Am Thema Blockchain und Kryptowährungen kommt nun niemand mehr vorbei. Die Berichte und Podcasts zu dieser Branche nehmen täglich zu und Startups sprießen wie Pilze aus dem Boden. Investoren sehen in der Blockchain eine große Zukunft, weswegen das Geld locker sitzt. Dennoch fehlen Frauen in der Branche weitgehend.
Unbestreitbar liegt der Prozentsatz der Frauen, die mit Kryptowährung zu tun haben, weit unter dem der Männer. Zwar gibt es diverse Bemühungen, auch Frauen für die Blockchain zu gewinnen – aber Umfragen, Forschungsstudien und vor allem private Beobachtungen bestätigen ihre Unterrepräsentanz. Im Jahr 2020 lag der Prozentsatz der weiblichen Startup-Gründer bei gerade 16 Prozent. In Sachen Blockchain zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Kryptoszene ist weiterhin eine größtenteils von Männern dominierte Branche.
Wir ändern das jetzt und stellen – längst überfällig – an dieser Stelle ab sofort Impulsgeberinnen vor, an denen in der Region DACH niemand vorbeikommt, der sich mit dem Thema Blockchain beschäftigt.
Die Frauen eint, dass sie sich seit Jahren für die Technologie interessieren, den Erfolg maßgeblich mitgestalten und daran arbeiten, dass die Blockchain und Kryptowährungen in der Masse der Gesellschaft ankommen. Nicht zuletzt, weil die Blockchain als Instrument für die Gleichstellung und Inklusion der Geschlechter eingesetzt werden kann.
Heute im Gespräch: Daniela Merz-Lander
Daniela Merz-Lander arbeitet seit Sommer 2020 als Technical Lead Crypto Custody & Tokenisation bei der Börse Stuttgart. Analytische und technologische Themen sowie Aufgaben gehörten bereits in ihrer Zeit bei d-fine, einem u.a. auf Managerberatung spezialisierten europaweit agierenden Unternehmen, zu ihrem beruflichen Alltag.
Wie bist du zur Blockchain gekommen und was genau machst du?
Nach meinem Studium bin ich bei d-fine, einer Unternehmensberatung mit Schwerpunkt auf analytischen und technologischen Themen, eingestiegen. Ich hatte daher schon immer einen starken Bezug zu neuen Technologien. Durch meine Projekte und mein zusätzliches Studium in Oxford kam dann der Fokus auf Software-Entwicklung dazu.
Speziell zum Thema Blockchain brachte mich dann 2018 eher der Zufall. Ich traf einen Kollegen, den ich eine Weile nicht gesprochen hatte, an der Kaffeemaschine im d-fine Office. Er erzählte mir von seinen aktuellen Themen, von DLT und den vielen Möglichkeiten. Das hat mich sofort getriggert und ab dem Zeitpunkt habe ich angefangen, mich tiefer in das Thema einzuarbeiten. Durch diesen Kollegen wurde ich dann auch Teil des Teams, das sich auf Blockchain-Anwendungen spezialisiert hatte, und habe in Projekten in diesem Bereich gearbeitet. In den folgenden 2 Jahren habe ich mich dann inhaltlich vor allem mit Smart Contracts und Tokenisierung beschäftigt. Wäre ich jedoch an dem Tag nicht im passenden Moment an der Kaffeemaschine gewesen, wäre ich wohl nicht bei diesem Thema gelandet.
Seit Sommer 2020 bin ich bei der Börse Stuttgart Digital Ventures und leite hier die technische Entwicklung der Produkte im Bereich Verwahrung von digitalen Assets und Token Emission.
Was reizt dich an dem Thema?
Das besondere an DLT ist für mich die Vernetzung und Verschmelzung von verschiedenen Domänen wie Tech, Finance, Regulatorik und noch vielen mehr. Es ist ein sehr komplexes und interdisziplinäres Thema, und man muss ein hohes Verständnis für die verschiedenen Akteure und deren Anforderungen bekommen, wenn man die Prozesse korrekt abbilden will. Das ist natürlich für mich in der Umsetzung eine besondere Herausforderung, aber auch sehr reizvoll.
„DLT erfordert ein hohes Verständnis für die verschiedenen Akteure und deren Anforderungen.“
Die Technologie gibt uns nicht nur die Möglichkeit, bestehendes zu optimieren, sondern auch komplett neu zu denken und sich über bisher bestehende Grenzen hinwegzusetzen. Nicht jede neue Idee muss auch zwingend mit Blockchain umgesetzt werden, aber alleine der Denkansatz bringt immer neue Use Cases hervor.
Gerade durch das Neue, noch nicht Etablierte, kann man sozusagen auf der grünen Wiese starten und muss nicht nach Lehrbuch vorgehen – denn es gibt noch keines. Das gibt einem sehr viel Freiraum in der Gestaltung und macht natürlich für mich als Entwickler am meisten Spaß.
Warum sollten sich künftig alle mit Kryptos und Blockchain auseinandersetzen?
Tatsächlich bin ich nicht der Meinung, dass sich zwingend jeder mit Blockchain auseinandersetzen sollte. Wichtig sind meiner Ansicht nach eine offene Haltung gegenüber neuen Technologien und die Fähigkeit ‚out-of-the-box‘ zu denken. Das muss aber nicht speziell Blockchain betreffen, es gibt ja auch noch viele andere interessante Technologien und Themenfelder.
Ich finde es wichtig, sich zuerst auf das ‚warum‘, also den Kunden und das Produkt, zu konzentrieren und weniger auf das ‚wie‘ der Umsetzung. Denn vielleicht ist es am Ende für den Anwender gar nicht von Bedeutung, dass das Produkt auf DLT basiert. Jedoch sollte jeder natürlich immer die Möglichkeit haben, genug qualitativ hochwertige Informationen zu finden, wenn ihn das Thema und die Details interessieren.
Welchen Anteil trägst du daran, dass das Thema in der Masse ankommt?
Innerhalb der Gruppe Börse Stuttgart entwickeln wir für verschiedene Kundengruppen Produkte und Services, die das Thema digitale Assets weiter voranbringen. Wir wollen die gesamte Wertschöpfungskette abbilden, von der Emission über den Handel bis zur Verwahrung.
Ich arbeite dabei hauptsächlich an der Entwicklung und Umsetzung von Angeboten in den Bereichen Verwahrung und Emission. Das Ziel ist, die Produkte so zu gestalten, dass sie auch für Leute interessant sind, für die die Technologie sonst eine Hürde darstellen würde.
Welche Social Media Tools sind für dich und deine Arbeit besonders wichtig bzw. welche nutzt du für deine Expertise als Blockchainexpertin?
Hauptsächlich nutze ich LinkedIn für Austausch und Netzwerken, ansonsten jedoch eher weniger Social Media, auch aus zeitlichen Gründen. Ich arbeite eher nach dem Prinzip ‚learning by doing‘.