Dürfen wir vorstellen: Stephan Krehl von Agicap

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche  stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Stephan Krehl unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen…

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Stephan Krehl unsere Fragen. Stephan Krehl ist Country Manager beim Fintech Agicap Deutschland, das auf einfache Liquiditätsplanung für KMU spezialisiert ist.

Wer bist Du, was machst Du?

Mein Name ist Stephan Krehl und ich bin seit Oktober 2020 als Country Manager bei Agicap für den deutschen Markt verantwortlich. Bevor ich zu Agicap gekommen bin, war ich als Berater bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig und habe dort schon einiges an Erfahrungen in der Banken-und Versicherungsbranche sammeln können. Ich habe gelernt, wie komplex die Liquiditätsplanung für viele Unternehmen ist und welche Schwierigkeiten dabei auftreten.

Gesichter Stephan Krehl

Da ich schon immer von der Startup Welt fasziniert war, habe ich schon im Studium während meines Management-Masters an der HEC Paris und dem MIT den Fokus auf Entrepreneurship gelegt. Ich habe in der Vergangenheit auch selbst gegründet und weiß daher, auf was man alles achten muss, wenn man eine Geschäftsidee umsetzen will. Grundsätzlich gilt für mich, wie auch für die Branche, in der ich arbeite, niemals stillzustehen, sich stetig weiterzuentwickeln und aus seinen Fehlern zu lernen.

Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?

Das Schöne an meinem Arbeitsalltag ist, dass immer Bewegung stattfindet. Den klassischen Tag in meinem Leben gibt es also genau genommen gar nicht. Ich stehe tagtäglich im engen Kontakt sowohl mit Bestands- als auch Neukunden. Dabei arbeite ich zudem an der kontinuierlichen Weiterentwicklung unseres Produkts und koordiniere die verschiedenen Teams innerhalb des Unternehmens. Die größte Priorität liegt für mich als Country Manager darauf, unsere Lösung so vielen Partnern wie möglich anbieten zu können und den deutschen Markt mit all seinen Facetten für Agicap zu erschließen.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Meine Begeisterung für die Finanzwelt hat sich damals während meines ersten Praktikums im Bachelor, bei einem Hedgefond in Zürich, entwickelt. Daraufhin habe ich mich bei McKinsey auf Banken und Versicherungen spezialisiert und mich dann speziell mit Startups im FinTech-Bereich beschäftigt. Mit Agicap bin ich nun wirklich im Herzen der Payment- und Banking-Industrie angekommen, da jedes Unternehmen, das langfristig auf dem Markt bestehen möchte, auf eine Liquiditätsplanung angewiesen ist. 

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Das erste Mal habe ich das Wort im Studium wahrgenommen, als ich an der HEC Paris das Entrepreneurship Forum ‘HEC SEED’ mit aufgebaut habe. Dafür haben wir damals verschiedene Teilnehmer gesucht und die Anbieter aus der FinTech-Branche hatten mein Interesse geweckt. Während dieser Zeit hatte ich auch meine ersten Berührungspunkte mit Berliner Startups aus dem Bereich und konnte so bereits erste Kontakte zur Berliner FinTech-Branche knüpfen.

Wie definierst Du FinTech?

Gesichter Stephan Krehl

FinTech bedeutet für mich ein echtes Problem aus dem Finanzbereich durch eine neue Technologie oder Innovation zu lösen. Wie beispielsweise unser Startup, das komplexe Liquiditätsplanungsprozesse mit Hilfe von KI, Open Banking und exzellentem Kundenservice für jedes Unternehmen vereinfacht.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Etablierte Unternehmen haben eine gewisse Stabilität in ihren Prozessen und können gut mit hoher Komplexität umgehen. Sie bieten häufig ein umfassendes Produktangebot an, mit dem sie versuchen, jeden Bereich abzudecken und sich nicht wie wir in der FinTech-Branche gezielt auf ein Problem fokussieren.

Was kann man von FinTechs lernen?

Definitiv Dynamik, Agilität und die Nähe zum Kunden. FinTechs schaffen es, Veränderungen einfach umzusetzen, sich schnell und flexibel an eine Person oder Organisation anzupassen. Ein weiterer Punkt ist, dass wir in engem Kontakt zu dem Kunden arbeiten. Somit können wir Probleme schon innerhalb weniger Tage lösen, während etablierte Unternehmen meist Wochen oder gar Monate dafür benötigen.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Ich denke, es gibt hier zwei Ansatzpunkte. Einmal die vielen veralteten Systeme, die aufgrund verschiedenster Regulierungen nicht schnell umgebaut werden können. Manchmal dauert es hier Jahre, bis eine Veränderung durchgesetzt werden kann. Hinzu kommt, dass die Strukturen innerhalb des Unternehmens nicht wirklich innovationsfreundlich sind. Das erschwert es etablierten Unternehmen häufig junge Talente für sich zu begeistern, die an schnellen Veränderungen und Lösungen interessiert sind.

Was macht deinen Job täglich interessant?

In meinem Job fokussiere ich mich nicht nur auf eine Sache, sondern bekomme tagtäglich Einblicke in alle Bereiche des Unternehmens. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Bestandskunden kann ich viel über die Funktionsweisen verschiedener Unternehmen lernen. Es ist spannend zu sehen, dass jede Branche komplett anders aufgestellt ist, doch im Endeffekt das Herz eines jeden Unternehmens die Liquiditätsplanung bleibt.

„Es ist spannend zu sehen, dass jede Branche anders aufgestellt ist, doch im Endeffekt das Herz eines jeden Unternehmens die Liquiditätsplanung bleibt.“

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Ich denke, ich wäre im Nachhaltigkeitsbereich tätig. Ich würde die Probleme an der Wurzel bekämpfen wollen und mich daher vor allem für die Müllreduktion und nachhaltige Ressourcenverteilung einsetzen.

Worauf bist du stolz?

Ich bin stolz darauf, es geschafft zu haben, ohne große Vorerfahrung im Salesbereich, das deutsche Agicap Büro, mit mittlerweile 25 Mitarbeitern zu leiten. Als wir vor einem halben Jahr in Deutschland begonnen haben, hätte niemand ahnen können, wie erfolgreich unsere Entwicklung auf dem deutschen Markt in nur so kurzer Zeit sein würde. Als Team haben wir es geschafft, im letzten Monat schon mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes von Agicap auszumachen.

Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Wir bei uns im Büro haben einen Frauenanteil von 40%. Allgemein betrachtet lässt sich jedoch sagen, dass die Branche als nicht besonder attraktiv gilt. Unternehmen im Tech-Bereich leben häufig von Finanzierungsrunde zu Finanzierungsrunde und können nur befristete Verträge bieten, was es erschwert langfristig, oder auch nur mittelfristig, zu planen.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Ich würde gerne mal einen Blick hinter die Kulissen des chinesischen Players ByteDance bekommen. Dort finde ich es besonders spannend, dass ähnlich wie auch bei uns, das Thema Internationalisierung einen Hauptaspekt darstellt. Sie haben es geschafft, als chinesisches Unternehmen einen globalen Massenmarkt zu bedienen und sich so international zu etablieren.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Das Bier würde ich am liebsten Mal mit Jonas Deichmann trinken gehen. Er ist Extrem-Radfahrer und einfach ein superspannender Charakter. Ich glaube, von ihm kann man einiges lernen, wenn es um Zielsetzung und Durchhaltevermögen geht.

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