Finanzielle Inklusion in Afrika und Indien – es gibt noch viel zu tun

Finanzielle Inklusion ist mehr als ein Modewort. Dahinter steckt oft der Kampf um die Existenz, um die Menschenwürde. Nirgendwo anders können wir die Folgen einer solchen Situation klarer sehen als in Afrika und Indien.

Seit der Corona-Pandemie gilt das mehr denn je. Laut Weltbank erholt sich die Wirtschaft in den industrialisierten Ländern weitaus schneller als in den Entwicklungs- und Schwellenländern.

Die Ungleichheit zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden sei wieder so groß wie vor zehn Jahren. Auch innerhalb dieser Länder hat sich die Einkommensungleichheit verschärft. Besonders stark waren und sind Frauen von Arbeitsplatzverlust und Einkommensminderungen betroffen. Finanzielle Inklusion bedeutet, denjenigen Zugang zu grundlegenden Finanzdiensten zu verschaffen, die aufgrund ihres geringen Einkommens oder des Fehlens formaler Ausweisdokumente traditionell von diesen Dienstleistungen ausgeschlossen sind.

Support seit fast 70 Jahren

Als internationale Entwicklungsbank legt die 1956 gegründete International Finance Corporation (IFC), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, ihren Schwerpunkt darauf, die Finanzinfrastruktur in den Entwicklungsländern zu fördern. Nach den Analysen ihrer Experten haben dort rund 2,5 Milliarden Erwachsene noch keinen Zugang zu Zahlungsverkehr, Krediten oder Sparkonten. Und obwohl Kleinunternehmen in vielen dieser Länder wichtigster Wachstumsmotor sind, haben über 200 Millionen von ihnen keinen Zugang zu den erforderlichen Krediten.

Besonders stolz zeigt sich die IFC, wenn es um ihre gemeinsame Initiative mit der Mastercard Foundation geht. Diese Partnerschaft soll Mikrofinanzinstitute, Banken und Mobilfunknetzbetreiber dabei unterstützen, neue Finanzdienste für Kleinunternehmen und Menschen mit geringen Einkommen zu entwickeln.


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Die Gelder für solche Projekte kommen zwar noch zum größten Teil aus den Kassen der Regierungen. Doch seit 2009 will die IFC auch verstärkt institutionelle Investoren in die Pflicht nehmen. Mit der IFC Asset Management Company hat sie seitdem einen Vermögensverwalter unter dem eigenen Dach, der das Kapital von Versicherungen und Banken über verschiedene Fonds in Entwicklungsprojekte steckt.

Nicht allein auf weiter Flur

Fonds für Mikrofinanzdienste in den Entwicklungsländern rücken zunehmend in den Fokus der Branche. Das Fondshaus Invest in Visions beispielsweise vergibt das Geld seiner Anleger als Darlehen an ausgewählte Mikrofinanzinstitute in Afrika und Indien. Die Institute verleihen das aufgenommene Kapital wiederum an Mikrokreditnehmer und kleine Unternehmen, typischerweise an Händler, Handwerker und Bauern. Diese haben somit das Geld für Saatgut, Werkzeuge, Materialien oder andere Rohstoffe.

Es muss nicht immer das große Geld aus dem Ausland sein

Auch in den betroffenen Ländern selbst regt sich einiges. Indien etwa gilt nicht nur als eine der global am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften. Das Land ist womöglich auch einer der vielversprechendsten Märkte für Mikrofinanzinstitutionen, seit die indische Regierung 2016 kurzfristig das meiste Bargeld für ungültig erklärte. Nicht nur der Kreditkartenanbieter und IFC-Partner Mastercard registrierte einen steilen Kundenzuwachs. Auch drei der größten inländischen Banken – die State Bank of India, die ICICI Bank und die HDFC Bank, haben seitdem ihre Mikrofinanz-Angebote deutlich erweitert:

Aber auch ein Level darunter ist vieles in Bewegung. Vijay Shekhar Sharma gründete im Jahr 2010 die App Paytm. Sie hilft Menschen dabei, ihre Finanzen einfacher zu verwalten. Heute ist Paytm eine der weltweit führenden mobilen Geldbörsen und wickelt jeden Monat Transaktionen im Wert von mehr als einer Milliarde US-Dollar ab.

Auch Afrika erlebt eine neue Welle innovativer Start-ups auf dem Gebiet der Mikrofinanzen. Drei Beispiele:

  1. M-Pesa wurde bereits 2007 von Vodafone als SMS-basiertes Geldtransfersystem eingeführt und schnell populär, weil es Nutzern ermöglichte, Geld an andere Menschen zu senden, ohne eine Bank aufsuchen zu müssen. Heute wird M-Pesa von Millionen von Kenianern genutzt, um Rechnungen zu bezahlen, Waren zu kaufen und Geld zu sparen.
  2. Kiva ist eine gemeinnützige Organisation, die Kleinstkredite an Unternehmer in Entwicklungsländern vergibt. Sie arbeitet mit lokalen Organisationen zusammen, um die Kreditnehmer zu schulen und zu unterstützen, damit sie ein Unternehmen gründen und mehr Geld verdienen können.
  3. M-Kopa bietet seit 2012 Kleinkredite und eine Paypal-ähnliche App an.

Es bleibt noch viel zu tun

Seit dem Start von M-Pesa sind immerhin 15 Jahre vergangen. Von einem fulminanten Durchbruch beim Thema finanzielle Inklusion ist insbesondere Afrika aber noch weit entfernt. Die Start-ups, die sich ab heute, den 2. September, zum G20 Digital Innovation Network auf Bali treffen, können sich also nicht über zu wenig Arbeit beschweren. Unter ihnen tummeln sich einige Finanzexperten, darunter auch Unternehmen aus Deutschland.

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