Die Gesichter der Branche – Susanne Grohé von Annerton

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Mittlerweile haben über 300 Szene- und Branchen-Köpfe unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten beantwortet.

Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist Susanne Grohé von Annerton

Wer bist du, was machst du?

Ich heiße Susanne Grohé, bin Rechtsanwältin und Gründungspartnerin der auf Finanzaufsichtsrecht spezialisierten Kanzlei Annerton. Ich berate Banken und Zahlungsinstitute zu aufsichtsrechtlichen Themen oder ich berate Unternehmen dabei, wie möglichst nicht mit dem Aufsichtsrecht in Konflikt zu kommen. Andere wollen gerne reguliert werden und denen helfe ich eine Erlaubnis bei der BaFin zu beantragen. Zahlungsrecht, E-Geld, Verbraucherkredit- und Geldwäscherecht sind dabei Beratungsschwerpunkte. Außerdem schreibe ich Artikel auf unserem Blog www.paytechlaw.com

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Frühstück mit der Familie, dann ins Büro oder an den Schreibtisch im Homeoffice. Eine Schülerpraktikantin meinte mal zu mir, ich würde eigentlich gar nicht arbeiten, sondern nur telefonieren. Also das mache ich dann sehr viel, ich arbeite nicht, sondern telefoniere. Leider muss ich danach dann doch oft noch etwas aufschreiben wie Gutachten oder Verträge, da kommt dann doch Arbeit ins Spiel. Abends höre ich mir die Geschichten aus der Schule von meiner Tochter an und bringe sie ins Bett.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Es ist nie langweilig, sondern immer abwechslungsreich. Ich mag die Mischung aus rechtlichen Themen und Beratung zu Produkten und Geschäftsmodellen, die mehr als rechtliches Wissen erfordert. Ich habe lange Inhouse gearbeitet und war dabei auch in verschiedenen Management-Teams und weiß häufig welche Herausforderungen es intern aber auch im Markt gibt. Außerdem habe ich meistens mit netten Menschen zu tun.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Nein, aber einer meiner ersten Mandanten als noch junge Anwältin war MasterCard und ich fand die ganze Kreditkartenbranche wahnsinnig faszinierend und dachte mir damals, dass es sehr cool sein könnte dort zu arbeiten. Ich bin dann letztlich bei PayPal gelandet.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Einfach davon erzählen und Zusammenhänge erklären: Wer weiß denn schon genau wie z.B. eine Kartenzahlung funktioniert, obwohl fast jeder das beim Einkaufen macht? Ich denke, eigentlich ist alles interessant, wenn man sich damit näher beschäftigt, weil sich dann eine eigene Welt auftut. Ich denke, ich kann meine Begeisterung für das Thema auf andere übertragen.


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Wie definierst du Erfolg?

Weiß ich nicht. Frage ich mich auch öfter.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Neugierde, strukturiertes Denken, Lesen und Schreiben können, eine Mischung aus Compliance und Chuzpe.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Handy, Geldbeutel (meist ohne oder mit zu wenig Bargeld), Schlüssel und viel Zeugs, das ich endlich mal ausmisten muss (alte Opernkarten, Mitschrift vom Elternabend, Einkaufszettel, Flugschein etc.)

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Nicht aufgeben.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Für mich selbst gerne im Homeoffice, da bin ich am effizientesten. Aber ich leite auch ein Team und dafür ist persönlicher Kontakt im Büro sehr wichtig. Es ging auch ohne während der Pandemie, aber letztlich wurde dabei auch klar, wie wichtig der persönliche Kontakt ist.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Kein Unternehmen: In einer Schule.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.

Sich weniger stressen. Hat im Rückblick vermutlich keinen Unterschied gemacht.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

  • Verordnung i.S.d. § 13 Abs. 2 GwG erlassen und damit KI-basiertes KYC ermöglichen.
    • BaFin so ausstatten, dass Erlaubnisverfahren schneller bearbeitet werden. Deutschland verliert als Gründungsstandort im Fintech-Bereich.
    • § 17 Abs. 5 GwG so ergänzen, dass auch die Aktualisierung von KYC ausgelagert werden darf und nicht nur die Erstidentifizierung.
    • Sachbezugsregelungen für Gutscheine klar und einfach fassen.

Das klingt nach Kleinkram aber sind für die Branche tägliche Probleme, mit großer Auswirkung. Ich hätte da auch noch ein paar größere Reformideen, aber das sprengt den Rahmen.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Ein Haus am Meer kaufen.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Sushi.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

… eine sehr schwierige Entscheidung z.B. zwischen USA, Kanada, Irland, Italien

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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