Dürfen wir vorstellen: Mirko Hüllemann von der heidelpay Group

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche  stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Mirko Hüllemann unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen…

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen.Diesmal beantwortet Mirko Hüllemann unsere Fragen. Mirko ist Gründer der heidelpay Group, einem unter anderem auf die Zahlungsabwicklung für Onlineshops spezialisiertem Fintech-Dienstleister mit Sitz in Heidelberg.

Wer bist Du, was macht Du?

Ich bin Mirko Hüllemann, Gründer und CEO der heidelpay Group. Seit über 20 Jahren beschäftige ich mich mit Payment und Plattformen. 2003 habe ich die heidelpay GmbH gegründet, aus der im Jahr 2016 die heidelpay Group entstanden ist.

Als reiner Payment Service Provider gestartet, bieten wir heute auch Lösungen für Marktplätze, Kommunen und den PoS-Bereich an – eben alles aus einer Hand. Wir haben ein ordentliches Wachstum hingelegt und sieben Unternehmen in zwei Jahren gekauft. Mit unserem Investor KKR, der im August 2019 an Bord gekommen ist, wollen wir weiter organisch und durch Zukäufe wachsen.

Gesichter der Branche: Mirko Hüllemann

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Das war 1999, als ich bei Paybox anfing. Dort war ich für den Partner-Vertrieb (hauptsächlich die PSPs) zuständig und habe eine Menge Leute in der für mich noch neuen Branche kennengelernt. Bereits nach kurzer Zeit wurde mir bewusst, dass die digitale Transformation unsere Art zu Bezahlen verändern und „cashless payment” die Zukunft sein wird. 2003 habe ich daraufhin mein eigenes Unternehmen gegründet und schon 2007 ist unsere Plattform live gegangen. Denn auch bei diesem Thema war heidelpay früh dran: Der fragmentierte Markt der Bezahlmethoden stellte für Händler ein absolutes (Vertrags-)Wirrwarr dar und musste aus meiner Sicht viel einfacher gestaltet werden. Heute zieht sich die Plattform-Ökonomie wie selbstverständlich durch fast alle Branchen.

Noch einmal zu Paybox: Die Deutsche Bank hat meiner Meinung nach damals eine riesige Chance verpasst. Hätten sie an Paybox, die wirklich ein gutes, mobiles Bezahlsystem entwickelt hatten, festgehalten, wäre PayPal meiner Meinung nach in Europa (oder sogar weltweit) gar nicht so groß geworden.

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Die Geschichte mit dem Begriff FinTech ist schon kurios, da geht es anderen Gründern in diesem Bereich sicherlich ähnlich. Wir waren der Definition nach schon immer ein FinTech, also seit 2003. Und wenn man sich heute Banken anschaut, dann findet man dort auch eine ganze Menge Technologie, aus der Finanzprodukte entstehen. Wo fängt FinTech an und wo hört es auf? Ein Euro ist auch nicht mehr als eine Anzahl von Bits und wird zwischendurch mal auf Baumwollpapier gedruckt.

Wie definierst Du FinTech?

Gesichter der Branche: Mirko Hüllemann

FinTech ist, wenn aus Technologie Finanzdienstleistungen entwickelt werden. Man braucht also beides: Technologisches Verständnis und ein großes Wissen über das Finanzwesen. Ersteres ist natürlich der Kern des Ganzen, also die Software-Entwicklung. Macht man hier zu Beginn einen Fehler, lässt sich das später sehr schwer korrigieren. Die Systeme müssen außerdem hochperformant und verfügbar sein.

Zweiteres ist allerdings, auch heute noch, ein Stolperstein für viele FinTech-Geschäftsmodelle. Sie unterschätzen häufig die Sensibilität des Finanzwesens mit der komplexen Regulatorik und den Datenschutzbestimmungen. Es gibt genug FinTechs, die bis heute keine BaFin-Lizenz bekommen haben und das bremst das Wachstum natürlich aus.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Ich denke, dass Strukturen in bestimmten Unternehmensbereichen von Vorteil sein können. Gerade bei so schnell wachsenden Unternehmen, wie wir auch eines sind, fällt hier und da etwas runter – eben auch weil es genau an der Stelle bisher kein Problem gab. Ich würde das übrigens eher allgemein auf Start-ups beziehen und nicht nur auf FinTechs.

Was kann man von FinTechs lernen?

Dass man alte Strukturen aufbrechen und Dinge auf den Kopf stellen kann. FinTechs sind mutig, glauben an sich und sind von Zeit zu Zeit vielleicht auch ein wenig verrückt. Was viele außerdem gemeinsam haben: Dort arbeiten Menschen, die visionäre Ideen haben, bestimmte Problemstellungen sehr früh erkennen und Dinge (auch radikal) verändern. Diese Menschen schaffen es auch, ein gutes Team um sich herum aufzubauen. Das gilt meiner Meinung nach branchenübergreifend für erfolgreiche Start-ups.

Der unbedingte Wille nach Veränderung ist für etablierte Unternehmen nicht 1:1 integrierbar, aber vielleicht kann man zumindest im Kleinen beginnen.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

In erster Linie liegt es am Mindset des jeweiligen Managements oder Vorstands. Der Klassiker ist in diesem Zusammenhang das an-Bord-holen eines Chief Digital Officers. Was nützt dieser, wenn der CEO die Banking-App auf seinem iPhone für den Zenit der Digitalisierung hält? Im Rückschluss heißt das: Der CEO muss der höchste Digitalisierer sein und das muss sich durch das gesamte Unternehmen ziehen.

„Es liegt vor allem am Mindset des Managements oder Vorstands, dass sich etablierte Firmen bei der Digitalisierung schwer tun.“

Schwierig wird es, wenn dieses Thema den CEO nicht interessiert, weil er auch ohne die Digitalisierung in seinem Unternehmen voranzutreiben, ein sehr hohes Gehalt erhält. Da gibt es sicherlich Nachholbedarf in einigen Unternehmen – vor allem in Deutschland. 

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Barkeeper oder Gärtner. Vielleicht wäre ich auch Zukunftsforscher.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Ein Tag als der Assistent von Jeff Bezos, das wäre eine interessante Erfahrung. Und vielleicht auch sehr demütigend. (lacht)

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Wolfgang Kubicki. Ich finde es einfach grundsätzlich wichtig, offene Diskussionen zu führen, um verschiedene Sichtweisen kennenzulernen. Wenn er das liest, soll er sich bitte melden!

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