Themen wir Blockchain und Kryptowährungen gehören längst zur täglichen Berichterstattung und Investoren sehen in der Blockchain und deren Unternehmen eine große Zukunft. Doch obwohl sich immer mehr Akteure damit auseinandersetzen, sind Frauen in der Branche noch selten zu finden. In unserer Reihe stellen wir daher Impulsgerberinnen der Blockchain-Branche vor, die diese entscheidend mitprägen.
Der Prozentsatz der Frauen, die mit Kryptowährung zu tun haben, liegt weit unter dem der Männer. Trotz diverser Bemühungen, auch Frauen für den Themenkomplex zu begeistern, ist die Kryptoszene eine größtenteils von Männern dominierte Branche.
Mit unserer Reihe machen wir Impulsgeberinnen aus der Blockchain vor, an denen in der Region DACH niemand vorbeikommt. Sie sind Vorbilder für diejenigen, die sich für die Technologie interessieren und den Erfolg maßgeblich mitgestalten wollen. Nicht zuletzt, weil die Blockchain als Instrument für die Gleichstellung und Inklusion der Geschlechter eingesetzt werden kann.
Heute im Gespräch: Susanne Fromm
Wie bist du zur Blockchain gekommen und was genau machst du?
Ich habe lange im Digitalisierungsbereich und Corporate Venture Capital gearbeitet. Das erste Mal hatte ich 2014 Berührungspunkte mit Bitcoin und Blockchain. Man braucht aber mehrere 100 Stunden und viel Muße, um die Grundprinzipien und Denkweisen der dezentralen Philosophie zu verstehen und zu verdauen. Ich habe meine Elternzeit für ein Selbststudium genutzt, mehrere Lernprogramme mitgemacht und selbst kleine Summen investiert. Seit 2020 arbeite ich Vollzeit im Blockchain-Bereich. Ich habe auch ein Startup mit gegründet, das Unternehmen Blockchain und digitale Assets erklärt, wollte aber wieder in den Investmentbereich.
Seit Mitte letzten Jahres bin ich CEO der coinIX, einer Blockchain-Beteiligungsgesellschaft. Unser Portfolio setzt sich zusammen aus liquiden Kryptowährungen, klassischen Equity-Beteiligungen an Start-Ups und aus Tokenprojekten, bei denen digitale Assets erworben werden, die noch nicht an einem Marktplatz gelistet sind. Das Investment Team der coinIX beobachtet und analysiert bereits seit 2017 den Krypto- und Blockchain-Markt, um Trends und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Wir möchten die ganze Bandbreite der Blockchain Innovation in unserem Portfolio abbilden. Diese hat noch recht unterschiedliche Ausprägung in der neuen, dezentralen Kryptowelt und in traditionellen Branchen. So investieren wir einerseits in Projekte aus dem Decentralized Finance (DeFi) Bereich wie dezentrale Kryptobörsen und NFT-basierte Businessmodelle wie NFT-Marktplätze, oder in Infrastrukturen für NFT-Spiele.
Andererseits schreitet die Blockchain Innovation auch in traditionellen Branchen stark voran. In der Finanzwelt ermöglicht die Blockchain z.B. die nächste Stufe der Digitalisierung. Neben den Assetklassen selbst können nun auch komplexe Prozesse wie Verbriefungen automatisiert werden. Auch für die Funktionsfähigkeit und Sicherheit im Internet der Dinge spielt die Blockchain-Technologie eine immer bedeutendere Rolle. In all diesen Bereichen investieren wir. Aktuell halten wir mehr als 40 Positionen und partizipieren so breit an der Entwicklung dieser neuen Technologie.
Was reizt dich an dem Thema?
Blockchain ist die dritte Welle des Internets und ich erwarte mindestens so viel Umbruch-Potenzial, wie bei der Plattform-Ökonomie, die die zweite Welle des Internets mit sich gebracht hat. Aktuell sind die wertvollsten Unternehmen der Welt, die Internetriesen, allesamt Plattformen. Die Blockchain-Technologie hat nun aber das Potenzial, diese Monopole wieder aufzubrechen, da sie Mittelsmänner, welche die Internet-Plattformen ja auch sind, überflüssig macht. Wir stehen noch ganz am Anfang dieser Entwicklung. Viele weitere Implikationen dieses massiven Umbruchs können wir uns heute noch gar nicht vorstellen.
Warum sollten sich künftig alle mit Kryptos und Blockchain auseinandersetzen?
Blockchain wird die Zukunft des Finanzsystems stark prägen. Durch diese Technologie können alle Anlageklassen digitalisiert werden. Und ganz neue Bereiche des Finanzsystems entstehen. Was wir im Bereich DeFi, dezentrale Finanzdienstleistung, die von Nutzern gemeinsam mit Computerprogrammen angeboten werden – ganz ohne klassische Finanzdienstleister als Mittelsmänner – sind nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Kryptowährungen sind das erste große Anwendungsgebiet der Blockchain-Technologie, mit welchen man als Anleger heute schon Erfahrungen sammeln kann. Sie sind aber natürlich noch eine sehr junge Anlageklasse. Der Markt entwickelt sich dynamisch und ist sehr volatil. Ich rate daher immer dazu, Krypto oder Anlagen im Blockchain-Bereich allgemein nur in kleinen Mengen einem möglichst breit diversifizierten Portfolio beizumischen und einen langen Anlagehorizont zu haben.
Welchen Anteil trägst du daran, dass das Thema in der Masse ankommt?
Ich versuche das Thema den interessierten Menschen nahezubringen, die bisher noch keine bis wenige Berührungspunkte mit der Blockchain-Technologie hatten und spreche gezielt auf Konferenzen wie gerade erst bei der DMEXCO in Köln oder an Hochschulen mit Studierenden, die sich außerhalb der noch überschaubaren Krypto-Szene befinden. Als Krypto-Expertin immer wieder kritisch und neugierig von Fachfremden mit Fragen herausgefordert zu werden und gleichzeitig Geschehnisse des Marktes einzuordnen, zu analysieren und Struktur zu schaffen in dem Labyrinth der Informationen macht mir besonders Freude und wird nie langweilig. Gleichzeitig kann ich mit meinem individuellen Hintergrund meine eigenen Perspektiven einbringen.
Welche Social Media-Plattformen sind für dich und deine Arbeit besonders wichtig bzw. welche nutzt du?
Ich nutze vor allem LinkedIn zum professionellen Networking, hier kann ich aktuelle Themen, die mich beschäftigen, mit einem breiten Publikum teilen und meine Erfahrungen mit Portfoliounternehmen oder auch von Konferenzen weitergeben. Gleichzeitig bietet die Plattform gute Möglichkeiten, interessanten Personen zu folgen und in den Dialog zu kommen, Standpunkte auszutauschen und ein gutes Gespür für das allgemeine Interesse an bestimmten Themen zu bekommen.
Zudem nutze ich Plattformen und Messenger-Dienste, die vor allem in Krypto-Kreisen verwendet werden, für den Austausch mit anderen Investoren oder Start-Ups und Projekten, in die wir investieren wollen. Eine der viel genutzten Plattformen im Kryptobereich ist zum Beispiel Telegram.
In unserer Reihe „Impulsgeberinnen der Blockchain-Branche“ sind bereits erschienen: