, kann man schon länger mit Klarna bezahlen. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu denken, was da noch alles kommen könnte. Es bleibt spannend.

Nicole Nitsche
Die mobile Brieftaschen-Tochtergesellschaft von Ant Financial, Alipay, hatte ja bereits mit Klarna zusammengearbeitet und ihre Zahlungsplattform in den Alibaba-eigenen AliExpress eingebettet, um den Nutzern der E-Commerce-Website eine Finanzierung anzubieten. Die Partnerschaft mit Ant Financial kann also wohl nur die laufende Zusammenarbeit mit Alipay vertiefen oder neue Möglichkeiten ausbauen.

Mit Hilfe der Beteiligung kann natürlich auch der sowieso schon mächtige Finanzdienstleister aus China auf dem internationalen Parkett weiter expandieren, indem Alibaba-Nutzer Zugang zu Klarnas „Pay Later” – Dienst erhalten. Die digitale Brieftasche von Alipay gehört neben WeChat Pay sowieso schon zu den beliebtesten Zahlungsmitteln des Landes und demnach kann eine Beteiligung ihnen nur in die Karten spielen, um ihre Plattform noch weiter zu stärken und international auszubauen. Auch Klarna profitiert mit Sicherheit von dieser Liaison, nicht nur finanziell.

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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