Neue Fundingrunden für Fintechs, viele News um N26 und Revolut sowie strategische Neuausrichtungen. Die Fintech-Branche kam im Juni nicht zur Ruhe.
Wer dachte, dass sich die Fintech-Branche im Juni auf ein Sommerloch zubewegt, lag falsch: Trotz brütender Hitze und einer angeschlagenen Stimme haben sich André Bajorat und Jochen Siegert in dieser Folge des News-Podcasts von Payment & Banking den Berg an Neuigkeiten vorgenommen. Im Juni gab es für Fintechs wie Scalable Capital und Payrails frisches Kapital, N26 und Revolut verkünden neue Features und der etwas verfrühte Start der BBVA in Deutschland: Hier kommt der Überblick zum Juni 2025.
BCG-Studie: Fintechs wachsen dreimal schneller als traditionelle Finanzdienstleister
Laut dem Global Fintech Report 2025 von BCG und QED Investors verzeichneten Fintechs 2024 ein Umsatzwachstum von 21 %, während traditionelle Finanzdienstleister nur um 6 % zulegten. Zudem erreichten 69 % der börsennotierten Fintechs die Gewinnzone, was auf eine zunehmende Reife und Stabilität der Branche hindeutet.
Scalable Capital sichert sich 155 Mio. € für europäische Expansion
Das Münchner Fintech Scalable Capital hat in einer Finanzierungsrunde 155 Mio. € eingesammelt, angeführt von Sofina und Noteus Partners. Mit dem frischen Kapital plant das Unternehmen, seine Präsenz in Europa auszubauen und seine Plattform weiterzuentwickeln. Ziel ist es, zur führenden digitalen Investmentplattform Europas zu werden.
Payrails sammelt 32 Mio. USD ein – Berliner Fintech auf Wachstumskurs
Das Berliner Payment‑Fintech Payrails sammelt 32 Millionen US‑Dollar ein. Das Kapital soll in den Ausbau der europäischen Expansion und die Weiterentwicklung der Acquiring-Plattform fließen. Ein deutliches Zeichen: Anleger setzen weiter auf gut vernetzte, technologiegetriebene Finanzlösungen.
DealCircle sammelt 5 Mio. Euro ein
Mit frischem Kapital von fünf Millionen Euro will DealCircle seine Matching-Plattform für M&A-Transaktionen ausbauen. Ziel ist es, den Dealflow zwischen Investoren und Unternehmen effizienter zu gestalten und datenbasiert zu optimieren – ein Zeichen dafür, dass technologische Vermittlungstools in der PE-Branche weiter an Bedeutung gewinnen.
N26 will 400 Millionen Euro – Gespräche mit Investoren laufen
Das Berliner Neobank-Flaggschiff N26 befindet sich laut Bloomberg in Gesprächen über eine mögliche Finanzierungsrunde von 400 Millionen Euro. Ziel ist es, die internationale Expansion voranzutreiben und profitabler zu werden. Die aktuellen Verhandlungen werfen auch die Frage auf, ob sich ein IPO andeutet – und wie robust das Geschäftsmodell in einem zunehmend regulierten Markt wirklich ist.
BaFin sollte N26 im Blick behalten
Erneut steht N26 im Fokus der Finanzaufsicht. Mögliche Versäumnisse bei der Geldwäscheprävention und der Eigenkapitalausstattung sorgen für Aufsehen – es könnte zu neuen Maßnahmen kommen. Für die Neobank bleibt regulatorische Wachsamkeit ein ständiger Begleiter auf dem Weg zur Profitabilität.
N26 erweitert Reise-Features und führt neues Premium-Konto ein
Die Digitalbank N26 hat ihr Angebot um neue Reise-Features erweitert und ein neues Premium-Kontomodell eingeführt. Kund:innen erhalten nun Zugang zu über 1.300 Flughafenlounges weltweit, buchbar direkt über die N26-App. Das neue Premium-Konto „N26 Go“ bietet zusätzliche Vorteile für Reisende und soll das Kundenerlebnis weiter verbessern.
Revolut steigt ins Mobilfunkgeschäft ein – unbegrenztes eSIM-Datenvolumen für nur 12,50 €
Revolut plant noch 2025 den Einstieg in den Mobilfunkmarkt und bietet deutschen Nutzer:innen einen Unlimited‑Tarif, der über eSIM direkt in der App gebucht wird. Ganz ohne Vertragsbindung. Für 12,50 € im Monat sollen Kunden eine Allnet‑Flat für Telefonie, SMS und unbegrenztes Datenvolumen im Inland sowie 20 GB EU‑Roaming erhalten.
