HIPPOS und andere Sepa Inst Tiere

HIPPOS und Sepa Inst Infografik

Die erste Assoziation von HIPPOS, gemütlich und happy – aber auch das gefährlichste Tier in Afrika welches sein Wasserloch bis aufs Blut verteitigt.

Was oder wer sind eigentlich HIPPOS?

Die Google Suche bringt uns nicht weiter, zumindest nicht in dem von uns geforderten Bereich. HIPPOS steht kurzum für: „Händlerbasiertes Instant Payment am POS“. Zumindest weiß man jetzt grob worum es geht. Echtzeitzahlungen in und um den Handel.

Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal von „HIPPOS“ im Vergleich zu herkömmlichen Funktionsprinzipien für die Abwicklung unbarer Zahlungstransaktionen am POS ist die Auslösung des Zahlungsvorgangs durch den Kunden. Der Kunde aktiviert die App auf seinem Smartphone, und das Kassensystem überträgt die Bezahldaten via QR-Code oder NFC an das Smartphone des Kunden. Dieser bestätigt die Zahlung in seiner App an seine Bank. Die Überweisung erfolgt auf das Konto der Bank des Händlers, und der Händler erhält binnen Sekunden die Mitteilung, dass der Bonbetrag auf seinem Konto eingegangen ist. Bestandteil des Prozesses ist ein Token-Verfahren, das die IBANs schützen soll.  Derzeit arbeitet der deutsche Handel zusammen mit der Barcode-Organisation GS1 Germany an „HIPPOS“, dem „Händlerbasierten Instant Payment am POS“.

Hintergrund: Was ist Sepa Inst? 

Das SCT Inst Scheme, ein auf der SEPA-Überweisung basierendes Instant Payment, ist ein im November 2016 erschienenes Regelwerk, das folgende Kernpunkte umfasst:

  • Eine maximale Transaktionsdauer von 10 Sekunden
  • Der Höchstbetrag für eine Transaktion liegt zunächst bei EUR 15.000
  • Die SCT Inst Dienste sind 24/7/365 verfügbar
  • Das Scheme ist optional – Institute, die teilnehmen möchten, müssen zumindest als Empfängerbank erreichbar sein
  • Teilnehmer können bilateral oder multilateral kürzere Durchführungszeiten und höhere Betragsgrenzen vereinbaren
HIPPOS und Sepa Inst Infografik

Wer ist dabei?

Die HVB war in 2017 die erste deutsche Bank, die diesen Standard eingeführt hat, aber die anderen Banken ließen nicht lange auf sich warten. Das Who is Who der Branche also – dabei sein heißt aber noch nichts. Und mehr ist nicht unbedingt besser. Was auffällt, der „Feind“ ist ausgegrenzt. Sowohl die Schemes (Visa, MC, Amex,…), als auch die Wallets (PayPal) oder auch die GAFA’s finden keinen Platz.
Nur wo ist Paydirekt – wäre das nicht ein Hebel um an den POS zu kommen?

HIPPOS und Sepa Inst Infografik

Doch was haben nun Hippos mit all dem zu tun?

SEPA Instant Payment führt noch immer ein Nischendasein. Eine Initiative, die Sepa Inst an die Ladenkasse bringen und damit zum Massenprodukt entwickeln will, schimpft sich auf den Namen Hippos (Händler-initiiertes Instant Payment am Point-of-Sale). Die Beweggründe für diese Initiative aus Sicht des Handels sind nachvollziehbar. Schließlich möchten die Händler nicht mehr allein auf den Kosten bargeldloser Zahlungen sitzen bleiben und auch die quasi sofortige Wertstellung beim Zahlungsempfänger hat so seinen Charme. Doch was hat der Kunde davon? Er hat kaum einen Anreiz auf dieses Zahlungsverfahren am POS umzusteigen, zumal sich in der Praxis der Bezahlprozess aufgrund der TAN-Validierung ggf. auch noch verlängert. Nehme man nun auch noch den fehlenden Käuferschutz dazu, dann wird schnell klar, für wen die Vorteile überwiegen.

Die Beweggründe für diese Initiative aus Sicht des Handels sind nachvollziehbar. Schließlich möchten die Händler nicht mehr allein auf den Kosten bargeldloser Zahlungen sitzen bleiben und auch die quasi sofortige Wertstellung beim Zahlungsempfänger hat so seinen Charme. Doch was hat der Kunde davon?


Welche Parallelen sieht man ?

  1. Rein nationaler Approach – zumindest das, was zu sehen ist.
  2. Kein „Omni/Multi Channel“
  3. Gleicher Antrieb wie damals in den USA von MCX, später CurrentC: Alternative zu Karten/GAFA-Wallets.
  4. Das neue Paydirekt ?


Welche Fragen stellen wir uns ?

  1. Warum spielt man das Thema nicht zusammen mit der Girocard?
  2. Wo ist der Kunde? – Warum soll er etwas neues lernen?
  3. Wie soll eine 2FA einfach, bequem und vor allem schnell in der Kassenschlange gehen? Wird das Nilpferd schneller sein als die Benchmarks a la ApplePay, NFC-Karte oder auch Payback Pay?
  4. Sind die Kosten der einzige Treiber oder geht da mehr?
  5. Ist eine reine transaktionale Kostenbetrachtung nicht zu eindimensional?
  6. Sind solche Initiativen nicht eher “Selbstzweck” der ein oder anderen Interessensgemeinschaft?
  7. Wessen Probleme werden gelöst? Der Wurm soll dem Fisch und nicht dem Angler schmecken
  8. Warum 2019 kein X-Channel-Ansatz, sondern rein stationär?
  9. Was wurde aus den Fehlern um Yapital und MCX/CurrentC gelernt und was wird dadurch nun anders gemacht?

Conclusio

So ganz überzeugend ist der Vorstoß der Nilpferde leider noch nicht. Zu einseitig wird das Thema gespielt und man vermisst das große Ganze. Der Kunde bleibt auf der Strecke. Da bleibt nur zu hoffen, dass das Nilpferd sich am Ende nicht als Eintagsfliege entpuppt…

Quellenangaben:

Autor

  • Kilian Thalhammer ist seit mehr als 15 Jahren im Bereich Payment/ FinTech/ eCommerce & Loyalty unterwegs. Nach seiner Rolle als CPO bei RatePay (Otto Gruppe) und Geschäftsführer bei PAYMILL (Rocket Internet) war Kilian Global EVP Produktmanagement bei der Wirecard und verantwortet nun die Business Unit Merchant Solutions (Issuing & Acuiqinrg) sowie das Globale Geschäft mit Tech, Fintech und Platformkunden bei der Deutschen Bank Er ist Gründer & Gesellschafter von Payment & Banking und Mitinitiator der Konferenzen PEX & BEX. Kilian ist aktiver Business Angel v.a. Im Fintech Umfeld (20+ Investments) und arbeitet aktiv mit Investoren und VC zusammen.

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