IRIS legt 150 Millionen Euro Fonds auf und will weiter in Fintechs investieren

In Zeiten wie diesen ist es für Fintechs nicht gerade leicht, an Kapital zu kommen. So gut wie alle Unternehmen werden ihr Investitionsverhalten im kommenden Jahr überdenken müssen. Vor allem  B2C-Fintechs zeichnen sich durch einen erheblichen Bedarf an Liquidität aus, um ihre laufenden Kundenakquisitionen zu finanzieren und rentabel zu bleiben. Nach einem ohnehin schon schwierigen Jahr 2022 dürfte auch das kommende Jahr in puncto Geldbeschaffung aka Invest kein Selbstgänger werden.

Botschaften, wie diese, dürften die Branche somit vielleicht erfreuen. IRIS, eine der führenden europäischen Venture-Capital-Gesellschaften mit Büros in Paris, Berlin und München, verkündet jetzt das First Closing eines neuen Venture-Fonds in Höhe von 150 Millionen Euro. Im Fokus des Fonds stehen Seed und Series-A Investments in Höhe von einer bis acht Millionen Euro. Besonderes Augenmerk liegt auf schnell wachsenden Technologieunternehmen aus dem DACH Raum und Frankreich. Der neue Fonds ist die vierte Frühphasenfonds-Generation von IRIS.  

Krise als Chance für weitere Investments

Zu den Kapitalgebern des neuen Fonds – IRIS Venture IV – gehören Unternehmen wie Orange, Publicis und Bpifrance, die sich bereits an früheren Fonds von IRIS beteiligt haben. Zudem haben europäische Family Offices, Tech-Unternehmer und Gründer aus dem früheren Portfolio von IRIS in den neuen Fonds investiert.

Eine Signalwirkung mitten in der Krise für die Branche? „Die Krise an sich ist bereits eine Chance. Sie bietet eine gute Gelegenheit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Jede Krise begünstigt das Aufkommen neuer technischer Anwendungen. Dass das kein Zufall ist, das haben wir aus den vergangenen Krisen der Jahre 2000 und 2008 gelernt“, sagt Julien-David Nitlech, Managing Partner bei IRIS.

Fintechs im Blick der Investoren

Der neu aufgelegte Frühphasenfonds versteht sich als Investitions-Vehikel, der in der Vergangenheit bereits Tech-Startups wie Shift Techology, LeanIX, Talon.one, Exotec oder Staffbase erfolgreich unterstützte. Nitlech sagt: „Die wirklich neuen Technologien und Dienstleistungen in den Bereichen Payment und Finanzvermittlung sind gerade erst dabei, zu entstehen. Insofern werden wir uns auf unsere Kernkompetenzen fokussieren: Startups mit Zukunftspotenzial zu identifizieren und sie mit unseren Beteiligungen zu unterstützen.“

Fintechs im Portfolio sind bislang das niederländische Unternehmen SurePay, Compeon sowie Shift Technology im Bereich Versicherung. Helu.io aus Österreich gehört zu den ersten Fintechs, die bereits vor dem First Closing Kapital aus IRIS Venture IV Kapital für ihr Wachstum erhielten. Helu ist eine Finanzplanungs- und Analyse-Plattform für die Zusammenarbeit zwischen Steuerberatern und KMUs. Zentral dabei ist eine DATEV-Anbindung – also eine direkte Anbindung an Buchhaltungsdaten, damit diese künftig automatisiert verarbeitet werden können.

Investments hängen in 2023 von mehreren Faktoren ab

Weitere Investments werden in Kürze bekannt gegeben. Das finale Closing des Fonds wird für 2023 erwartet. Was bedeutet es, wenn VCs mitten in der Krise einen neuen Fonds closen, werden die Investitionen in 2023 für Fintechs wieder steigen? Nitlech dazu: „Was die Zukunft bringt, hängt natürlich von der konkreten Marktsituation ab. Deshalb ist es gerade jetzt sehr schwer, Prognosen zu Investitionen zu treffen, obwohl es, technisch gesehen, unsere Kernaufgabe als VC ist, auf kommende Trends zu wetten. Fintech und SaaS ja sind schon seit einiger Zeit ein lukrativer Finanzierungstrend.“

Baut sich etwa eine Blase auf? „Ich glaube, Investitionen werden sich stattdessen vielmehr fokussieren. Und zwar auf jene Unternehmen, die ihr Konzept bereits unter Beweis gestellt haben und auf dem Markt eine gewisse Zugkraft nachweisen können“, so der Investment-Manager weiter. Heißt übersetzt: Für sie werde der Finanzmarkt auch im kommenden Jahr offen bleiben, so dass sie mit Sicherheit Zugang zu den benötigten Finanzmitteln erhalten werden.

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Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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