Revolut baut Krypto-Derivate auf
Revolut plant laut Stellenausschreibung den Aufbau einer Krypto-Derivate-Handelsplattform für seine weltweit 50 Millionen Nutzer. Der General‑Manager-Posten für Crypto Derivatives soll in London, Barcelona oder Dubai angesiedelt werden, Regionen mit günstiger Regulierung. Dabei zielt das Unternehmen darauf ab, „eine der vertrauenswürdigsten, skalierbarsten und profitabelsten Derivate-Plattformen der Welt“ zu etablieren und so seine Krypto-Strategie deutlich zu verstärken.
Revolut startet mit Stablecoin durch
Mit einem eigenen Stablecoin betritt Revolut eine neue Stufe im Krypto-Game. Die Währung, direkt in die App eingebunden, soll vor allem beim Bezahlen und Sparen für mehr Stabilität sorgen. Dass Revolut jetzt mit einer eigenen Digitalwährung aufwartet, zeigt den Willen zur Plattformökonomie – und könnte Signalwirkung für andere Neobanken haben.
Belohnung bei Milliardenbewertung: Revolut-Chef winkt Mega-Payday
Wenn Revolut auf 150 Milliarden Dollar wächst, könnte der CEO kräftig absahnen. Ein Bonuspaket in Milliardenhöhe macht die Vergütung des Revolut-Chefs zur wohl spannendsten Personalie der Fintech-Branche. Es zeigt auch, wie stark Kultur und Kapital inzwischen miteinander verwoben sind.
Mollie steigert Bruttogewinn 2024 um 30 Prozent
Der Finanzdienstleister Mollie hat 2024 einen Bruttogewinn von 115 Millionen Euro erzielt, was einer Steigerung von 30 Prozent entspricht. Der Umsatz stieg um 28 Prozent auf 214 Millionen Euro. Dieses Wachstum wurde durch neue Produkte wie „Tap to Pay“ und „Mollie Invoicing“ sowie durch internationale Expansion in Länder wie Italien und Schweden vorangetrieben. Mollie verzeichnete zudem erstmals seit 2018 wieder ein positives EBITDA.
Mollie launcht „Tap“-Terminal – smartes Bezahlen für den Mittelstand
Mollie hat offiziell das neue Tap-Terminal vorgestellt – ein Android‑basiertes, kompaktes Gerät, das kontaktloses Bezahlen via NFC oder QR-Code im Handumdrehen ermöglicht. „Ready in 30 secs“ lautet das Motto: Einstecken, einschalten und loslegen. Die Integration mit Mollies Online-Plattform erlaubt es Einzelhändler:innen, sämtliche Bezahl- und Geschäftsdaten zentral zu steuern – ein gezielter Schritt zur Omnichannel‑Vernetzung von E‑Commerce und Point‑of‑Sale.
SumUp akzeptiert bald Girocard-Zahlungen ohne Co-Badge
SumUp plant, künftig Girocard-Zahlungen direkt über das deutsche Zahlungssystem abzuwickeln, ohne auf Co-Badges wie Maestro oder V Pay angewiesen zu sein. Mit der neuen Partnerschaft zwischen SumUp und der deutschen Kreditwirtschaft wird es bald möglich sein, Zahlungen mit der Girocard direkt über das Girocard-Netzwerk abzuwickeln. Ein genauer Starttermin für die Umsetzung wurde noch nicht bekannt gegeben.
ABN Amro gründet Neobank Buut – mit Fokus auf Tech-affine Kundschaft
Mit Buut bringt ABN Amro eine neue digitale Bank an den Start, die sich explizit an technologiebegeisterte Nutzer richtet. Die offizielle Ankündigung der Neobank Buut deutet auf eine strategische Neupositionierung im digitalen Wettbewerb hin. Das Angebot soll sich durch einfache Bedienung, moderne Nutzerführung und innovative Features abheben – und dabei eine klar definierte Zielgruppe adressieren.
Raisin wird zur europäischen Marke: „Weltsparen“ geht international
Das Berliner Fintech Raisin verzichtet in Deutschland auf die Marke Weltsparen, um international unter seinem Ursprungshaus-Namen aufzutreten. Hintergrund ist eine europäische Wachstumsstrategie: Der neue Markenfokus soll die grenzüberschreitende Ausrichtung der Plattform verdeutlichen . Auch im Ausland tätige Anleger erkennen so gezielter, dass es sich um einen konsolidierten Marktplatz für Tages- und Festgeld handelt.
Klarna erfindet sich neu – und visiert das Bankgeschäft an
Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna positioniert sich für eine neue Börsenstory – und überrascht mit einer strategischen Neuausrichtung in Richtung Bankgeschäft. Neben dem Fokus auf KI und Automatisierung, soll insbesondere das eigene Finanzproduktportfolio ausgebaut werden. Die neue Strategie soll Investoren überzeugen und zeigt, wie der einstige Buy-now-pay-later-Pionier sich als umfassender Finanzanbieter neu aufstellt.
