In Sachen Fintech ist Berlin kein Selbstgänger mehr

In Sachen Fintech ist Berlin kein Selbstgänger mehr

Erster, erster! Will doch jeder sein. Das ist bei Städten, die im Ranking der Top-Standorte und als Liebling um die internationalen VCs buhlen, auch nicht anders. Gerade in Sachen Fintechs schreit Berlin immer wieder ganz laut mit – von den weit über 900 Fintechs, die es aktuell in Deutschland gibt, sitzt ein Großteil der Unternehmen tatsächlich auch nach wie vor in der deutschen Hauptstadt – auch bei Neugründungen und Wagniskapital hat Berlin die Nase vorne. Zu diesen Ergebnissen kommt die comdirect Fintech-Studie, die gemeinsam mit Barkow Consulting erhoben wurde. Aber sind diese Ergebnisse in Stein gemeißelt, oder gibt es Überraschungen oder gar Neulinge?

Berlins Vormachtstellung gefestigt, aber Anteil der Fintechs sinkend

Die aktuelle Fintech-Studie der Comdirekt hat die Entwicklung wieder einmal unter die Lupe genommen. Seit Anfang 2019 sind 1,8 Milliarden Euro in Berliner FinTechs geflossen, so die Studie. Dies entspricht 66 % des gesamten FinTech-Investments in Deutschland in diesem Zeitraum. Verglichen mit der Vorjahresstudie (72 %) ist der Anteil leicht rückläufig. Betrachtet man nur das Jahr 2020 liegt der Anteil Berlins sogar erstmals bei unter 50 %. 

Woran das lag? Vor allem von einem Ereignis profitierten andere Standorte mehr, als Berlin: vom (damals noch bevorstehenden) Brexit. Viele vormals in UK angesiedelte Unternehmen und Fintechs haben ihren Hauptsitz von dort nach Deutschland verlegt und zogen eben auch an andere Standorte. Berlin hatte vielfach das Nachsehen.

In Sachen Fintech ist Berlin kein Selbstgänger mehr

München auf Platz 2, Hamburg zieht an Frankfurt vorbei, Düsseldorf jubelt

Und so hat im Rennen um den zweiten Platz München weiterhin die Nase vorn, insbesondere was Startups im B2B-Sektor betrifft. Zudem legt die bayrische Hauptstadt zeitgleich beim Wagniskapital durch Investments in Höhe von 433 Millionen Euro seit Anfang 2019 ordentlich zu, gefolgt von Hamburg. Die Hansestadt zog im Vergleich zum Vorjahr damit sogar an Frankfurt vorbei, die damit den 4. Platz in Fintech-Hub-Ranking belegt. 42 Millionen Euro aus 22 Finanzierungsrunden verbucht die Mainmetropole auf ihrem Konto und ist damit in Sachen Investitionsvolumina gleichauf mit Köln.

Aber Achtung! Auch Düsseldorf jubelt, denn mit 161 Millionen Euro ist hier überraschend am drittmeisten Wagniskapital in die FinTechs geflossen. Allerdings liegt das vor allem an einem einzelnen Deal mit einem Volumen von über 100 Millionen Euro. Durch die wirklich beachtenswerte Finanzierungsrunde in Auxmoney macht Düsseldorf 2020 einen großen Sprung nach vorne.

Tech-Investitionen vor allem in UK und Deutschland

Trotz steigender Corona-Zahlen in den europäischen Ländern und einem dadurch schwierigen Umfeld treiben vor allem Großbritannien und Deutschland das Tech-Wachstum auf dem Kontinent voran.

„Vor allem Großbritannien und Deutschland treiben das Tech-Wachstum voran.“

Mehr die Hälfte aller Tech-Investitionen werden in diesen beiden Ländern getätigt. Wie eine Studie von Dealroom.co und London and Partners zeigt, gehören zu den Tech-Hubs in Europa neben London auch Berlin und Paris. Berlin erreicht mit 3,1 Mrd. USD nicht das Ergebnis aus 2019 mit damals 4,4 Mrd. USD, schafft aber die 2018-Hürde von 2,4 Mrd. USD. Auch München verzeichnet erfolgreiche Tech-Investitionen mit Wagniskapital und landet im Ranking auf Platz 5 noch vor Amsterdam.

Den vierten Platz belegt die schwedische Hauptstadt Stockholm. Auch weltweit bewies die Branche Stabilität mit 272,3 Mrd. USD Venture Capital, die in Technologiefirmen investiert wurden. Im Vorjahr 2019 belief sich die Summe auf 262,7 Mrd. USD.

Passend dazu: Die großen Fintech-Hotspots und Finance-Locations in Deutschland und der Welt

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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