Die Sparkassen und ihre Mobile Payment Strategie…

Gerade passiert ja einiges an der Mobile Payment Front und wir kommen ja gar nicht mehr nach mit dem kommentieren. Google Pay ist da (mit großen Ambitionen), Apple Pay immer noch nicht, Mastercard pushed die Wearables Strategie, Girocard Mobile ist am Start – und auch die Sparkassen haben was im Köcher – explizit OHNE Google Pay – schauen wir uns das mal in aller Ruhe an.
Die Sparkassen machen nun in Payment
Photo credit: kuhnmi on Visual hunt / CC BY
Start soll Ende Juli (Mitte August) sein, keine schlechte Strategie, wenn man bedenkt das die Pilotphase mitten in das Sommerloch fällt, da kommt einem nämlich keiner so recht in die Quere – wenn auch “nach Google” (wobei auch Google mit der limitierten Anzahl von Karten gefühlt noch in einer Pilotphase ist) Alles läuft über die App mit dem maximal sperrigen Namen “Mobiles Bezahlen”, klassisch Deutsch eben, ich sag nur GIMB und ich hoffe da waren keine Profis hinsichtlich Naming im Spiel! Und hier sofort der alte und erste Angriffspunkt “Will der Kunde Mobile Bezahlen”? Alles funktioniert leider nur via Android und dem “gefährlichen” NFC. Hierbei bleibt zu hoffen, dass es gegenüber dem Händler maximal standardisiert bleibt damit hier nicht noch zusätzliche Hürden aufgebaut werden. Basis ist wie zu vermuten eine CC Zahlung wobei aus SPK Sicht würde hier auch Girocard Sinn machen. Girocard Mobile steht in den Startlöchern und damit könnte man Apple und Google hinsichtlich der Verbreitung etwas “ärgern”. CC only passt nicht zu den Sparkassenkunden, diese sind ja tendenziell nicht CC affin und wenn haben diese meist Karten von anderen Herausgebern, leider eine oft vernachlässigte Tatsache. In der Kommunikation ist auch von der “Nutzung mit der Sparkassen Card” die Rede. Ob damit auch die Bezahlfunktion gemeint ist, ist mir noch unklar, wäre aber wünschenswert. Funktional reduziert man das “Mobile Bezahlen” auf die NFC Zahlung am POS. Mobile Payment ist aber “viel mehr”, v.a. auch das Zahlen direkt aus dem Smartphone et al heraus. Ein Spiel dass Apple und Google verstanden haben. PayPal ist zwar auf der “in App Payment Seite” maximal stark (v.a. wegen der immer noch grottigen UX von Kartenzahlungen auf dem Mobile – aber es wird besser), dort fehlt aber die NFC Komponente. Die “Mobiles Bezahlen” Karre fährt nur auf drei Rädern. Und was machen die Genossen? Leider etwas eigenes aber dann doch wohl ähnliches obwohl sie doch als “erster fertig” waren. Die Situation ähnelt derer bei Kwitt und dem Geldboten, stellt sich nur die Frage: wer ist bei “drei nicht auf dem Baum” und ruft das Kartellamt vorher an? Also wir halten fest, im Sinne der “Erziehung des Endkunden” gut, da wir hier auf der “Gegenseite” mit der standardisierten Terminal Infrastruktur zusammenarbeiten und auf NFC setzen, ist die Interoperabilität also nicht so zwingend nötig, wird aber dann zwingend wenn ich aus dem “Feature” ein Produkt baue. Dazu komme ich weiter unten..
Die Sparkassen machen nun in Payment
Photo credit: European Parliament Technology – DG ITEC on Visual Hunt / CC BY-NC-SA

