FinTech des Jahres 2018 – eine Erklärung

Erklärungsversuch zum FinTech des Jahres 2018

Eine kurze Begründung zur Auswahl unser Nominierten FinTechs

Am 10. April 2019 wollen wir zum bereits vierten Mal den „FinTech des Jahres“ Award verleihen. Wer sich dazu entscheidet einen Preis zu vergeben muss sich natürlich mit der Analyse der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen auseinandersetzen und diese offenlegen. Nach bestem Wissen und Gewissen natürlich, nur so sollten Preise vergeben werden, aber hier geht es um das praktische Drumherum, was wir für alle Kritiker heute einmal näher erläutern und offenlegen wollen.

Wir haben im Laufe der Jahre, die Kriterien um den Preis etwas angepasst und für uns schlichtweg vereinfacht, da das bisherige Konzept, viele, viele Vorschläge zu sammeln, um dann die wenigen Favoriten zu extrahieren, sehr aufwendig war und ein hohes Maß an logistischer Abwicklung forderte. So haben wir uns erstmalig im letzten Jahr darauf geeinigt, nur noch aus dem Team heraus zu nominieren um die Auswahl dann einer unabhängigen Expertenjury zu überlassen. Aber wie man es macht…!

Du kannst nie allen gerecht werden, einer ist immer vergessen, einer fühlt sich auf den Schlips getreten, der andere ist angepisst und im schlimmsten Fall ist das Gros der Branche vergräzt und es hagelt negative Kommentare.

Klar wissen wir selbst, das dies eine sehr subjektive und selektive Auswahl ist, aber dies gilt mit Sicherheit für so viele Dinge.

Denn wie soll man aus den vielen vielen spannenden Fintechs, die alleine in Deutschland in die Hunderte gehen, die drei finden, die man nominieren soll? Mittlerweile sind ja auch viele interessante StartUps aus UK, Nordics, Frankreich, Österreich und Co. bei uns aktiv, was die Auswahl nur noch schwieriger macht. Natürlich ist es für uns immer schwer die richtige Mischung zu treffen. Es gibt Interessenskonflikte wohin man schaut, Sponsoren für BEX, PEX & Blog/Podcast. Unser Netzwerk. Wir selber. Natürlich kann es dann auch passieren, dass Erfolgsmodelle wie ratePAY – ja Miriam ist Teil des Teams – zurecht auch nominiert werden. Ist das komisch: Ja. Ist die Nominierung gerechtfertigt: Erst recht. Und selbstverständlich kann sich der ein oder andere fragen: “Warum mein Wettbewerber und ich nicht?” – und ehrlicherweise kann man da nicht immer eine fundierte mit Fakten belegte Antwort geben, aber wir können versuchen unsere jeweilige Auswahl etwas transparenter zu machen.

Wer, wen und warum nominiert hat, lest ihr hier:

Erklärungsversuch zum FinTech des Jahres 2018

André:

Ich habe mich dieses Jahr für Tomorrow, Mambu und Finanzguru entschieden.

Unterschiedliche Gründe sprachen für diese Unternehmen. Tomorrow’s Ansatz finde ich unterstützenswert und glaube zudem an eine Alternative neben N26 auf der einen und der GLS auf der anderen Seite. Mambu zeigt mein Faible für B2B Produkte- zudem hoffe ich hier auf einen globalen Champion für das Banking der Zukunft aus Europa. Finanzguru habe ich nominiert, da sie das Thema FinTech und PSD2 positiv belegt, in eine breite Öffentlichkeit gebracht haben und die Gründer zudem mit großer Leidenschaft ein Ziel verfolgen.

Ich hätte gern mehr nominiert. Aber drei war die harte Regel ;-)

Jochen:

Also bin ich eher systematisch per Auschlussprinzip vorgegangen:
Wie in den letzten Jahren habe ich mich erst einmal an deutschen StartUps orientiert, also Gründungen aus Deutschland mit Headquarter in Deutschland.

Dann überlegte ich ob ich dieses Mal einen Schwerpunkt auf spannende B2B Fintechs legen sollte, da diese traditionell immer etwas zu kurz kommen in der öffentlichen Wahrnehmung. Schließlich schwenkte ich jedoch um. 2018 war bislang DAS Jahr, wo sich bei FinTechs die Spreu vom Weizen trennte. Die ersten Champions kristallisierten sich heraus, die jetzt auch von den größten notorischen Kritikern nicht mehr negiert werden können. Diese Firmen zogen signifikant Funding auf sich, vor allem von namhaften internationalen Investoren, was auch eines der größten Probleme zeigt: Während wir in Deutschland frühphasig gut aufgestellt sind, klafft weiter eine große Lücke für Grownups. Deutsche Champions, die ihr Geschäftsmodell bewiesen haben, werden dann eher von internationalen Investoren unterstützt.

