Seit einigen Wochen flimmert wieder immer montags die beliebte Sendung „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) über die heimischen Bildschirme. Rund 2,4 Mio. Zuschauer verfolgen wöchentlich, wenn sich Gründer:innen den Löwen Dagmar Wöhrl, Dr. Georg Kofler, Nils Glagau, Nico Rosberg, Judith Williams, Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer stellen und ihr Produkt präsentieren.
Dabei gab es schon so manches (geplantes) Skandälchen, dass die Gemüter erhitzt hat. Vor allem auf den gängigen Social Media Kanälen wird über die Produkte und Dienstleitstungen debattiert und geurteilt. Dabei kommen nicht immer alle Teams und ihre Ideen gut weg.
TV-Präsenz gut für Aufmerksamkeit
Das aber ist Teil des Konzeptes und alles wäre nichts, wenn nicht die Publicity wäre. Davon hat auch manches Fintech in der Finanzszene bereits profitiert. „DHDL ist eine gute Chance, schnell viel Aufmerksamkeit für sein Produkt oder seine Idee zu bekommen. Trotzdem ist es kein Erfolgsgarant, denn am Ende zählt vor allem Disziplin, Fokus und Durchhaltevermögen”, sagt beispielsweise Bastian Krautwald von deineStudienfinanzierung.
Das damals noch junge Startup hatte 2019 an der 6. Staffel teilgenommen und konnte während der Sendung einen der bekanntesten Investoren und Löwen, Frank Thelen, begeistern. Er wollte mit dem Deal in der Sendung 500.000 Euro investieren.
Teilnahme vor allem für B2C-Modelle interessant
deineStudienfinanzierung ist eine digitale Plattform, die Studierende von der Antragstellung bis zum letzten zurückgezahlten Euro bei der Finanzierung des Studiums unterstützt, indem es in Echtzeit die Anspruchshöhen berechnet. Die erforderlichen Antragsdokumente werden automatisiert erstellt und sich um das Management der Nachweise gekümmert.
Zu einem Abschluss ist es nach der Sendung jedoch doch nicht zum Deal gekommen. „Das ist nichts Ungewöhnliches. In einer so frühen Phase geht es essenziell um gemeinsame Vorstellungen und Erwartungen, die dann einfach nicht zu 100 % übereingestimmt haben.“ Dennoch werben die Berliner noch heute mit dem Claim „bekannt aus ‚Der Höhle der Löwen‘“
Auftritt bei DHDL hallt bei Finanzguru bis heute nach
Auch in der App des Frankfurter Startups Finanzguru findet sich bis heute das Logo der Sendung und Gründer Benjamin Michel verrät: „Unsere Ausstrahlung ist inzwischen mehr als zwei Jahre her, aber noch heute schreiben uns Kunden, dass sie über „Die Höhle der Löwen“ auf uns aufmerksam geworden und seitdem glückliche Nutzer sind.
Er und sein Bruder Alexander traten in der 5. Staffel im Oktober 2018 auf Carsten Maschmeyer. Er investierte sein bis dato größtes Einzelinvestment aller Zeiten in DHDL – insgesamt eine Mio. Euro. Sie präsentierten ihm die Idee eines klugen Haushaltsbuch mit Vergleichsfunktion – als App. Dank einer KI-Technologie erkennt sie Einsparpotenziale für deren Nutzer erkennt und ist damit ein klassisches Financial Management Produkt.
Unsere Ausstrahlung ist inzwischen mehr als zwei Jahre her, aber noch heute schreiben uns Kunden, dass sie über „Die Höhle der Löwen“ auf uns aufmerksam geworden sind
Hat sich die Teilnahme denn für die Hessen gelohnt? „’Die Höhle der Löwen’“ hat sehr gut geholfen zu wachsen. Wir haben innerhalb einer Woche mehr als 200.000 neue Kunden gewonnen und waren damit wohl eine der erfolgreichsten Apps aller Zeiten in der Sendung“, sagt Michel weiter. Heute nutzen eigenen Angaben nach mehr als 500.000 Kunden den Service.