Die Sparkassen und ihre Gebühren

“Zuletzt hatte es mehrere Meldungen gegeben, die Sparkassen würden monatliche Gebühren, zum Beispiel von 50 Cent je hinterlegter Kreditkarte, verlangen. Grundsätzlich entscheidet darüber jede Sparkasse selbst”
Liebe Sparkassen, seid bitte nicht wahnsinnig, ein neues Payment Produkt ist kein Revenue Treiber, deswegen bitte alle einheitlich und umsonst! Die Erlöse müssen woanders herkommen denn kein Kunde will für etwas zahlen, was er eigentlich gar nicht tun will (nämlich bezahlen) und anderweitig sowieso schon tun kann. Im Kontext Mobiles Bezahlen kommen auch andere Themen immer wieder hoch:
“Gleichzeitig betreibt man gemeinsam mit allen Genossenschaftsbanken den Dienst Kwitt, der PayPal ähnelt.”
Naja, naja – Ein Produkt und ein Feature vergleichen spricht für die Sichtweise dass man einige der Dienste am Ende doch verheiraten sollte – Paydirekt, Kwitt, Institut übergreifend und vor allem an den Kunden denkend.
“Eigenen Angaben zufolge, werden somit rund 90 Prozent aller deutschen Bankkunden erreicht. Die Sparkassen werden in Deutschland also zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für PayPal – das hatte kürzlich allerdings seinerseits Banken mit der Ankündigung eines eigenen Sparkontos attackiert. Eine der wesentlichen Funktionen des US-Dienstes ist ja – neben dem Bezahlen von Online-Einkäufen– ebenfalls das bequeme Verschicken von Geldbeträgen zwischen Freunden oder Familienmitgliedern.”
Das Online Bezahlen ist ja bei PayPal eine Nebenfunktion! Hallo Jungs, bitte mehr Qualitätsjournalismus!!! Aber klar kommt heraus, das man PayPal nun als deutlich breiteren Wettbewerber wahrnimmt und ich hoffe auch “ernst nimmt”. Analoges gilt für den Mobile Payment “Exot” Payback, dem einzigen wirklichen neuen Spieler am Markt.
“ Zudem haben auch Anbieter wie Paypal oder das Punktesammelsystem Payback bereits ihren Eisen im Feuer.”
Zusätzliche Quellen
Die Sparkassen machen nun in Payment
Photo credit: ThomasKohler on Visual Hunt / CC BY

Wie stehen die Ratpack Kollegen zu der Lösung der Sparkassen?