Erklärungsversuch zum FinTech des Jahres 2018

Also das größe Geld beim Exit machen die internationalen Investoren. Besser wäre, wenn das Geld im deutschen Ökosystem bliebe und daher zu einem Netzwerkeffekt bei weiteren Unternehmern wirkt. Aber so ist es nun einmal, wir müssen mit den Fakten leben, die nun einmal so sind.
Daher machte ich es mir am Ende sehr einfach mit der Nominierung: Wer beeindruckte mich mit herausragenden Fundingrunden nachhaltig? Welche Pressemitteilung dazu las ich auch tatsächlich durch und wo sah ich Runden, die auch Einfluss auf die direkten Wettbewerber der Startups hatte? Dann war die Auswahl recht einfach:

  • N26 mit dem damaligen Einstieg von Tencent – das erste chinesische BATs (also die GAFAs aus Fernost) hat in ein deutsches FinTech investiert. Tencent steckt hinter Wechat und Wechatpay. Es bleibt abzuwarten ob Tencent nur ein finanielles Interesse an N26 hat oder sich dadurch einen Brückenkopf für eine mögliche Europa-Expansion gekauft hat.
  • ratePAY mit ihrer 83 Mio Debt-Funding-Runde von der NIBC-Bank, die eine kleine Indikation über das signifikante Businessvolumen des, in PE-Hand befindlichen, B2B Payment-StartUps gibt. Man hat geradezu das Gefühl, daß ratePAY nach dem Verkauf durch den Hauptinvestor Otto-Group erst richtig beflügelt wurde, was auch ein klares Statement ist!
  • Scalable Capital die mit dem Direkt-Investment von Blackrock und dem Secondary-Investment von Blackrock ein so klares klares Marktzeichen gesetzt haben, daß sich die Konkurrenten seitdem im Funding sehr schwer tun. Das Investment hat seitdem die Konsolidierung im dem Bereich in Deutschland gestartet.

Kilian:

Ganz offen und ehrlich war meine Auswahl vom Bauchgefühl getrieben. Ich habe mir keine großen Vergleichslisten gemacht oder harte Kriterien überlegt. Mein Kriterium war “Wer und was kommt mir für das Jahr 2018 in den Sinn?” und hat damit, für mich persönlich, eine gewisse Relevanz. Wichtig war mir etwas über den Tellerrand zu schauen und nicht Companies reinzunehmen, die “eh schon mal dran” waren. Auch das typisch “Deutsche” etwas aufzuweichen, war ein wichtiger Aspekt für mich. Letztendlich sind es Vantik und bitwala geworden.

Maik:

Ich hab meine Kandidaten aus “dem Bauch heraus” nominiert. Ich wollte Fintech/Start-ups nominieren die a) noch sehr jung am Start sind und b) thematisch anders unterwegs sind als alle Anderen. Dies sind für mich, taxfix, geldboost und insha.

Miriam:

Erklärungsversuch zum FinTech des Jahres 2018

Candis habe ich nominiert, weil mein Steuerberater, der sonst so gar kein Onliner ist, sie mir empfohlen hat. Das ist ein tolles Zeichen.

Weltsparen ist für mich ein Mega-Fintech. Sie sind anders, sie sprechen nicht die jungen Wilden an, sondern konzentrieren sich auf eine bodenständige Zielgruppe mit klarem Fokus. 2018 haben sie 100 Mio. Euro eingesammelt und zählen PayPal zu Ihren Investoren. Vor 2 Wochen haben sie auch noch die MHB Bank übernommen.

FinCompare habe ich nominiert, da sie ein tolles Wachstum aufweisen und 2018 10 Mio. Euro geraised haben. Ausserdem finde ich das Produkt und das Team richtig klasse. Das Unternehmen hat mich sogar so begeistert, dass ich im letzten Jahr Teil des Beirates geworden bin.

Warum also der FinTech des Jahres Award?

Einen Award an die interessanten und für uns relevantesten deutschen FinTech/Start-Ups zu verleihen, erachten wir weiterhin als wichtig und auch relevant. Ein Preis von der Branche, in der wir alle aktiv sind, für die Branche. Nicht gekauft, nicht extern beeinflusst, unserer Unabhängigkeit vorbehalten. Da wir divers sind und außerdem jeder andere Sichten und Schwerpunkte hat, ist daraus immer ein guter Mix enstanden. Die Nominierungen kommen von Herzen, doch den letztendlichen Bewertungsprozess geben wir ab und dieser ist völlig losgelöst von uns.

An dieser Stelle Danke an die vielen Jurymitglieder die uns über die Jahre immer wieder bei der Findung der herausragendsten Unternehmen der jeweiligen Jahre geholfen haben und das in ihrer Freizeit. Danke an die vielen Leser, die so aktiv für ihr Fintech der Herzen im Voting abgestimmt haben.

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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