In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.

Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist: Jürgen Faè von Commitly

Wer bist du, was machst du?

Mein Name ist Jürgen Faè, ich bin der Gründer und CEO von Commitly. Wir sind Spezialisten für Cashflow Planung für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs). Mit unserer SaaS Lösung waren wir die ersten am deutschen Markt, die in dem Bereich voll auf die PSD2 Einführung gesetzt hatten. Vom Hintergrund her bin ich studierter Betriebswirt (Wirtschaftsuniversität Wien) und habe eine klassischen Corporate Karriereweg hinter mir. Über Kraft (jetzt Mondelez) kam ich zu Accenture, wo wir unter anderem einer der ersten online Versicherer in Deutschland für die Ergo gründen durften. Interessanterweise war das damals von den Kundenzahlen her gar nicht schlecht, aber einfach 20 Jahre zu früh. Ich war dann auch für ca. 7 Jahre CFO in einem börsengelisteten Unternehmen in Frankfurt und hatte bzw. habe diverse Aufsichtsratsmandate, bevor ich mich vor 10 Jahren selbstständig machte und als Unternehmer diverse Projekte gestartet habe.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Ich bin bisschen ein Morgenmuffel. Diese Stories mit 4.30 Uhr oder 5 Uhr aufstehen lese ich immer mit Verwunderung, meines wäre das nicht. Bei mir startet der Tag so um 7 Uhr mit einem herrlichen Kaffee, da bin ich sehr eigen. Dann eine Runde mit unserem Hund und parallel schon Check der wichtigsten Kennzahlen und anstehenden Aktivitäten des Tages.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Für mich gibt es nichts Spannenderes als die Kombination von digitaler Innovation und Fachexpertise im Bereich Finanzen. Wir sind in einem Umfeld tätig, in dem die Big Player wie Datev mit über 50% Marktanteil vor 70 Jahren gegründet wurden und sich extrem schwertun, mit der technologischen, aber auch mit der Generationen-Dynamik mitzuhalten. Für uns ist klar: in den nächsten 10 Jahren wird in ganz Europa im Bereich B2B und Finanzen kein Stein auf dem anderen bleiben. Wobei gerade in diesem Bereich die Herausforderungen die hohe Komplexität und die Ansprüche der Kunden sind. Genau das entspricht aber meinem Profil, das ich in den letzten 20 Jahren entwickelt habe. Hier mit Commitly mitzumischen ist die größte Herausforderung in meinem Leben und es ist ein Privileg, die Zukunft mitgestalten zu können!

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Ich komme aus einer klassischen Arbeiterfamilie, bin der Erste in meiner Familie mit einem Studienabschluss. Für mich war der Einstieg in eine klassische Angestelltenposition, um dort dann die Karriereleiter zu erklimmen, lange das erklärte Ziel. Erst nachdem ich in den diversen Unternehmen jeweils Lösungen zur Steigerung der Effizienz und Transparenz eingeführt hatte, reifte in mir der Gedanke, das auch einmal in einem eigenen Unternehmen selbst zu machen. Ausschlaggebend war damals sicherlich auch ein Tool zur Überwachung der Zielerreichungen, das ich im Rahmen eines Restrukturierungsprozesses mitentwickelt hatte. Damit haben wir immerhin ein Programm von über EUR 250 Mio. überwacht, das machte dann auch schnell die Runde und wurde über die Unternehmensgrenze ausgerollt.

Der Bereich Fintech war dann in weiterer Folge für mich klar. Die Finanzprozesse beginnend bei der Buchhaltung, aber weiter gedacht bis hinein in das Banking, sind extrem intransparent und ineffizient. Das gilt übrigens für kleine wie auch große Unternehmen. Aber erst das eigene Unternehmertum hat mir dann den Fokus gegeben: Cash. Alles andere muss sich dem unterordnen, hauptsächlich in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Liquidität treibt uns Unternehmer immer um, aber es gab lange keine vernünftigen Tools dafür. Auch heute noch verwenden mehr als 50% der Unternehmen dafür Excel!

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Schwierig für mich zu beantworten, da müssten man jetzt die anderen Fragen. Ich hoffe, ich mache das durch meine Vision, der Expertise und meiner Beharrlichkeit. Am meisten freut mich natürlich, dass Commitly genau bei diesen Punkten – Expertise und Support – von den Nutzern bestes Feedback erhält! Aber das ist ja ein Teamerfolg!

Wie definierst du Erfolg?

Erfolg ist für mich die Möglichkeit, das eigene und das Umfeld Anderer gestalten zu können.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Die Mischung aus tiefer Domain Expertise und innovativem Denken. Neue Ideen zuzulassen und nicht mit dem Üblichen „das geht so nicht“ abzudrehen.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Mein MacBook. Ohne das geht es gar nicht, dort verwalte ich mein komplettes berufliches Leben.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Ich glaube, dass ich durch meine berufliche Erfahrung ein extrem breites Spektrum abbilden kann und Zusammenhänge sehr gut verstehe. Ich habe als Student Rechnungen gestempelt und abgelegt, war für IFRS Konzernabschlüsse verantwortlich, habe IT-Strategien für Kernbankensysteme mitentwickelt und habe im Bereich Finanzierungen / Corporate Finance gearbeitet. Das hilft natürlich sehr, wenn man gemeinsam komplett neue end-to-end Prozesse definieren will. Ich hoffe, dass hier mein Input zu einer steileren Lernkurve bei allen führt!

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

50/50. Ich benötige den Kontakt mit dem Team, brauche aber auch den Abstand, meine Visionen ungestört entwickeln zu können.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Bei der NASA.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.

Weniger konservativ und zurückhaltend sein, ruhig mal den Ball heraushauen. Wir sind in Deutschland und in Europa viel zu passiv. Hat vielleicht auch mit der Sprache zu tun. „We will be market leader in 10 years“ sagt sich halt einfacher, da haben es die US-Kollegen leichter …

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

Massiv in die Zukunft investieren: Kinderbetreuung, Ausbildung, Förderung von Innovation und Digitalisierung. Frankreich unter Präsident Macron hat hier in den letzten paar Jahren massiv ausgebaut. Das werden sie in den nächsten 10-15 Jahren ernten.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Mit meiner Frau nach Japan reisen und dann Commitly schneller zum europäischen Player entwickeln.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Pasta.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

An der Côte d’Azur, nahe an Italien. Meer, Lebensart, Essen und Trinken, das wäre die optimale Kombination – sofern es dort Highspeed WLAN gibt …

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