Das Arbeiten der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Dieses Mal beantwortet sie Stefan Heine von smartsteuer.

Wer bist Du, was machst Du?

Ich bin Stefan Heine, CEO und Steuer-Experte bei smartsteuer. Gemeinsam mit meinem Team arbeite ich daran, einen der analogsten Prozess Deutschlands, nämlich die Steuererklärung, zu digitalisieren. So nehmen wir den Menschen die Angst vor dem Thema Steuern.

Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?

Family first: Mein Tag startet meist sehr früh, so gegen 5 Uhr, mit Zeit für Familie und Hund. Beruflich starte ich spätestens gegen 9 Uhr, wenn wir bei smartsteuer unseren Check-In-Call haben. Mein Arbeitsalltag ist stark durch die Kommunikation mit unterschiedlichen Akteur:innen – Gespräche mit Kolleg:innen, Partner:innen und Kund:innen – geprägt. Wenn ich im Homeoffice arbeite, binde ich Im Laufe des Tages meist weitere Gassirunden mit dem Hund ein. Auch an Bürotagen versuche ich zudem, etwas Sport zu machen.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Als wir etwa 2010 auf der Suche nach einem Payment-Service-Provider waren, habe ich mich zum ersten Mal so richtig tief mit dem Thema befasst.

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

2014 gab es einen gefühlten Boom an neuen FinTechs, die in der Öffentlichkeit und den Medien diskutiert wurden. Die haben wir natürlich auch bei smartsteuer verfolgt. Seither begleitet mich das Wort FinTech.

Wie definierst Du FinTech?

FinTechs sind für mich tendenziell junge Unternehmen, die bestehende Produkte neu und Prozesse in der Finanzindustrie grundlegend anders denken. Die von FinTechs angebotenen Lösungen, egal ob Dienstleistungen oder Produkte, beinhalten für mich immer auch eine Lifestyle- und technische Komponente.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Etablierte Unternehmen haben eine andere Struktur – die muss man nicht unbedingt besser finden, aber ich denke, die eingespielten Prozesse in größeren Unternehmen sorgen teils auch für eine gewisse Zeitersparnis und machen das Arbeiten einfacher. Insbesondere wenn es um Aufgaben aus den Bereichen der Corporate Services, wie HR-Aufgaben oder regulatorische Herausforderungen aus dem Bereich Legal geht. Bei noch jüngeren FinTechs müssen diese Aufgaben meist auch von den Geschäftsführer:innen „nebenher” gemanaged werden.

Was kann man von FinTechs lernen?

Definitiv deren Hands-on-Mentalität: Also die Fähigkeit, Projekte einfach anzupacken, Dinge auszuprobieren und Herausforderungen iterativ zu lösen. Meist ist das Team noch überschaubar, alle Kolleg:innen werden eingebunden und wachsen durch gemeinsame Herausforderungen schneller zusammen. Auch die verbundene Agilität, also sich als Unternehmen schnell an die sich verändernden Gegebenheiten des Marktes und der Kund:innen anpassen zu können, empfinde ich als etwas, was insbesondere große Unternehmen von FinTechs lernen können.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Vermutlich, weil zum einen die „alten” Geschäftsmodelle heutzutage noch immer funktionieren. Doch Innovationen passieren nicht nebenbei, Geschäftsmodelle müssen überdacht und zukunftsfähig gemacht werden. Dies fällt nicht allen Führungskräften großer Unternehmen einfach – insbesondere dann nicht, wenn sie Sorgen um ihre Reputation begleiten. FinTechs haben es einfacher, Dinge neu auszuprobieren – auch, weil ihr Tun und Handeln nicht 24/7 unter Beobachtung steht.

Was macht deinen Job täglich interessant?

Es sind vor allem die Gespräche mit Kolleg:innen, Kund:innen und Partner:innen, die meinen Job bei smartsteuer täglich interessant machen. Dadurch ist jeder Tag anders und ich lerne viele verschiedene Ansichten und Vorgehensweisen kennen, die mein Leben in vielerlei Hinsicht bereichern. Ich kann zudem in meinem Job für mehr (Steuer-)Gerechtigkeit sorgen – auch das treibt mich täglich an.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Ich würde wahrscheinlich in der Rechtsabteilung eines Unternehmens arbeiten. Vielleicht wäre ich aber auch Lehrer geworden. Vor wenigen Wochen hatte ich unheimlich viel Spaß im Rahmen eines schulischen Projekt-Tages mit Schüler:innen der Oberstufe einen Workshop zum Thema „Einkommensteuerklärung“ zu gestalten.

Worauf bist du stolz?

Persönlich bin ich stolz darauf, ein positiv denkender Mensch zu bleiben, egal was in der Welt auch gerade passiert. Damit kann ich auch auf die Stimmung von anderen positiven Einfluss nehmen. Im beruflichen Kontext bin ich stolz auf all das, was wir mit smartsteuer schon erreicht haben, wie etwa die 1,2 Milliarden Euro an Steuererstattungen, die sich unsere Kund:innen mit unserer Hilfe zurückgeholt haben.

Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Ehrlich gesagt: Ich kann nur Vermutungen aufstellen und subjektive Beobachtungen teilen. Statt zu schauen, was früher vielleicht schief gelaufen ist, sollten wir uns auf die Zukunft fokussieren: Wenn ich an die Generation meiner Kinder anschaue, so sind meine Töchter bereits viel früher in Kontakt mit IT-Themen, als es Frauen aus anderen Generationen vielleicht waren. Sie erklären mir technische Dinge über beispielsweise Smartphones, die ich in ihrem Alter nie gewusst hätte. Ich hoffe, dass durch die Digitalisierung des alltäglichen Lebens vielleicht auch das Interesse an Berufen in der Tech-Branche zunimmt.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Ich würde vermutlich den Tag nutzen, um in ein komplett anderes Setting einzutauchen und die Arbeit vom Schreibtisch in die Natur zu verlagern – gleichzeitig aber dennoch dem Thema Gerechtigkeit treu zu bleiben. An einem nachhaltigen Projekt, wie beispielsweise „The Ocean Cleanup“ mitzuwirken und mich an der Vision beteiligen, das Meer von Plastikmüll zu befreien, würde mich reizen.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Mit dem Vordenker der Aufklärung: Immanuel Kant. Seine philosophischen Schriften haben vielfach für ein Umdenken gesorgt. Und bis heute beeinflusst er unser Denken und Handeln.

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