In Zeiten von Corona ändert sich das Ausgabe- und Bezahlverhalten in Deutschland erheblich. Immer mehr Deutsche setzen auf bargeldloses und kontaktloses Bezahlen. Damit stehen wir am Anfang eines fundamentalen Wandels, an dessen Ende das kontaktlose Zahlen der Standard sein wird.

Das Coronavirus und die damit einhergehenden Gegenmaßnahmen verändern unsere Gesellschaft auf eine Art und Weise, die noch vor wenigen Wochen undenkbar war. Trotz erster Lockerungen bleiben wir in unserem alltäglichen Leben massiv eingeschränkt. Treffen mit Familie und Freunden finden nur noch virtuell statt, die ganztägige Kinderbetreuung in den eigenen vier Wänden, die in vielen Fällen auch gleichzeitig das Home Office sind. Soziale Kontakte sollen vermieden werden und es gilt Abstand zu halten, wo immer es möglich ist: Die neue Realität verändert vieles.

Dazu gehört auch, wie und wofür Geld in Deutschland Geld ausgegeben wird. Das Ausgabe- und Bezahlverhalten hat sich über die vergangenen Wochen deutlich verändert, wie unsere Statistiken zeigen. Betrachten wir beispielsweise die Häufigkeit von Einkäufen unserer Kunden bei großen Lebensmittel-einzelhändlern, sehen wir die sogenannten Hamsterkäufe schwarz auf weiß: Ende März wurde deutlich häufiger eingekauft als noch in den ersten beiden Februarwochen, als das Ausmaß der Coronakrise noch nicht zu erahnen war. Im weiteren Verlauf hat die Häufigkeit der Einkäufe nachgelassen.

Großes Engagement der Deutschen

Über den Februar ist die Häufigkeit von Lebensmitteleinkäufen relativ konstant, der Anstieg der Zahlen nimmt gegen Ende des Monats Fahrt auf und erreicht in der dritten Märzwoche seinen Höhepunkt. Am 23. März verkündet die Bundesregierung bundesweite Ausgangssperren und in der Folge sinkt die Häufigkeit von Lebensmitteleinkäufen wieder deutlich, liegt aber immer noch über dem Vor-Krisen-Niveau. Zusätzlich sehen wir in unseren Statistiken, dass die Ausgaben in Deutschland für Restaurantbesuche und Transport, also für Taxen, Busse und Bahnen, bereits seit Anfang März massiv eingebrochen sind. Für beide Bereiche haben sich die Ausgaben mehr als halbiert. Zum Zeitpunkt der bundesweiten Ausgangssperren haben sie ihren Tiefpunkt bereits erreicht.

Daran lässt sich die Entwicklung der Situation in Deutschland sehr gut ablesen. Mit der schrittweisen Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus bis zum Lockdown am 23. März sehen wir eine deutliche Änderung im Einkaufsverhalten unserer Kunden. Im Rahmen der Hamsterkäufe steigen die Ausgaben für Lebensmittel an und sacken schließlich wieder ab. Eine Tendenz, die sich auch in den ersten Aprilwochen bestätigte.Diese Entwicklung dürfte zum einen durch die Ausgansbeschränkungen und zum anderen dadurch zu erklären sein, dass viele gegen Ende März einen entsprechenden Vorrat angelegt hatten.

Die Tatsache, dass die Ausgaben für Transport und Restaurantbesuche bereits zurückgehen, deutlich bevor gesetzliche Maßnahmen ergriffen wurden, ist dabei besonders bemerkenswert. Das Land Nordrhein-Westfalen beispielsweise schloss Restaurants gesetzlich erst am 18. März, während das Bundesland Bayern, bei den Maßnahmen gegen das Coronavirus ansonsten führend, sogar erst zwei Tage später nachzog, gleichzeitig aber auch Ausgangssperren verhängte.

Ein großer Schritt Richtung Zukunft

Die Ausgaben unserer Kunden für Restaurantbesuche sinken bereits seit dem 1. März und haben, als die Restaurants gesetzlich geschlossen werden, ihren Tiefpunkt bereits beinahe erreicht. Ähnliches gilt für die Ausgaben für Bus und Bahn, dies macht das Engagement der Deutschen im Kampf gegen die Pandemie sichtbar.

