Von der Welt der Unternehmensberatungen bis ins Start-up-Leben. Anne Leonhardt hat schon so einiges erlebt. Nun kümmert sie sich um die Unternehmensentwicklung  beim IKB Finanzierungsmarktplatz – und rät vor allem zur Gelassenheit. 

Wer bist du, was machst du?

Hallo, ich bin Anne Leonhardt. Ich verantworte die Unternehmensentwicklung des IKB Finanzierungsmarktplatz und seine Markenführung.

Der IKB Finanzierungsmarktplatz ist wie ein Start-up innerhalb unserer traditionellen 100-jährigen Mittelstandsbank. Ziel ist es, die Finanzierungsvermittlung für den gehobenen deutschen Mittelstand mit benötigtem Finanzierungsvolumen von 5 Millionen Euro bis 100 Millionen Euro über den digitalen Ansatz einfacher und effizienter zu gestalten. Dabei bringen wir Angebote von Finanzierern und die Nachfrage auf Unternehmensseite sowie von Kommunen und Stadtwerken überregional zusammen.

Vor meinem Wechsel zum IKB Finanzierungsmarktplatz war ich über zehn Jahre in der Bankenberatung bei zwei der Big Four tätig. Danach habe ich beim Düsseldorfer Fintech Auxmoney in der Produktentwicklung im Bereich Institutional Investment gearbeitet.

Als Ausgleich zur Arbeit genieße ich es, mit meiner Familie in der Natur unterwegs zu sein.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Mir ist es wichtig, dass meine Familie und ich entspannt in den Tag starten können. Morgens nehme ich mir daher ausreichend Zeit für meine Kinder. Sobald sie in der Schule sind, beginne ich meinen Arbeitstag – oft von zu Hause aus, um Beruf und Familie flexibel und effizient zu vereinbaren.

Da meine Arbeit sehr abwechslungsreich ist, gleicht kein (Arbeits)Tag dem anderen. Da ist eine klare Strukturierung und Priorisierung wichtig, um den Überblick zu behalten. Vormittags habe ich in der Regel viele Meetings, um Projekte und Abstimmungen voranzutreiben. Oft auch mit möglichen strategischen Kooperationspartnern. Am Nachmittag widme ich mich meist den konzeptionellen Arbeiten.

Wichtig sind aber auch die Office-Tage in der IKB-Zentrale. Hier stehen vor allem der persönliche Austausch mit Kollegen und Kolleginnen, Workshops und Präsenz-Meetings im Vordergrund. Das Menscheln darf halt nicht zu kurz kommen – ob digital oder in persona.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Ganz einfach, ich kann etwas bewegen. Wir machen den Finanzierungsmarkt für mittelständische Kunden – aber auch Finanzinstitute – transparenter und effizienter. Unternehmen sollen den besten Finanzierungspartner für ihren Finanzierungsbedarf finden, ohne zu viel Zeit in die individuelle Bankenanfrage investieren zu müssen. Solch ein innovatives Geschäftsmodell von Anfang an mit aufzubauen, ist sehr herausfordernd. Aber eben auch sehr spannend!

Durch die abwechslungsreichen Aufgaben und neuen Herausforderungen kann ich mich ständig weiterentwickeln. 

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Nein, das hat sich so ergeben. Seit ich bei Auxmoney war, fasziniert mich diese Welt sehr. Fintechs haben einen anderen Ansatz, Produkte lösungsorientiert für Kunden:innen zu entwickeln, die das Leben vereinfachen und verbessern. Die agile Arbeitsweise sowie eine digital getriebene Prozessgestaltung der Fintechs kommen meiner bevorzugten Arbeitsweise sehr entgegen. Und diese Arbeitsweise kann ich für den IKB Finanzierungsmarktplatz voll einbringen. Hier können wir neue Ideen entwickeln und ausprobieren, und diese auch auf andere Prozesse in der Bank übertragen, um diese schneller und effizienter zu machen.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Wenn ich von etwas überzeugt bin, strahle ich einfach so eine Begeisterung aus, die ansteckend ist. Hier lasse ich mich von meiner Intuition leiten. Denn ich habe gelernt, dass ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann und dieses ist mindestens so wichtig wie rationale Argumente.

Abgesehen davon: Spaß darf auch bei der Arbeit und vor allem in stressigen Phasen nicht fehlen. Deshalb gehört für mich Humor immer dazu! Ich hoffe, das ist auch ansteckend. 😉

Wenn es darum geht, Menschen dafür zu gewinnen, mit mir zusammenzuarbeiten, dann überzeuge ich mit Abwechslung sowie eigenverantwortlichem Arbeiten. Ich wünsche mir explizit „Gestalter“, die eigene Ideen einbringen, um gemeinsam Erfolge zu feiern. Das darf nicht zu kurz kommen…

Wie definierst du Erfolg?

Erfolg bedeutet für mich, Entwicklungen voranzutreiben und Veränderungen zu erreichen sowie aus Fehlern zu lernen und daran zu wachsen. Stichwort: #Lernkultur. Da ich sehr zahlen- und zielgetrieben bin, muss das Ergebnis am Ende auch stimmen.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking-Industrie erachtest du für wichtig?

An erster Stelle steht die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Das betrifft sowohl den Umgang im Team als auch die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen. Wer diesen Transfer nicht leisten kann, verliert in Zukunft im Vergleich zum Wettbewerb sowohl bei Mitarbeitenden als auch bei Kunden und Kundinnen an Relevanz.