Löwe überzeugt – trotzdem Insolvenz bei Lendstar
Nicht ganz so positiv ging es für das dritte Startup im Bunde weiter. Auch Lendstar war einst Gast bei den Löwen und Erlebnisunternehmer Jochen Schweizer investierte nach dem Auftritt des Gründers Christopher Kampshoff 2015 insgesamt 250.000 Euro – die vor sechs Jahres bis dato größte Summe in der Sendung. Die Payment-Lösung hatte in der Spitze 150.000 Downloads, große Kooperationspartner wie Amazon und Zalando sowie insgesamt 3 Mio. Euro Funding von Investoren – doch es gelang dem Team nie, das Unternehmen profitabel aufzustellen. Wenigstens konnte 2018 eine Übernahme besiegelt werden. Lendstar wurde zunächst weiter vom Zahlungsdienstleister Epay betrieben.
An der Teilnahme am Fernsehformat wird die Insolvenz des Unternehmen nicht gelegen haben, denn „das klassische Fernsehen wirkt nach wie vor sehr gut und gerade B2C-Startups mit einem Angebot für die breite Masse sollten diese Chance nutzen“, sagt Michel und auch Krautwald bestätigt: „Die Teilnahme verschafft uns nach wie vor einen gewissen Vertrauensvorsprung bei unserer Zielgruppe, zumindest unter denjenigen, die die Sendung kennen.“
Prominenz hat nicht geholfen: Aus für Gulia Siegels „GreenBill“ nach DHDL
Auf Bildschirm-Präsenz, Vertrauensvorschuss und geöffnete Geldbeutel hoffen auch in der aktuellen Staffel zwei Fintechs: Zasta aus Rostock und GreenBill, die sich vor allem schon deswegen einer gewissen medialen Aufmerksam sicher sein können, weil ihre Gründerin alles andere als eine Unbekannte ist.
Eigentlich ist Julia Siegel DJane, Model, Schauspielerin und TV-Sternchen und Liebling der Boulevard-Presse. Gemeinsam mit ihrem Partner Ludwig Heer hat sich GreenBill an den Start gebracht. Das Unternehmen will das Kassensystem digitalisieren. Mit dessen Hilfe soll die horrende Menge an Papierbons in Restaurants und Ladengeschäften reduziert werden. Kunden müssten so nach jedem Bezahlvorgang lediglich einen QR-Code auf einem Tablet scannen, anschließend werde der Bon als PDF-Datei auf das Handy übertragen.
Am Ende zeigten sich Carsten Maschmeyer, Nils Glagau und Dagmar Wöhrl zwar begeistert, zu einem Investment ist abschließend trotzdem nicht gekommen. Bereits kurz nach dem Pitch verließ der in der Show als technischer Kopf der Software vorgestellte Tobias Kiessling das Unternehmen war bis dato kein Gesellschafter des Unternehmens. Pech für den Rest des Teams.
Auch ohne Löwen zum Erfolg
Auch Zasta hatte kein Glück und fuhr mit leeren Händen zurück nach Rostock. Und das, obwohl die Idee eigentlich perfekt in die Löwenrunde gepasst hätte: Ein klassisches B2C-Modell, dass das Leben der Kunden innerhalb weniger Minuten erleichtern soll und ihnen im besten Fall sogar Geld auf dem Konto einbringt.
Aber: Viele Deutsche sind Steuerklärungsmuffel, weil eine Steuerklärung oftmals kompliziert sich, sehr zeitaufwändig und viele vermutlich glauben, dass sich das Ausfüllen eh nicht lohnt und es deswegen bleiben lassen. „Fast 30 Prozent der Steuerzahler nehmen ihr Recht auf Steuererstattung nicht wahr. Obwohl sie im Durchschnitt 1.007 Euro zurückbekommen würden”, erklärt Gründer Michael Potstada.
Mit der Steuersoftware soll sich die Steuerklärung in nur drei Minuten ausfüllen lassen. Die Berechnung erfolgt unmittelbar nach Eingabe der Daten, doch ist die Erstellung der finalen Steurerklärung an die Beauftragung eines von Zasta bereitgestellten Steuerberaters gekoppelt. Ist die Beauftragung bestätigt, wird der Berater tätig und optimiert die Stuererklärung auf Rückstattungen. Dabei soll es möglich sein, das Steuergeld auch vier Jahre rückwirkend noch zurückzubekommen.