Payever-Mitgründer Viktor Butsch spricht im großen P&B-Interview darüber, wie er in die Szene kam und was Fintech heute überhaupt noch bedeutet.
Viktor Butsch ist Mitgründer von Payever. Gemeinsam mit Artur Schlaht entwickelte er das Start-up vom kleinen Anbieter zum etablierten Partner großer Marken. Im Interview erzählt Butsch, warum er durch Zufall in die Payment-Branche gerutscht ist, wie er Finanzdienstleistungen smarter in den Handel integrieren will – und warum er heute kaum noch weiß, wie viel Bargeld er dabei hat.
Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie?
Ehrlich gesagt, ich habe lange nicht mehr nachgeschaut. Da ich nur noch mit Apple Pay bezahlt, ist es vermutlich immer noch der Betrag, den ich letztes Jahr von meinen Großeltern zum Geburtstag geschenkt bekommen habe.
Was reizt dich an deiner Tätigkeit?
Payever bewegt sich an einer spannenden Schnittstelle – fachlich zwischen IT, Payment, Finance und anderen Themen wie Legal oder Compliance, branchenübergreifend zwischen Tech, Handel und Finanzinstituten. Unsere interne Struktur ist lean, agil und technologiegetrieben, während unsere Kunden und Partner oft auch größere, internationale Unternehmen mit etablierten Strukturen und Prozessen sind. All das macht es vielseitig, herausfordernd und besonders spannend.
Wie bist du im Payment & Banking-Sektor gelandet?
Eher durch Zufall. Mein ursprünglicher Karriereweg war eher klassisch-akademisch geplant, aber während des Studiums lernte ich meinen Mitgründer Artur kennen, der bereits Gründungserfahrung hatte. Dadurch bekam ich Einblicke in die Startup-Welt und entschied mich, nach der Uni ohne größere Verpflichtungen oder Risiko etwas Eigenes zu wagen. Mit unserer Idee, Ratenkredite für Online-Händler und deren Kunden zugänglich zu machen, sind wir dann automatisch in die Payment- und Banken-Branche eingestiegen.
Wie möchtest du den Payment & Banking-Bereich verändern?
So wie wir damals erkannt haben, dass kleine und mittelständische Online-Händler kaum Zugang zu Finanzierungsprodukten hatten, suchen wir weiterhin nach Möglichkeiten, die Branche zu modernisieren und Innovationen voranzutreiben. Unser Ziel ist es, Finanzdienstleistungen nahtlos und unkompliziert in den Commerce-Bereich zu integrieren und damit neue Standards zu setzen.
Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?
Diese Frage stellt sich eigentlich nicht mehr. Wenn man sich Unternehmen wie Revolut, N26 oder Nubank anschaut oder im Payment-Sektor Stripe und Adyen, dann sieht man, dass Fintechs längst nicht mehr nur Herausforderer sind – sie haben vielen etablierten Playern bereits Marktanteile abgenommen oder diese sogar überholt. Die Branche hat sich fundamental verändert. Und dieser Wandel wird sich fortsetzen.
Was kann man von dir besonders gut lernen?
Das können andere vermutlich besser beantworten als ich. Aber wenn ich es versuchen müsste: vielleicht, die Ruhe zu bewahren und erstmal zuzuhören beziehungsweise nachzudenken. Dennoch aber schnelle und rationale Entscheidungen zu treffen.
Wenn du Finanzminister*in wärst, was würdest du sofort ändern?
Ich würde Gründerprogramme wie EXIST weiter ausbauen. Wir haben in unserer Anfangszeit stark davon profitiert und solche Förderungen sind für Innovation und Unternehmensgründungen extrem wertvoll. Gleichzeitig würde ich noch einen Schritt zurückgehen und wieder mehr in Bildung und digitale Infrastruktur investieren, da dies langfristig die beste Investition und Grundlage für Wirtschaftswachstum und Innovation für unser Land ist.
Werden wir persönlich: Was machst du in deiner Freizeit – und sag jetzt nicht “Lesen und Freunde treffen”.
Podcasts über Tech, Business und Politik haben für mich das Musikhören komplett ersetzt. Sport hat früher eine größere Rolle gespielt, aber aktuell bleibt nur noch Zeit, um ein paar Fußballspiele zu verfolgen – und im Sommer werfe ich ab und zu noch ein paar Körbe.
Wie bezahlst du an der Supermarktkasse?
Ausschließlich mit Apple Pay. Generell wird Apple Wallet in Zukunft noch mehr Funktionen übernehmen, sei es für Ausweise, Führerscheine, Hotelzugänge oder Mietwagenschlüssel.
Welche Finanz-Apps sind deine drei beliebtesten? Bitte die Wahrheit und nicht nur die eigene Firma vorschieben.
Tatsächlich meine Banking-App und PayPal. In letzter Zeit ist Trade Republic hinzugekommen, da mich das Angebot sowie die nüchterne, sachliche und kundenorientierte Gestaltung der App überzeugt.