In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.

Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist: Michael Herschlein von Younited Deutschland

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Michael Herschlein, CEO bei Younited Deutschland, einem der führenden Fintechs im Bereich der digitalen Kreditvergabe. Wir bieten aktuell fast einer Million Kunden Zugang zu einem sofortigen, einfachen und transparenten Kredit.  
Ich bin eine Mischung aus Stadt- und Landkind. Seit der Pandemie verbringe ich zwei Arbeitstage im Homeoffice in der Nähe von Würzburg und drei Tage in unserem Büro in München. Diese Abwechslung begleitet mich eigentlich schon mein ganzes Berufsleben. Ich bin seit über 20 Jahren Berufspendler – mit bis zu 600 Kilometer langen Strecken.   

Seit 2019 bin ich bei Younited. Davor war ich 10 Jahre im Bereich Online-Banking und Brokerage tätig. Mit dem technologischen Wandel gibt es auch zunehmend mehr Möglichkeiten und darüber freue ich mich. Meine innere Passion und mein Antrieb war es schon immer, einen Mehrwert für Kunden zu schaffen, indem ich mit meiner Tätigkeit die Finanzwelt innovativ verändere und disruptiere.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Das ist schwer zu beantworten, da jeder Tag anders ist. Grundsätzlich ist mein Job bei Younited ein bunter Mix an Aufgaben und Themenbereichen – von der Definition und Planung unserer Vision und Strategie, bis zum Challengen und Weiterentwickeln des operativen Tagesgeschäfts. Das Verknüpfen von Themen und eine vorausschauende Planung und Steuerung von Projekten ist sehr spannend.

Dabei versuche ich mich immer auf drei Fokusthemen zu konzentrieren, denen ich sehr große Aufmerksamkeit schenke: meinem TEAM, der Skalierbarkeit und Compliance. Alles in allem ist es mein Ziel, Younited im deutschen Markt vollständig aufzubauen und noch stärker zu etablieren. Ich möchte unser Business um neue Geschäftsfelder erweitern und so unsere ambitionierten Wachstumsziele erreichen, auch in ganz Europa.

Daneben besuche ich einmal im Monat unser Younited-Headquarter in Frankreich und tausche mich dort mit den Kollegen aus. Ich versuche, auch unsere anderen Standorte in Italien, Spanien und Portugal regelmäßig zu besuchen. Den Rest der Zeit verbringe ich in einem Mix aus Homeoffice und unserem Münchner Büro. Mittlerweile nehme ich auch wieder vermehrt Kundentermine persönlich wahr und besuche regelmäßig Events, um mich mit Kollegen aus der Branche auszutauschen.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Da gibt es mehrere Faktoren. Ich finde es sehr spannend, dass ich den Markt mit unserem Unternehmen aktiv beeinflussen und verändern kann. Zudem ist es mir wichtig, unseren Kunden einen echten Mehrwert zu bieten. Mit unseren Angeboten haben sie die Möglichkeit, aus ihren Schulden herauszukommen oder sich etwas leisten zu können, was vorher nicht möglich gewesen wäre. Des Weiteren befinden wir uns mit Younited in der Wachstums- und Skalierungsphase. Das ist genau meine Welt: etwas großzumachen und sich innovativ durchzusetzen. Aber allein schafft man das nicht. Das Team muss ebenfalls Lust darauf und Spaß daran haben.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Mit meiner Historie bei digitalen Online-Banken ist man der Fintech-Branche schon sehr nahe. Was unterscheidet ein Fintech von einer digitalen Bank? Nur das Alter (bis 10 Jahre nach Gründung). Meine DNA liegt immer im Digitalen, weg von den Filialen, wo in meinen Augen die Zukunft hingeht. In der Filiale kennt man nur einen Teil der Kolleg*innen und Prozesse, die passieren. In einer digitalen Bank kennt man alle Kolleg*innen, die gemeinsam an einem Ort arbeiten. Alle sind hungrig und haben Passion, wollen etwas bewegen. Agilität und Drive sind mir wichtig. In einem FinTech ist es zudem noch etwas familiärer und harmonischer. Diese Eigenschaften habe ich in Bankfilialen nicht mehr gesehen. Aus dieser Perspektive war der Sprung in die Fintech-Branche für mich nicht mehr so groß.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Man begeistert niemanden mit einem Job, sondern mit einer klaren Vision und der Erklärung, was das Unternehmen erreichen möchte, gepaart mit der erlebbaren persönlichen Überzeugung und Begeisterung. Younited will die Kreditwelt revolutionieren. Unser Mix aus Taktik, Strategie und Teamspirit sind wichtige Faktoren, um Menschen für das zu begeistern, was wir machen.

Wie definierst du Erfolg?

Erfolg definiere ich zum einen mit meiner eigenen Begeisterungsfähigkeit und Akzeptanz für das, was ich tue. Außerdem ist das Feedback der Kund:innen sehr wichtig und zeigt, ob man für eine gute Sache arbeitet. Entscheidend dabei ist, dass es sich nicht um einen Einmaleffekt handelt, sondern dass man kontinuierlich investiert, um diese Begeisterung und den Erfolg durch echte Kundenzentriertheit zu gewährleisten. Diese Kombination mündet dauerhaft in Erträgen und Umsätzen – ein weiteres Zeichen für den Erfolg eines Unternehmens.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Da gibt es mehrere Komponenten – es ist vielmehr eine ganze Ansammlung, die man heutzutage berücksichtigen muss. Dazu gehört unter anderem ein grundsätzliches Bankverständnis für Produkte und die Regulatorik im Markt. Zudem ist es wichtig, dass die Kundschaft, ihr Verhalten und ihre Bedürfnisse nie aus den Augen verloren werden. Kundenzentrierung und -fokussierung sind unabdingbar. Eine Offenheit für Neues und für alternative Wege sind erforderliche Aspekte, um den Unternehmenserfolg zu gewährleisten. Nur so kann man sich von der Konkurrenz absetzen und sich und andere kontinuierlich challengen.