Bestätigte Erwartungen

Auch beim Onlineshopping sehen wir eine Veränderung in Deutschland. Ende März übertrafen die online getätigten Einkäufe mit 51 Prozent erstmals die Kartenzahlungen an POS-Terminals (49 Prozent). Damit lagen die Onlinezahlungen rund 38 Prozent höher als noch in der Woche vor den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. Hier sehen wir bei unseren Zahlen eine klare Auswirkung der verschärften Maßnahmen. Zwar ist diese Kurve mittlerweile wieder etwas abgeflacht – dennoch betrug der Unterschied zwischen offline und online Zahlungen Mitte April nur rund 10 Prozent, während die Differenz in der Woche vor den Ausgangssperren bei gut 70 Prozent lag.

Michael Möglich

„Unsere Statistik bestätigt auch eine weitere vermutete Entwicklung: Die Möglichkeit, kontaktlos zu zahlen, wird häufiger genutzt als noch vor der Krise.“

Mitte März lag die Anzahl kontaktloser Zahlungen von Monese-Kunden rund 15 Prozent höher als noch Mitte Januar. Das Zahlen per Smartphone, also per Apple Pay oder Google Pay, hat relativ sogar noch deutlich stärker zugenommen.“ Diese Entwicklung wird seit Beginn der Coronakrise von verschiedenen Faktoren gefördert. Alle sind dazu aufgerufen, etwa darauf zu achten, was sie berühren, sich nicht ins Gesicht zu fassen und sich regelmäßig die Hände zu waschen. Damit einher geht eine größere Vorsicht im Umgang mit Bargeld. Supermärkte beispielsweise fordern aktiv dazu auf, mit Karte oder Smartphone zu zahlen, um den Kontakt zu begrenzen, den ihre Mitarbeiter mit Kunden haben. Die Deutsche Kreditwirtschaft hat das Limit für kontaktlose Zahlung im girocard-System ohne PIN-Eingabe von 25 auf 50 Euro erhöht. Und auch viele kleinere Geschäfte, wie Bäckereien oder Kioske, in denen klassischerweise mit Bargeld gezahlt wird, bieten mittlerweile Möglichkeiten an, bargeldlos zu zahlen.

Das zeigt Wirkung: Eine Umfrage, die das Einzelhandelsinstitut EHI Anfang April veröffentlichte, kommt zu dem Ergebnis, dass vor der Pandemie noch 38 Prozent die Barzahlung bevorzugten, ihr Anteil jedoch in der Krise auf lediglich 18 Prozent sank. Laut derselben Umfrage präferieren 42 Prozent die klassische Kartenzahlung, weitere 31 Prozent das kontaktlose Bezahlen mit Karte und rund 8 Prozent die mobilen Zahlungsvarianten.

Chance in der Krise

Wir befinden uns derzeit in einer außergewöhnlichen Situation. Dennoch sind wir sicher, dass das kontaktlose Bezahlen – auch und gerade im Hinblick auf die noch anhaltenden Beschränkungen durch Corona – weiterhin an Bedeutung zunehmen wird. Das gilt auch über die Krise hinaus. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Auf lange Sicht dürfte das bargeldlose Bezahlen die am häufigsten genutzte Zahlvariante werden. Viele Verbraucher, die bislang vielleicht eher skeptisch waren, erkennen nun die Vorteile des kontaktlosen Bezahlens. Das gilt auch für das Zahlen mit dem Smartphone.

Unsere Statistiken zeigen, dass Monese-Kunden zwar immer noch seltener mit dem Handy zahlen als mit der Karte. Der Anteil der mobilen Bezahlungen ist jedoch seit Dezember 2019 um circa 25 Prozent gestiegen. Dies liegt sicherlich nicht nur an der Coronakrise. Die Tatsache, dass Apple Pay von immer mehr Banken in Deutschland angeboten wird und viele Konsumenten auf diesen Weg aufmerksam werden, dürfte hier ebenfalls eine große Rolle spielen.

Ein großer Schritt Richtung Zukunft

Die Akzeptanz dieser Zahlungsmöglichkeit wird durch die Sondersituation derzeit dennoch ohne Frage befördert – offensichtlich mit Erfolg. Gerade für Deutschland, in dem bisher ein dominierender Bargeldmarkt vorherrschte, ist das ein fundamentaler Wandel. Das Ende des Bargelds wurde schon oft angekündigt und von einigen auch befürchtet. Die Coronakrise zeigt uns nun, dass diese Angst vor Veränderung nicht nur unbegründet ist, sondern auch, wie praktikabel und einfach ein bargeldloser Alltag aussehen könnte. Noch merken wir es nicht, aber wir gehen gerade einen großen Schritt Richtung Zukunft.

Ein Gastbeitrag von Michael Möglich, Deutschlandchef von Monese

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