Das gilt aber auch dafür, neue Themen als Chance für Wachstum und Weiterentwicklung zu sehen. Seien es gesellschaftliche Veränderungen oder auch technische Innovationen wie aktuell KI. Im Angesicht des Fachkräftemangels muss unsere Branche noch besser lernen, mit dieser auch wie mit einem Teammitglied zusammen zu agieren und sie nicht als Ersatz der eigenen Ressource zu sehen. 

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Ich habe schon lange einen Rucksack. Der ist einfach viel praktischer als eine Handtasche. Neben den Klassikern habe ich immer Feuchttücher und Süßigkeiten/Snacks dabei, um für mich und die Kinder auf alles vorbereitet zu sein. Sollte einmal nicht das Passende in meiner Tasche sein, improvisiere ich wie MacGyver.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Impulse zu geben, kreativ und offen zu denken und damit eine positive Lernkultur zu schaffen. Neue Wege zu gehen, bedeutet auch, Fehler zu machen, die passieren können und zum Teil auch unvermeidbar sind. Wichtig ist nur, Learnings daraus abzuleiten.

Und sicherlich: vorausschauend zu denken. Das zeigt sich bei mir vor allem beim Strukturieren und Priorisieren meiner Arbeit. Mein Wissen über Tools und Methoden gebe ich immer gerne an mein Team weiter, um möglichst effizient zu agieren.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Wie gesagt: Es kommt auf die Aufgaben an. Im Homeoffice ist effizientes und konzentriertes Arbeiten für mich sehr gut möglich. Grundsätzlich bevorzuge ich das Homeoffice, denn so kann ich Familie und Beruf optimal für mich vereinbaren. Das Zusammensein mit dem Team ist mir aber auch sehr wichtig für den Zusammenhalt und das Vertrauen. Deshalb steht für mich an den Office-Tagen der Austausch im Vordergrund.

Pauschale Vorgaben für ein ganzes Unternehmen finde ich bei dieser Frage wenig zielführend. Vielmehr sollte jedes Team unter Berücksichtigung definierter unternehmensweiter Rahmenbedingungen gemeinsam entscheiden, wie und wo sie am besten zusammenarbeiten können.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

In NGOs, wie Betterplace. Hier stehen Sinn und gesellschaftliche Werte im Mittelpunkt der Arbeit, die sich auch auf die eigene Arbeitsweise auswirken. Trotzdem ist die wirtschaftliche Tragfähigkeit eine notwendige Nebenbedingung. Dieser Spagat und Widerspruch auf allen Ebenen reizen mich.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?

Nimm dir nicht jede Kritik zu Herzen und schaue lieber, was du aus Feedback mitnehmen kannst. Und habe keine Angst, Fehler zu machen. Sie sind am Ende meist die wertvollste Ressource für die Zukunft! Durch sie lernen wir, überwinden Hindernisse und entwickeln Umgehungsstrategien…

Und zum Thema Perfektionismus: Er kann zwar zu tollen Ergebnissen führen, aber er darf nicht in Druck ausarten und muss immer in einem angemessenen Verhältnis “Return on Investment” stehen.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich …?

mich mit der Arbeitsweise – von dem Mindset bis hin zu den Prozessen – beschäftigen. Diese ist für die sehr volatile und dynamische Welt, in der wir leben, zu wenig agil und lösungsorientiert. Und viel zu bürokratisch! Ich würde daher versuchen, in kleinen Teams mit modernen Methoden der Lösungsfindung wie Design Thinking zu arbeiten, damit künftig besser auf die Interessen der verschiedenen Bürgergruppen eingegangen wird. 

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Kommt darauf an, wie viel Geld ich gewinnen würde… Wenn der Betrag groß genug ist, investiere ich auf jeden Fall einen Teil in nachhaltige Projekte, um zum Beispiel die Hungersnot in der Welt zu verringern oder Klimaschutzprojekte voranzubringen.

Privat würde ich uns ein Wohnmobil kaufen, um als Familie möglichst viel und naturnah Europa und die Welt zu entdecken. Ich würde auch weiterarbeiten und ein eigenes Start-up mit einer Freundin gründen, was sicherlich eine sehr prägende Erfahrung sein könnte, die viele Möglichkeiten der Selbstgestaltung bietet, aber auch viele Herausforderungen mit sich bringt. 

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Panang Curry aus Thailand eingeflogen! Aber auch Bibimbap aus Korea ist super lecker. Ich mag die verschiedenen intensiven Gewürze und die Schärfe der asiatischen Küche sehr. Grundsätzlich probiere ich immer gerne neue Gerichte aus. 

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Ich lebe sehr gerne in Deutschland und finde die Natur hier wunderbar. Hier ist mein Heimathafen.

In den Bergen fühle ich mich zurzeit richtig wohl. Diese Felsgewalten und das, was die Natur zu schaffen vermag, faszinieren und inspirieren mich sehr. Mein häufigster Satz im Urlaub, den meine Kinder schon nicht mehr hören können, lautet: “Habe ich schon erwähnt, wie schön es hier ist?!” 😅 

Was würdest du für unsere Wirtschaft und/oder Politik tun, wenn du entscheiden könntest?

Etabliert mehr Start-up-Kultur! Einfach, um pragmatischer zu handeln und um die unendliche Bürokratie abzubauen. Das wäre wirklich zum Wohle aller – und bringt auch bessere Zahlen.

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