„Diese IT-Typen“ oder das eigentliche Digitalisierungs-Problem der Banken
Ich war letzte Woche auf einer Veranstaltung einer sehr großen Strategieberatung und lauschte dort der Präsentation eines Vertreters einer der größten deutschen Banken, als dieser die neue Digitalisierungsstrategie der Bank erläuterte. Nachdem der Referent zum wiederholten Mal von „diesen IT-Typen“ sprach und damit wohl die Softwareentwickler und Technologieexperten der Bank meinte, wurde während der Präsentation mehr und mehr die eigentliche Herausforderung für Banken und Sparkassen klar: Fehlendes Verständnis für „diese IT-Themen“ vor allem auf der Businessebene.
Die selbstauferlegte Transformationen der Banken zu Technologiekonzernen, wie es die Herren Cryan und Zielke auf der Handelsblatt-Veranstaltung Banken im Umbruch für ihre Branche ausriefen, gleicht einer Herkulesaufgabe. Die Digitalisierung der Finanzdienstleistungsindustrie betrifft alle Mitarbeiter einer Bank, auf allen Ebenen und endet eben nicht vermeintlich beim „obersten Technikversteher“ dem Chief Digital Officer und seinen „IT-Typen“.
Warum ruft Steve Ballmer, ehem. CEO von Microsoft verschwitzt „Ihr IT-Typen“ „Developers, Developers“ bei einer Entwicklerkonferenz oder warum zeigt Apple CEO Tim Cook immer wieder PR-wirksam einen Scheck mit dem Milliarden-Dollar-Betrag, der stellvertretend für die Ausschüttungen an alle App-Store-Entwickler steht? Weil die Geschäftsmodelle von Microsoft, Apple und co längst nicht mehr nur von „diesen internen IT-Typen“ abhängig ist, sondern noch vielmehr von externen Entwicklern, die das Blut im Öko-System-Kreislauf darstellen. Ohne Apps fürs Smartphone oder ohne Software für das PC-Betriebssystem ist der Absatz ungleich schwerer.
Gleiches gilt analog für Finanzdienstleistungen wo z.B. PayPal, MasterCard und VISA ihre Schnittstellen externen Entwicklern per Developer-Plattformen geöffnet haben und Teile der Produktentwicklung und Integrationen in Drittsysteme an dritte Entwickler outgesourced haben. Wie schnell ein Software-Ökosystem über kommerziellen Erfolg oder Mißerfolg entscheidet zeigt sich im Smartphone Markt. Wenn der Referent zur Digitalisierungsstrategie seiner Bank sich ein neues Smartphone bestellt, wird dieses mit 100%iger Sicherheit ein Gerät mit Apple’s iOs oder Google’s Android sein statt Windows Mobile. Microsoft hat es z.B. verpasst das Software-Ökosystem für ihre Smartphones aufzubauen was ihnen bei Windows so gut gelang – da könnte selbst die Hardware technisch besser sein, wenn die Anwendungen fehlen, liegen die Geräte wie Blei in den Regalen.
Was hat das nun alles mit den Banken und Sparkassen zu tun? Sehr sehr viel! APIs und Softwareentwicklung werden deutlich wichtiger für die Kreditwirtschaft. Angefangen von der öffentlichen Schelte des Herrn Cryan die IT der Deutschen Bank (und anderen Banken auch?) sei lausig und müsse verbessert werden, von der Regulierung rund um PSD2 und X2A (Access to Account) bis neue Schnittstellen der Kernbankensysteme. Banken und Sparkassen müssen sich überlegen wie und in welcher Form sie diesen Wandel technisch aber viel mehr auch organisatorisch begleiten. Das StartUp Figo hat rund um seine Banking-Schnittstelle ein Ökosystem mit über 1000 Entwickler etabliert, führt Hackathons Bankathons durch auf denen Banken-APIs mit Dritt-APIs wie z.B. die Voice-Schnittstelle von Amazon Alexa verbunden werden und somit gänzlich neue Produktformen ermöglichen.
Sieht sich die Kreditwirtschaft bzw. die Mitarbeiter in den Banken und Sparkassen als Antreiber des digitalen Wandels oder wollen sie getrieben werden? Diese Entscheidungen stehen derzeit an und es funktioniert meines Erachtens nur durch ein besseres Verständnis über Chancen und Herausforderungen der Technologie auf allen Ebenen. Führungskräfte können diese Entscheidungen eben nicht an „diese IT-Typen“ wegdelegieren oder hoffen, dass jene das schon regeln. Nur wenn die „Business-Typen“ mit „diesen IT-Typen“ auf Augenhöhe umgehen kann der Wandel gelingen.
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