Digital Natives und die Zukunft des digitalen Payments

people sitting down near table with assorted laptop computers

Gastbeitrag von Dr. Florian Springer und Marcel Schulz

Alles wird digitaler. Diese Entwicklung macht auch vor dem Zahlungsverkehr nicht halt. Spätestens seit der Corona-Pandemie steigt die Nachfrage nach digitalem Payment auch außerhalb des klassischen Online-Handels. Insbesondere junge Menschen treiben diese Entwicklung mit voran. Es lohnt sich also, einen Blick auf deren Ideen für die Zukunft digitaler Zahlungsverfahren zu werfen. Bei einer Zusammenarbeit der Technischen Hochschule Ingolstadt mit der IT-Beratung Senacor Technologies AG ergab sich nun die Möglichkeit dazu.

Entwicklung im digitalen Payment bereits seit der Finanzkrise 2008

Die Digitalisierung im Bereich Payment schreitet seit der globalen Finanzkrise 2008 immer schneller fort, wie eine Studie aus dem Jahr 2021 der Hans-Böckler-Stiftung zur Digitalisierung im Zahlungsverkehr und Geldwesen zeigt. Dabei verbreiten sich besonders Kryptowährungen immer mehr und auch Mobile Payment Apps werden zunehmend genutzt. Den Usern dieser Apps ist es dabei vorrangig wichtig, dass die Apps bequem und einfach zu bedienen sind. Das ist sogar noch wichtiger als die Themen Sicherheit und Datenschutz. Als weiteren Katalysator für einen Wandel im Zahlungsverkehr hin zum Digitalen identifiziert die Studie auch die Corona-Pandemie: Wer möglichst berührungsarm durch den Alltag kommen möchte, nutzt gerne kontaktlose, digitale Bezahlverfahren.

Junge Menschen prägen den Wandel mit

Die digitalisierte Welt von morgen wird speziell von den jungen Menschen von heute prägend mitgestaltet. Das gilt auch für den digitalisierten Zahlungsverkehr: In einer Payment-Studie, die auf der International Working Conference on Transfer and Diffusion of IT vorgestellt wurde, erwies sich die Generation der Digital Natives als wichtiger Treiber der Digitalisierungs-Entwicklung. Zum einen sind sie allein aufgrund der Lebenserwartung die langfristigen Nutznießer (guter) digitaler Paymentverfahren. Zum anderen ist es die Generation der Digital Natives gewohnt, sich ständig an neue technische Entwicklungen anzupassen. Deswegen gehören sie auch häufig zu den Early Adoptern technischer Neuerungen.

Welche innovativen Ideen die Vertreter:innen dieser Generation dabei für die Zukunft des digitalen Payments haben, zeigten Studierende des Bachelorstudiengangs Digital Business an der TH Ingolstadt in einem Praxisseminar: In kleinen Teams bearbeiteten sie reale und praxisrelevante Use Cases  zum Thema Digital Payments. Bei der Ausarbeitung von der ersten Produktidee bis hin zu einem ausgewachsenen Firmengründungspitch wurden die Studierenden durch den Studiengangsleiter Prof. Christian Lochner sowie durch Dr. Florian Springer (Partner) und Marcel Schulz (Managing Consultant) – beides erfahrene Berater von Senacor – unterstützt.

Praxisrelevante Use Cases für digitales Payment und Kryptozahlungen

Den krönenden Abschluss des Seminars bildete die Präsentation der Ergebnisse vor einer hochkarätigen und fachkundigen Jury. Diese setzte sich zusammen aus

  • Marc Schaefer (Chief Management Advisor bei Nuri),
  • Luise Linden (CTO & MD bei Ratepay) und
  • Anton Langbroek (General Manager DACH & CEE bei Mambu).

Dabei lieferten die angehenden Digital Business Absolvent:innen jede Menge spannende Ideen für die zukünftige Ausrichtung des digitalen Zahlungsverkehrs und überzeugten die Jury durch professionell ausgearbeitete Konzepte und überzeugende Pitches:

Gleich zwei Projektteams haben es sich zum Ziel gesetzt, Kryptowährungen leichter für den alltäglichen Zahlungsverkehr nutzbar zu machen. Die Gruppe „Crypto-Pay“ suchte einen Weg, wie sich Kryptozahlungen bequemer bei In-App- und In-Game-Einkäufen einbinden lassen. Dafür schlagen sie unter anderem vor, die Zahlungen direkt bei den großen Publishern selbst ins System zu integrieren. Größter Vorteil dabei ist die höhere Sicherheit für sensible Personen- und Zahlungsdaten.

Die Studierenden aus dem Projekteam „Satona“ entwickelten die Idee von Kryptozahlungen am Point-of-Sale. Dafür entwarfen sie eine App, die ein Bitcoin-Wallet umfasst. Das Wallet kann dann für Sofortzahlungen im stationären Handel genutzt werden. Um den Bezahlvorgang innerhalb der App möglichst einfach und effizient zu halten, funktioniert dieser offchain. Besonders spannend ist bei dieser Idee zusätzlich die Möglichkeit, Satona in andere Apps zu integrieren. Auch mit der speziellen Herausforderung bei Bezahlungen mit Kryptowährungen – den Kursschwankungen – beschäftigten sich die Studierenden. So kann sich etwa der Wert eines Bitcoins vom Zeitpunkt des Betretens eines Supermarktes bis hin zur Kasse stark verändern. Hier lieferten die Studierenden verschiedeneste Ideen, wie man das Problem abmildern könnte.

Auf bestehende Infrastruktur aufbauen

Auch das Team von „eCharge & Shop“ entwickelte die Idee zu einer Mobile Payment App. Sie erweiterten diese aber um ein spannendes Bonusprogramm: Ihr Vorschlag ist, Rabatte beim Laden von E-Autos auf beispielsweise Supermarktparkplätzen zu erhalten, wenn man während des Ladevorgangs im zugehörigen Markt einkauft. So bietet sich einerseits eine Win-Win-Situation für stationäre Händler:innen und ihre Kund:innen, andererseits greift man auch auf schon vorhandene Infrastrukturen zurück und verbessert deren Nutzung.

Ebenfalls schon vorhandene Strukturen digital optimieren möchte das Team der Plattform „Coupondemand“. Coupondemand ist eine Online-Tauschbörse für all die Gutscheine, die bisher über Jahre ungenutzt an Pinnwänden oder in nie geöffneten Schubladen ihr Dasein fristeten. Das Projektteam hat hier ein echtes Marktproblem erkannt und bietet eine digitale Lösung dazu an.

Eine bisher meist nur digital genutzte Lösung in analogere Gefilde zu bringen, ist auch das Ziel der Gruppe „PayUp“. Sie möchte mit der gleichnamigen App das Prinzip „buy now, pay later“ im stationären Handel etablieren. Anstatt umständlich (Papier-)Rechnungen auszustellen, kann hierbei allerdings der gesamte Zahlungsverkehr direkt digital via App geregelt werden. Zusätzlich legt die Gruppe wert darauf, die App besonders leicht zugänglich und einfach bedienbar zu gestalten.


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