Jochen Siegert: 
  • Es ist gut, wichtig und richtig, daß die Banken, vor allem die Sparkassen als Marktführer, Mobilepayment auf HCE Basis ausprobieren. Ich hoffe sehr, daß die Sparkassen mit einem kompetitiven Produkt an den Markt kommen, welches auf Augenhöhe mit Google Pay und Apple Pay ist. Das betrifft vor allem das Onboarding der Kunden und die Nutzungsfreundlichkeit. Reviews werden ja sicherlich in vielen Blogs/Medien kommen. Wenn ich den Blick ins nahe und fernere Ausland richte, hoffe ich, daß die Sparkassen von den HCE-Angeboten und Fehlern der anderen Banken gelernt haben, statt diese in Deutschland einfach zu wiederholen. Grund: Es gibt kein mir bekanntes Land, wo die HCE-NFC-Lösung von Banken bei Kunden stärker angenommen wurde als die großen NFC-Plattformlösungen von Google und vor allem Apple. In den USA wickelt Apple 90% der NFC-Mobile-Payment-Transaktionen ab, trotz konkurrierender Angebote der US-Banken wie z.B. Chasepay. In Frankreich gewann, die gemeinsame HCE-NFC-PaymentApp der franz. Banken, Paylib seit dem Jahr 2013 gerade einmal 1,3 Millionen Kundenregistrierungen obwohl fast 67 Millionen Debitkarten in Frankreich im Umlauf sind. In der Schweiz ist Twint erfolgreich, aber de-facto nur als online/P2P Verfahren. Am POS liegt Apple Pay vorne, trotz Boykott der großen Schweizer Banken. In Großbritannien versuchte Barclays sich lange gegen Apple Pay zu wehren, knickte dann aufgrund des Kundendrucks ein und versucht das gleiche Spiel jetzt gegen Google Pay, ohne daß die eigene Android-HCE App wirklich nennenswert Traktion hat. Es ist immer noch Tag eins bei Mobile Payment am POS und daher ist es wichtig und richtig, daß Banken mit HCE experimentieren. Werden Sie am Ende erfolgreich sein und sich nicht Apple und Google ergeben? Da bin ich leider skeptisch, denn die Empirie aus dem Ausland ist eindeutig.
André M. Bajorat:
  • Vor langer Zeit habe ich die Banken aufgefordert, mich einfach zahlen zu lassen – https://www.deutsche-startups.de/2013/08/22/liebe-bank-bitte-lass-mich-endlich-bezahlen/– von daher macht der Versuch mobile Banking in die meistverbreiteste Banking App Deutschlands zu bringen, wohl Sinn. Allerdings haben sich die Zeiten geändert und eine App ist nicht mehr so “mächtig” wie sie noch 2013 als der Haupt-Bestandteil einer “digitalen Strategie” war.Zudem war die Aufforderung, mir dieses Bezahlen so einfach wie möglich zu machen. Das genau wird jetzt in der Realität zu beweisen sein: Wird mir der Start (ich fürchte schon so schlimme Worte wie “Aktivieren” und “Initalisierungs-Brief” und “Extra-PIN”) so einfach wie möglich gemacht und lässt sich das neue Verfahren einfach ohne Hürden nutzen oder stehen Funktionen und Sicherheit an allererster Stelle? Wenn Einfachheit und geringe Hürden gegeben sind, kann es sicher klappen. Auf jeden Fall gut, dass sie (die Sparkassen) es testen. Über kurz oder lang wird es aber aus meiner Sicht zudem keinen Weg an Apple Pay und Google Pay vorbei geben. Ob additiv oder als Ersatz, ist mir eigentlich egal.
Die Sparkassen machen nun in Payment
Photo credit: Sammlung Traimer – Poster Collection on VisualHunt / CC BY-NC-SA
Maik Klotz:
  • Die Sparkassen-App ist die am meisten verbreitetste Banking App. Die Sparkasse hält die Hälfte alle Online-Banking Kunden. Die Sparkasse ist also kein kleiner Wald & Wiesenverein. Alleine die schiere Masse von potentiellen Kunden sorgt automatisch für Relevanz, da anders als bei YOMO das Thema deutschlandweit kommt. So gesehen ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Sparkasse mit ihrem mobilen Bezahldienst Google mit Google Pay erst einmal überholen. Aber was heißt das schon, wenn am Ende insgesamt nur eine uebeschaubare Zahl von Nutzen mit dem Smartphone am POS bezahlen? Denn das löst die Sparkasse dann auch nicht, die Relevanz des eigentlichen Features. Und so wird es bei einem weiteren Feature bleiben, eine Duftmarke die gesetzt wird. Vor fünf Jahren sicherlich revolutionärer Schritt, heute ein Sturm im Wasserglas. Der Drops ist gelutscht und das auf lange Sicht von Google und Apple.
Rafael Otero:
  • Nach Wallets, P2P Lösungen und Online-Bezahl Verfahren verschwendet man jetzt also Geld und Zeit in ein weiteres “me-too Produkt”. Wieder nur bis zur Nasenspitze gedacht und als nationale und Single-Plattform (Android – jaja ist Apple’s Schuld) Lösung umgesetzt und mit keinerlei erkennbaren Vorteil für den Endkunden. Selbst wenn diese Lösung die Exklusivität des Mobile Payments der Girocard hätte (was nicht der Fall sein wird) ist der Nutzen für den Endkunden gleich null im Vergleich zu den – man muss ja fast schon sagen – etablierten Mobile Payment Anbietern Google und Apple. Und der Business Case für die Sparkassen? Nicht vorhanden. Im Zahlungsverkehr verdient man kein Geld mehr. Es gibt einen Grund warum Google und Apple einen standardisierten Weg über die Kreditkarte gehen – einmal implementiert funktioniert das weltweit. Außerdem ist der Vorteil für beide Anbieter weniger das Mobile Payment am POS sondern der “unendlich” skalierbare Business Case für die In-App Zahlungen. Wenn man sich als Apple oder Google auf die Bühne der nächsten Entwicklerkonferenz stellen und sagen kann: ”800 Millionen Endkunden haben ein hinterlegtes Zahlungsmittel und können mit einem Klick eure tollen Spiele, Apps und Erweiterungen kaufen”, dann kapiert man vielleicht warum man den Ausflug in Mobile Payment macht. Der Business Case für die Sparkassen (oder Banken im Allgemeinen) ist nicht vorhanden, weder durch erhöhte Retention, noch durch den “Coolness Faktor “wird man diese Kosten in irgendeiner Weise rechtfertigen können. Man könnte jetzt noch über die Umsetzungskompetenz bei Endkunden-Lösungen sprechen, die sicherlich so hervorragend sein wird, dass sie mit der von Google / Apple mithalten kann (Vorsicht Sarkasmus). In Summe ist es also leider wieder nur eins – unheimliche Geldverschwendung. Wenn man das hier zum Fenster rausgeworfene Geld nehmen würde und dafür die Kontogebühren wieder senken würde, wäre den Endkunden mehr geholfen.
   
Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!