Durch unseren französischen Hintergrund erachte ich einen Mix aus dem französischen und deutschen Arbeitsstil als empfehlenswerte Kombination. Der französische Pragmatismus und das opportunitätsgetriebene Handeln, in Verbindung mit dem deutschen strategischen Weitblick und taktischen Vorgehen machen meiner Meinung nach eine Unternehmensführung stark.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Grundsätzlich habe ich immer drei wesentliche Dinge bei mir: Da wären die Schlüssel für Haustür, Büro und Auto. Des Weiteren mein Portemonnaie mit Kreditkarte, ausreichend Bargeld für den Notfall und meiner BahnCard. Und zu guter Letzt noch mein Handy, um überall erreichbar zu sein. Seit Neustem kommen auch noch Kopfhörer dazu – sie dürfen für mich als Pendler nie fehlen. Ich bin ein großer Spotify-Fan und höre jeden Tag neue Playlists und Musikrichtungen. Feuerzeug und Zigaretten waren bisher mein kleines Markenzeichen – aber mal schauen, wie lange das noch so bleibt.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Teambuilding und -bonding liegen mir sehr am Herzen. Die Integration von neuen Leuten im Team und die Chance, eine Fintech-Familie aufzubauen, sind ein Hauptbestandteil meiner Arbeit. Außerdem habe ich immer ein Zielbild, eine klare Vision und Strategie. Von mir kann man also Struktur, konzeptionelles Denken, Neugier und die Entwicklung von skalierbaren Modellen lernen.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Ich finde, dass eine Mischung aus beidem sinnvoll und wichtig ist. Wir lassen es unserem Team offen, ob und wie häufig sie ins Büro kommen. Ganz nach dem Motto #trustyourteam. Über 80 % unserer Mitarbeiter*innen haben wir remote während der Corona-Krise eingestellt und aufgebaut. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Mit Blick auf das Recruiting ist dies ein Riesenvorteil, weil man nicht nur auf einen Standort fokussiert ist, sondern deutschlandweit neue Kolleg*innen akquirieren kann.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Microsoft und Google finde ich als globale Player sehr spannend, vor allem aus technischem Interesse  und im Hinblick auf Zukunftstrends. Dazu kommt noch Amazon: es inspiriert mich in Sachen Strategieansätze, Kundenzentriertheit und Produktimplementierung.

Außerdem finde ich Lego als Unternehmen sehr interessant, als großer Lego-Fan habe ich da eher ein persönliches Interesse. Lego kann Emotionen mit Objekten erzeugen und begeistert Leute jeglichen Alters. Das finde ich cool. Die Frage ist: wie kann man Leute animieren, ihnen helfen und sie lange an ein Unternehmen binden? Markenverbundenheit mit Blick auf das ganze Leben zu schaffen, finde ich faszinierend.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.

Man darf hungrig sein (das war bei mir vor 10 Jahren noch stärker), aber man muss auch lernen, wie man seinen Hunger gestillt bekommt. Zum Beispiel durch Gelassenheit, Austausch mit anderen, die eigene Verbissenheit etwas herauszunehmen und entspannter zu werden. Ziele können auch auf alternativen Wegen erreicht werden.

Außerdem ist meine Generation häufig etwas zu Risiko-avers. Aber um wirklich beruflich erfolgreich zu sein, müssen wir das an manchen Stellen hinter uns lassen, frei nach dem Motto „Einfach mal machen“. Dabei können wir viel von den jüngeren Generationen lernen, die sehr viel risikofreudiger sind, als ich es bin, und sich weniger Gedanken um potenzielle Konsequenzen machen. Sie denken weniger hierarchisch und gehen auch mal unbedachter in Diskussionen rein, wo sie frei ihre Meinung äußern. Dadurch sammeln sie mehr Erfahrungen und lernen schneller dazu. Deshalb würde ich mir den Tipp geben: „Sei mutiger und geh auch Risiken ein.“

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

… mich um den Schuldenberg kümmern und somit Verantwortung für kommende Generationen übernehmen. Das scheint auf den ersten Blick im Widerspruch zu meinem Job zu stehen. Man darf den Menschen verantwortungsvoll Geld leihen, aber es muss auch dafür gesorgt werden, dass es zurückgezahlt wird. Schulden sind für langfristige Investitionen da, dürfen sich aber nicht überholen.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

… eine große Party feiern bzw. feiern gehen. Und pragmatisch gesehen, würde ich näher an eine ICE-Verbindung ziehen, um meine Pendlerzeit zu reduzieren.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Brezel.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Japan! Es ist für mich das deutsche Asien – mit tollem kulturellem Hintergrund und Traditionen. Die Japaner sind sehr ehrgeizig und fokussiert auf ihre Arbeit. Und wie man sieht, ist Japan seit Jahren technologisch immer mit an vorderster Front bei den Neuentwicklungen.

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