Klarna startet Mobile-Wallet mit Ökosystem-Anspruch
Der schwedische Zahlungsdienstleister mischt nun auch im Mobile-Wallet-Markt mit – inklusive QR-Code-Payment, Loyalty-Funktionen und In-App-Krediten. Klarna verfolgt damit konsequent die Strategie, Zahlungs- und Konsumerlebnis vollständig zu verschmelzen.
Klarna ist jetzt in Google Pay eingebunden
Bezahlen mit Ratenkauf wird noch einfacher: Klarna ist nun direkt via Google Pay verfügbar. Damit integriert sich das BNPL-Modell direkt in alltägliche Zahlungssituationen – nicht nur im E-Commerce, sondern zunehmend auch stationär. Allerdings zunächst nur in den USA.
Lemonway übernimmt PayGreen – grüner Checkout im Fokus
Lemonway übernimmt das Geschäft von PayGreen und erweitert damit sein Portfolio um einen spezialisierten Anbieter für umweltfreundliche Zahlungsoptionen. Die Übernahme stärkt Lemonways Position im Lizenz- und SaaS-Bereich für den europäischen E‑Commerce, besonders im nachhaltigen Zahlungsumfeld. Händler sollen durch diesen Schritt künftig einfacher klimafreundliche Bezahlangebote integrieren und Verbrauchern dadurch bewusste Kaufmöglichkeiten bieten.
Stripe kauft Krypto‑Wallet‑Startup Privy
Mit der Übernahme des Wallet-Startups Privy erweitert Stripe seine Infrastruktur im Kryptobereich. Ziel ist es, Unternehmen eine nahtlose Integration von Blockchain-basierten Diensten zu ermöglichen. Damit untermauert Stripe seinen Anspruch, als globaler Payment-Dienstleister auch bei digitalen Assets führend zu sein.
Ex-Whitebox-Manager will mit Realist den ETF-Markt aufmischen
Thomas Völker startet mit seinem neuen Fintech Realist durch – und hat ehrgeizige Pläne: Der selbsternannte „ETF-Killer“ soll Anleger:innen eine präzisere, aktiv gemanagte Alternative bieten. Das Geschäftsmodell zielt auf ein intelligenteres Vermögensmanagement.
Fabrick übernimmt FinAPI – Open Banking auf Konsolidierungskur
Die italienische Banking-Plattform Fabrick hat den Münchner PSD2-Spezialisten FinAPI übernommen. Damit entsteht einer der größten europäischen Player im Open-Banking-Umfeld, mit neuen Expansionsplänen für den DACH-Raum.
Digital‑Native‑Neobanken setzen sich in Europa fest
Virtual Banking gewinnt in Europa zunehmend an Boden: Laut Fintechnews führen challengende Banken mit schlanken, digital‑first Plattformen traditionell starke Finanzinstitute sukzessive an Marke und Nutzerzahlen vorbei. Der Trend zu Banking ohne Filiale, aber mit attraktiven UX, wird klar bestätigt. Inklusive höherer Zahlungsbereitschaft bei jungen Kund:innen.
Europäische Zahlungsambitionen erhalten neuen Schub
Mit der strategischen Kooperation zwischen EPI und EuroPa (European Payments Alliance) wächst die Hoffnung auf ein souveränes, paneuropäisches Zahlungssystem. Ziel ist es, bestehende nationale Initiativen zu bündeln und damit eine europäische Alternative zu den US-Diensten zu schaffen. Der Schulterschluss markiert einen wichtigen Meilenstein für den Ausbau eines eigenständigen Payment-Ökosystems in Europa.
Payone unter Druck: Verdacht auf dubiose Geschäftsbeziehungen
Die Vorwürfe gegen Payone wiegen schwer. Der Zahlungsdienstleister soll mutmaßlich dubiose Kundenbeziehungen toleriert haben – etwa zu einem bekannten Pornounternehmer. Ein Fall, der den Ruf der Branche belastet und Fragen zur Due Diligence aufwirft.
Drei Prozent Zinsen aufs Giro: BBVA will Kund:innen locken
Die spanische Großbank BBVA startet mit einer neuen Digitalbank in Deutschland und verspricht drei Prozent Zinsen aufs Girokonto. Damit sollen vor allem wechselwillige Sparer:innen angesprochen und gleichzeitig das digitale Ökosystem ausgebaut werden. Der Vorstoß zeigt, wie Banken versuchen, im Kampf um Kundengelder neue Wege zu gehen. Mehr Details liefert der Blick auf das BBVA-Angebot für deutsche Kontonutzer:innen.
Ex-Commerzbank-Chef Manfred Knof wechselt zu Krypto-Firma Valour
Manfred Knof, ehemaliger CEO der Commerzbank, übernimmt den Vorsitz bei Valour, einem Anbieter von Krypto-ETPs. Er soll das institutionelle Geschäft ausbauen und die globale Expansion vorantreiben. Der Schritt unterstreicht die wachsende Bedeutung digitaler Assets im traditionellen Finanzsektor.