Dürfen wir vorstellen: Lukas Diehl von der Varengold Bank

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche  stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Lukas Diehl unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen…

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Lukas Diehl unsere Fragen. Lukas ist Head of Marketplace Banking bei der Varengold Bank, zu deren Aufgaben es u.a. gehört, FinTechs bei Markteintritt, Skalierung und Regulatorik zu unterstützen.

Wer bist Du, was macht Du?

Ich bin Lukas Diehl und leite das Marketplace Banking der Varengold Bank. Varengold hat vor genau 25 Jahren als Asset Management Boutique angefangen. 2013 erhielten wir eine Vollbanklizenz. Unsere Kerngeschäftsfelder sind Commercial Banking und – seit 2015 – auch Marketplace Banking, das ich mit aufgebaut habe.

Marketplace Banking bzw. Marketplace Lending ist selbst manchen Bankern kein Begriff, daher kurz zur Erläuterung: Aus unserer Sicht ist der wichtigste Job einer Bank, Menschen Zugang zu Kapital und Bankdienstleistungen zu ermöglichen. Da gibt es auch im Jahr 2020 immer noch viel Nachholbedarf – und zwar nicht nur wegen Corona.

Gesicher der Branche - Lukas Diehl

Auf dem Weg zu unserem Ziel helfen wir vor allem Online-Kreditmarktplätzen beim Wachstum, denn sie können eine größere Anzahl von Krediten effizienter und effektiver vermitteln als wir das selbst könnten. Um die Finanzierung dieser Marktplätze geht es beim Marketplace Banking.

Natürlich sind nicht alle unsere FinTech-Kunden Kreditplattformen. Der Markt hat zwar schon eine beträchtliche Größe und wächst auch noch stetig, aber es gibt auch viele andere spannende FinTechs, die das Potential haben, ihren jeweiligen Markt zu revolutionieren und unsere Unterstützung beim Wachstum gebrauchen können, wie zum Beispiel unser Partner Grover aus Berlin.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Ich bin schon seit dem Beginn meiner Laufbahn im Jahr 2001 in der Bankenbranche. Los ging es für mich bei Gontard & MetallBank, danach war ich bei Hauck & Aufhäuser. Aber schon meine dritte Station war die Varengold Bank. Sie bot mir eine besonders gute Gelegenheit, Einblick in alle Facetten des Bankgeschäfts zu nehmen. 

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Den Begriff Fintech habe ich erst 2013 bewusst wahrgenommen, als wir die ersten Gespräche mit Kreditech (heute Monedo) führten. Da ich aber schon lange in der Branche bin, hatte ich schon lange vorher viele spannende Konzepte zur Digitalisierung von Finanzdienstleistungen gesehen, nur dass sie damals noch nicht unter dem Begriff „FinTech“ zusammengefasst wurden.

Wie definierst Du FinTech?

Ich habe keine eigene Definition und unterschreibe gern die, die über Fachmedien wie Finletter, Gründerszene etc. abrufbar sind. Es ist ein Sammelbegriff für die Verwendung neuer – in der Regel digitaler – Technologien im Bereich Finanzdienstleistungen.

Gesicher der Branche - Lukas Diehl

Ich kann hier höchstens hinzufügen, dass für mich die Optimierung der Kundenerfahrung und Kundenmehrwert zentrale Punkte sind, die ich mit FinTechs verbinde. Ein klar identifizierbarer, „echter“ Mehrwert für Kunden spielt allerdings noch zu häufig eine untergeordnete Rolle. Dabei sind für uns – als Bank und FinTech-Finanzierer – gerade Geschäftsmodelle, die einen solchen bieten, besonders spannend.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Die Antwort darauf kann man eigentlich nicht verallgemeinern, aber ich versuche es mal: Etablierte Unternehmen hatten viel Zeit herauszufinden, wer sie sind, wer ihre Kunden sein sollen und welchen Kundenutzen sie stiften. Zudem haben Sie schon eine große Anzahl von Bestandskunden. Bei den FinTechs sieht es ganz anderes aus. Sie wollen das Produkt optimieren, einfacher für den Kunden machen – aber davon müssen Sie die Kunden erst einmal überzeugen und sie für sich gewinnen.

Viele FinTechs hatten schlicht und einfach wenig oder noch gar keine Zeit (vom benötigen Kapital ganz zu schweigen), ihr Profil in dieser Weise zu schärfen. Dazu gehört nämlich auch, dass man Krisen durchlebt, mal eine Weile in Sackgassen gelaufen ist oder sich vielleicht ganz neu erfinden musste. Mit Blick auf Banken würde ich die Frage vielleicht noch etwas anders beantworten. Die haben in der Regel mehrere Konjunkturzyklen erlebt und dadurch zum Beispiel den Wert traditioneller Kreditregeln erkannt, der auch in der Ära der FinTechs Bestand haben sollte. Die aktuelle Krise wird für viele dieser FinTechs der Lackmustest sein.

Was kann man von FinTechs lernen?

Die Liste ist lang, daher kann ich mir hier nur ein paar aussuchen: Agilität, Umsetzungswille, schlanke Prozesse und eine ständige Optimierung der Wertschöpfungskette.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Jeff Bezos hat einmal gesagt, „wenn du dein Team nicht mit zwei Pizzen satt kriegst, ist es zu groß“. Da steckt immer noch Wahrheit drin. Viele Menschen bedeuten viele Befindlichkeiten und Eigenmotivationen, von denen wiederum viele auf den Erhalt des Status Quo ausgerichtet sind. Da fällt der Schritt neuen Weg zu beschreiten bzw. zu flexiblen IT-Lösungen – geschweige denn zu einem IT-getriebenen Unternehmen besonders schwer.

„‚Wenn du dein Team nicht mit zwei Pizzen satt kriegst, ist es zu groß‘ – In diesem Zitat von Jeff Bezos steckt immer noch Wahrheit drin.“

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Ich bin aktuell genau da, wo ich sein möchte, nämlich an der Schnittstelle von Banking und FinTech. Ich fühle mich in beiden Welten wohl, aber am besten gefällt mir eine Verbindung von beiden, am liebsten inklusive der jeweiligen Stärken. Varengold kommt dem schon sehr nahe, indem sie eine Bank ist und bleibt, aber gleichzeitig FinTechs versteht und auf sie zugeschnittene Lösungen anbietet. Wenn man allerdings „Bank“ aus der Gleichung entfernt, dann bleibt „FinTech“ übrig. Entsprechend würde ich dann wohl mein eigenes FinTech starten.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Ganz klar (und wie so viele andere auch): bei Google. Dieses Unternehmen hat die Welt verändert und ist immer noch immer dabei – und das mit einer Firmenkultur, die so niemand für möglich bzw. produktiv gehalten hätte. Faszinierend!

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Privat am liebsten mit guten Freunden, aber natürlich auch mit Entrepreneuren und Unternehmen, die ich noch nicht kenne. Es ist immer wieder spannend zu hören, was sie gerade umtreibt. Wenn mir dann noch einfällt, wie ich ihnen helfen kann, umso besser

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