Instant Payment oder: Die weinerlichen Banken und Sparkassen

Seit gut fünf Jahren schreibt ein europäisches Regelwerk vor, dass Überweisungen innerhalb weniger Sekunden möglich sein müssen. So die Theorie! Jetzt will die EU-Kommission Echtzeitüberweisungen, also zum Instant Payment, zum Standard machen. Woher kommt nun der mahnende Finger aus Brüssel? Vielleicht, weil Theorie und Praxis noch immer weit auseinander klaffen?

Kurz zur Historie: Instant Payment wurde seinerzeit mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht, gleichzeitig aber auch mit vielen naiven Erwartungen eingeführt. Die Adaption der Kunden in Europa und Deutschland entspricht mit unter 20 Prozent nicht den Erwartungen. Verwunderlich? Sicher nicht, denn obwohl es Kund:innen kaum zu erklären ist, dass eine eMail, Whatsapp-Nachricht oder SMS nicht binnen Sekunden ankommt, wurde Instant Payment bei vielen Instituten eben nicht zum new normal, sondern als Premium Funktion für den Bezahlenden angeboten. 

Brüssel fordert mehr Schwung

Nun scheint Brüssel der Geduldsfaden zu reißen, denn jetzt soll es zu einem Push des Themas kommen und ein erneuter Eingriff des Regulators soll den Durchbruch bringen. Immerhin ein Drittel der Zahlungsdienstleister in der EU bietet weiterhin keine Echtzeitzahlungen an. Laut EU wachse die Zahl der Anbieter zu langsam und sie sei zu niedrig. Dies behindere die weitere Zusammenführung eines einheitlichen Payment-Marktes in der EU.

Soweit die Situation. Challenge endlich accepted? Mitnichten! Denn was machen die deutschen Banken und Sparkassen? Statt nun die Ärmel hochzukrempeln und Instant Payment endlich als das zu verstehen, was es ist, nämlich eine Chance, schmollen sie.


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DK sieht kein Marktversagen

In einer Pressemitteilung aus der letzten Woche heißt es unter anderem: „Die in der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) zusammengeschlossenen Verbände der Banken und Sparkassen sehen die vorliegenden Regulierungsvorschläge kritisch. Damit würde ein tiefgreifender und nicht sachgerechter Markteingriff sowohl bei Produktangeboten als auch bei etablierten Marktpreisbildungsmechanismen erfolgen. Aus Sicht der Deutschen Kreditwirtschaft ist jedoch grundsätzlich kein Marktversagen zu erkennen, welches einen regulatorischen Eingriff rechtfertigt.“ Eine gesetzgeberische Bevorzugung von Echtzeitüberweisungen zu Lasten der Standardüberweisung oder weiterer Zahlungsformen liefe, so heißt es weiter, einmal mehr Gefahr, Fehlanreize entgegen den tatsächlichen Kundenbedürfnissen zu setzen.

Im Ernst, liebe DK? Welche Kunden haben sich jemals über eine Echtzeitüberweisung beschwert? Keine! In einer digitalen Welt sind wir es längst gewohnt, Dinge schnell, effizient und ohne großen Aufwand zu betreiben. Kurzum: Kunden sind eine Paypal Expierence gewohnt. Es ist eine so simple wie einfache Lösung, die das Unternehmen groß gemacht hat. „Aber mit dem Premium-Feature geht das doch bei uns auch“, könnten die Banken an dieser Stelle einwerfen. Fair enough, kann man durchgehen lassen, bei jenen Geldinstituten, die es anbieten. Aber warum kosten real time Zahlungen im Jahr 2022 Geld, fragen wir?

Wir haben noch ein Bitte: Fragt doch Mal eure Kinder und Jugendlichen, ob sie verstehen, warum eine am Freitagabend durchgeführte Überweisung auf das Taschengeldkonto erst Montags auf dem Konto eingeht?

Sicher ist, dass Banken und Sparkassen die Rechnung für die neue Infrastruktur zu zahlen haben, aber das ist seit langer Zeit klar. Es wäre der richtige Weg gewesen, aus der wirklich sehr guten Infrastruktur heraus zeitgemäße, digitale Produkte zu bauen.

Digitalkompetenz statt Preisschild, aber das steht auf einem anderen Blatt.

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