Dürfen wir vorstellen: Oliver Schmid von iwoca
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Oliver Schmid unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Oliver Schmid unsere Fragen. Oliver ist Country Manager bei der iwoca Deutschland GmbH und u.a. für die lokale strategische Entwicklung sowie das Wachstum des Unternehmens verantwortlich.
Wer bist Du, was machst Du?
Ich bin General Manager Deutschland bei iwoca. Wir wurden zunächst in London gegründet und ich kam vor 6 Jahren dazu, um unsere Mission nach Deutschland zu bringen: Wir wollen Selbständigen und kleinen Unternehmen endlich einen unkomplizierten Zugang zu Finanzierungslösungen ermöglichen.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Ich habe zwar ‘Finance’ studiert, aber anstatt wie viele meiner Kommilitonen ins Investment Banking zu gehen, hat es mich erst Mal zu Web 1.0 Start-ups verschlagen. Ich habe auch danach noch einen großen Bogen um Finance gemacht. Das hat sich erst geändert, als ich unseren Gründer Christoph Rieche kennengelernt habe (der übrigens selber Deutscher ist).
Er hat mich mit seiner Energie sofort angesteckt und mir klargemacht, wie sich die gesamte Perspektive von Kleinunternehmern verändert, wenn sie den Zugriff auf Kredite und Liquidität nicht mehr mit einem Spießrutenlauf gleichsetzen.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Gute Frage! Wahrscheinlich so 2010 als der Begriff generell immer geläufiger wurde. Aber das alleine hat sicher keinen ‘Heureka’-Moment in mir ausgelöst.
Wie definierst Du FinTech?
Zuerst ‘Fin’, dann ‘Tech’.
Es kommt alles auf deine ‘Fin’-Expertise an, mit der du das richtige Produkt aufbaust. ‘Tech’ ist die Komponente, die es dir ermöglicht, das Ganze dann effizient deinen Nutzern zugänglich zu machen. Ich glaube zum Beispiel, was iwoca als fintech ausmacht, ist zunächst die konsequente Spezialisierung auf Finanzierungslösungen für Selbständige und kleine Unternehmen. Im nächsten Schritt kommt dann unsere Technologie hinzu, um unsere Produkte nahtlos in den Alltag unserer Kunden einzubinden.
Was, glaubst Du, machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Viele von uns Fintechs kokettieren ja gerne mit einer gewissen ‘anti-Establishment’-Haltung. In dieser Haltung fühle ich mich selber auch oft ganz wohl. Mit ungeschminkter Brille muss man aber schon sagen, dass es durchaus Vorteile hat, Teil irgendeines ‘Establishments’ zu sein. Besonders Banken sind als Branche super gut untereinander und mit anderen gesellschaftlichen Akteuren vernetzt.
Was kann man von FinTechs lernen?
Wer konsequent den Kunden ins Zentrum seiner Überlegungen stellt, hat Erfolg. Dass wir fintechs das allerdings auch können, wenn unsere Teams weiter wachsen und wir selber mit Legacy-Systemen zu kämpfen haben, müssen wir erst noch beweisen. Ich glaube, das kann man schaffen, wenn man sich ständig auf seine Spezialisierung und Stärken rückbesinnt und sie zum absoluten Kern der Teamkultur macht.
„Dass wir fintechs selbst dann noch die Kunden ins Zentrum unserer Überlegungen stellen, wenn wir selber mit Legacy-Systemen zu kämpfen haben – das müssen wir erst noch beweisen.“
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Da bin ich kein Experte, aber mir scheinen im Banking Legacy-Systeme wirklich ein großes Thema zu sein. Ich habe an einigen Workshops mit Banken teilgenommen, die ihre Kreditprozesse überarbeiten möchten. Wenn dort was Neues aufgebaut werden soll, muss ein riesiger Salat an alten Systemen integriert werden, was die Möglichkeiten enorm einschränkt.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Ein Produkt, das man in der Hand halten kann, fänd ich gut. Ein Bekannter von mir baut z.B. seit einigen Jahren eine kleine Tee-Firma erfolgreich auf. Sowas würde mir auch Spaß machen.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Ocean Cleanup! Das hat als Schulprojekt angefangen, hat über die Jahre viel Funding eingesammelt und hat auf das Problem der verschmutzten Weltmeere aufmerksam gemacht. Den Meeresschutz finde ich generell als Thema spannend.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Uff… ich lese gerne politische Biografien. Also vielleicht Mandela, der hat nach 18 Jahren Knast und Missbrauch gesagt: Um vorwärts zu kommen, dürfen wir uns nicht mit Hass und Rachegelüsten aufhalten. Schon beeindruckend! Wenn es weniger hochgestochen sein soll, wär es ein Bier im Kölner Karneval – egal mit wem. Da bin ich noch nie enttäuscht worden!