Morgen startet das G20 Digital Innovation Network auf Bali. Auch der Finanzbereich wird Anlässe zur Debatte geben, insbesondere zu Fragen um finanzielle Inklusion. In Zeiten der weltweiten Inflation ein Thema, das kaum aktueller sein dürfte.

Welche Banking-App-Funktionen nutzen Sie eigentlich? Diese Frage stellte YouGov 1.147 Menschen im Mai dieses Jahres. Das Ergebnis: Bankgeschäfte waren noch nie so mobil wie heute. 82 % der Menschen in Deutschland schauen sich zumindest ihren Kontostand an. 75 % überweisen auch Geld per Smartphone. Wer hierzulande an sein Geld will, kann das auch. Der Zugang zu Finanzmitteln wird von Jahr zu Jahr einfacher.

Anders sieht das in anderen Teilen der Welt aus. In den Entwicklungsländern ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen von Finanzdienstleistungen ausgeschlossen sind, höher als in den Industrieländern. Außerdem verfügen die Menschen dort in der Regel über weniger robuste Systeme für die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen. Diese Hürden werden durch schwache Institutionen, Korruption und eine unzureichende Infrastruktur noch größer.

Finanzielle Inklusion soll das ändern

Das bedeutet: Haushalte und Kleinstunternehmen erhalten zu fairen und transparenten Konditionen Zugang zu Kleinkrediten und zu Finanzdienstleistungen formeller Anbieter. Dazu zählen unter anderem Spareinlagen, Zahlungsverkehr und Versicherungen.

Dabei helfen will auch die G20. Die Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer verpflichtete sich bereits 2009 auf ihrem Gipfel in Pittsburgh dazu, den Zugang zu Finanzdiensten für Arme zu verbessern. 2010 sie dann rief die Globale Partnerschaft für finanzielle Eingliederung (GPFI) ins Leben. Die finanzielle Inklusion sei eine der wichtigsten Säulen der globalen Entwicklungsagenda, sagten die Regierungschefs damals.

Die GPFI gilt seitdem als Hebel zur Umsetzung des in Seoul verabschiedeten Aktionsplans. Sie soll als integrative Plattform G20-Länder, Nicht-G20-Länder und alle relevanten Interessengruppen zusammenbringen. Wichtigster Treiber bleibt die Digitalisierung. Mobiles Geld, Peer-to-Peer-Kredite und Crowdfunding stehen im Zentrum der Initiative. In dem Maße, in dem Mobiltelefone allgegenwärtig werden, werden auch mobile Gelddienste allgegenwärtig. Das gilt für Deutschland genauso wie in den Entwicklungsländern, nur dass in letzteren die Wege ein wenig anders aussehen. Mit den digitalen Diensten können Personen Geld per Textnachricht senden und empfangen, was eine einfache und bequeme Möglichkeit für den Geldtransfer darstellt. Das macht sie besonders für einkommensschwache Bevölkerungsschichten attraktiv, die sich traditionelle Bankdienstleistungen oft nicht leisten können.

G20 einigte sich auf Mindeststandards

Den Mikrofinanzinstitutionen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie bieten gefährdeten Gruppen wie Frauen, Kindern und Jugendlichen, die oft keinen Zugang zu formellen Finanzdienstleistungen haben, wichtige Unterstützung. Allerdings sind diese Institutionen mit Risiken verbunden, darunter hohe Ausfallraten, Betrug und räuberische Kreditvergabepraktiken.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, einigte sich die G20 auf Mindeststandards. Zu ihnen gehören unter anderem Anforderungen an Transparenz, Unternehmensführung und Sorgfaltspflicht. Diese Standards sollen den Akteuren helfen, ihre soziale Verantwortung zu erfüllen und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie sicher und verantwortungsvoll arbeiten.

Nächste Etappe Bali

Am morgigen Freitag, den 2. September, startet das G20 Digital Innovation Network auf Bali. Hier versammeln sich vielversprechende Digital-Start-ups aus der ganzen Welt, um über Lösungsmöglichkeiten auf verschiedenen Sektoren zu sprechen. Auch der Finanzbereich wird Anlässe zur Debatte geben. Aus Deutschland kommt die Firma Fabit als Botschafter. „Es ist ein positives Zeichen, dass sich die G20 endlich dieses Themas annimmt. Weltweit beobachten wir, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinandergeht. Wir dürfen die Finanzschwachen nicht vergessen. Digitale Angebote können die Lösung sein, sie aus Armut und Überschuldung zu holen“, sagt Gründerin Susanne Krehl. Das Berliner Unternehmen kümmert sich mit einer Mischung aus aktivem Finanzmanagement, Bildung und verhaltenswissenschaftlichen Bestandteilen um junge Menschen.

Bislang keine speziellen Fördermittel

Spezielle Fördermittel gibt es auf diesem Feld derzeit nicht. „Generell sind die bisherigen Fördermöglichkeiten eher bürokratisch und starr“, erläutert Krehl. Lange Entscheidungswege und die Forderung nach nicht marktüblichen Bewerbungsmaterialien machten jungen Unternehmen das Leben schwer.

Jammern auf hohem Niveau, könnte manch einer mit Blick auf die Entwicklungsländer urteilen. Einen Blick nach Afrika und Indien wollen wir deshalb im nächsten Teil unserer kleinen Inklusionsserie wagen, bevor wir uns die Lage in Deutschland im dritten Part genauer anschauen.

Headerbild: Bildnachweis: wildpixel

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