Zusammen was zusammengehört
11 Freunde – der wahre Sportjournalismus – und vermutlich nicht zu erreichendes Vorbild – bringt etwas über Payment… Hintergrund: Der Bezahlkarten-Anbieter Payment Solutions, welcher den Fans das Bezahlen im Stadion erleichtern sollte ist Pleite. . Und behält (womöglich) die auf den Karten befindlichen Euros „ein“. Wie kann man eigentlich Pleite gehen, wenn man dieses Modell betreibt, dass nach „Geld drucken“ aussieht ? Hintergründe sind mir nicht bekannt, daher einige Vermutungen….
Der Fan und das liebe Geld -Der Fehler steckt im System
Leider sind in dem Artikel Payment seitig ein paar Fehler drin (Jungs fragt doch nächstes Mal uns :-)… die Vereine profitieren i.d. R. am wenigsten von solchen Systemen. Der Deal besteht meist zwischen Caterer und Closed Loop System Betreiber. Auch von den “potenziellen” Mehrumsätzen hat der Verein meist wenig, wenn dann überhaupt der Stadionbesitzer (welcher in den seltensten Fällen der Verein selbst ist) oder eben direkt der Betreiber/Caterer.
Ich wage mal die These, dass das ganze „Ökosystem“ sich nicht mehr rentiert. Ein Stadion zu betreiben, heißt gleichzeitig eine massive lokale Infrastruktur zu stemmen. Von Aufladestationen (inkl. Personal) über Kassensysteme und Karten etc.. Monetär den Betrieb am Laufen zu halten und dabei nur auf die „Restbestände“ zu hoffen, dauert seine Zeit und wurde immer mehr zu Ungunsten des Anbieters reguliert. Klar spart man sich Paymentkosten (trotz jahrelangem Druck) im Stadion und verkauft vielleicht auch ein paar Bier mehr, aber in einer kurzen Überschlagsrechnung inkl. der Kosten für Karten/Support/TopUp (Online/Automat/Personal) reicht es vermutlich nicht um zu Überleben.
Payment ist ein Skalierungsspiel und sind auch die ca. 1 Mio Umsatz pro Bundesligaspiel (Annahme: 50.000 Besucher und ein Bon von 20 €) nicht die große Nummer (bei zwei Heimspielen pro Monat und 10 Monaten im Jahr Betrieb, macht das p.a. 20 Mio Processing Volumen; bei drei Vereinen sind dass 60 Mio p.a.; die meisten Payment Anbieter werden unter einem mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbetrag an abgewickelten Volumen nicht Cashflow positiv, trotz der möglichen Restbestände auf den Accounts! Da ist also noch etwas Luft…
Um es noch mal klar auf den Punkt zu bringen:
- 1 Mio. Umsatz bringen einem klassischen Payment Provider (Netzbetrieb plus Acquiring) round about 2 %, d.h. 20.000 €. Ein Closed Loop wird darunter liegen müssen, nehmen wir mal an 15.000 €. Ob man damit die Infrastruktur pro Spiel zahlen kann, würde ich anzweifeln, bleibt also nur noch die Breakage (Nicht genutztes Guthaben).
- Aber auch dass ist nicht umsonst (das Geld muss auf den Karten eine zeitlang (3 Jahre) verfügbar bleiben; man muss Auszahlungsmöglichkeiten abbilden, etc. etc….). Und nicht zu vergessen, es ist nicht nur die Infrastruktur die bezahlt werden muss. (“ZAG Lizenz” mit allem Overhead etc.)
- Die USP’s eines solchen Systems haben sich denke ich auch “abgenutzt” bzw. sind in der Realität angekommen. Ist es wirklich schneller an der Kasse? Vielleicht in Teilen, aber dann nur für den Power-User, der das System kennt (Stichwort: Heimfan). Ich erlebe immer wieder Fälle, bei denen die Karte leer ist (“Helga mach mal nen Storno”) oder der Kunde das Bezahlsystem dann doch nicht versteht und es ihm erklärt werden muß (“ein renitenter Fan mit 3 Promille, 2,50 € auf der Karte, aber bereits drei Bier in der Hand ruiniert den Geschwindigkeitsvorteil eines ganzen Spiels”)
- Kaufen die Leute wirklich mehr ? Ich würde mehr kaufen wenn meine Karte kein Limit hätte
- Ist es wirklich billiger als die normale Zahlungsabwicklung ? Im Detail kann ich es nicht sagen, mein Bauchgefühl sagt nein…
[…] Kilian schreibt über die Pleite des Betreibers von Private-Label Bezahlkarten in den Fußballstadien http://paymentandbanking.com/fussball-und-payment/ […]