In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.

Nun war es aber an der Zeit für etwas Neues. Und so haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist: Achim Thienel von Finastra

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Achim Thienel, Product Director Retail Banking Europe und Managing Director Deutschland bei Finastra. Finastra bietet eine offene Plattform, die die Zusammenarbeit und Innovation im Finanzdienstleistungssektor fördert. Durch unseren Open-Platform-Ansatz bringen wir eine Reihe von Partnern und Innovatoren zusammen, die gemeinsam mit Finastra die Konzeption, Bereitstellung und Nutzung von Anwendungen für Financial Services revolutionieren und weiterentwickeln. In meiner Verantwortung liegt es Lösungen für Banking zu orchestrieren. Ich bin auf Front-to-Back-Bankprozesse spezialisiert und unterstütze globale Lösungen, Cloud Operations, das Partnermanagement sowie Vertrieb und Marketing.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Üblicherweise bin ich von morgens bis abends in Gesprächen. Ein üblicher Arbeitstag ist bei mir zu etwa zwei Dritteln gefüllt mit Video-Calls zu verschiedensten Themen, mit verschiedensten Menschen aus verschiedensten Regionen. Diese Meetings mache ich aus dem Homeoffice, das kann allerdings auch mal in Südafrika oder Italien sein. Demnächst kehren wir auch wieder in unser Büro in Frankfurt zurück, worauf ich mich schon sehr freue.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Am meisten reizt mich die Vielseitigkeit meiner Arbeit. Ich glaube, ich habe die Fähigkeit verloren, mich acht Stunden auf eine Sache zu konzentrieren – zum Glück muss ich das auch nicht mehr. In meinem Arbeitsalltag koordiniere, orchestriere und kommuniziere ich sehr viele Dinge gleichzeitig. Die Abwechslung und Vielseitigkeit sind genau das, was mir Spaß bereitet.

Gerne illustriere ich das an einem Beispiel: Aktuell bauen wir bei Finastra in unseren Regionen verschiedene Cloud-Lösungen auf. Seit letztem Jahr haben wir auch Kunden in Deutschland. Langsam gewinnt dieses Projekt an Fahrt und Banken und E-Money-Institutionen kommen dazu mehr und mehr aktiv auf uns zu. Im ersten Schritt geht es darum, die Anforderungen der Kunden zu ermitteln und zu prüfen, ob wir die richtige Lösung haben. Weitere Tätigkeitsfelder in meinem Aufgabenbereich sind das Relationship Management und interne Kommunikation. Sowohl Cloud als auch die Zusammenarbeit mit Fintechs sind neue Themenbereiche für den Markt und dadurch entstehen immer wieder neue Fragestellungen, zu denen wir eine Antwort erarbeiten.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Nein. Ich bin ja schon lange in der Industrie, doch vor 10 Jahren wusste ich noch nicht einmal, was ein Fintech überhaupt ist. Vor Finastra habe ich bei einem Unternehmen gearbeitet, das eine monolithische Applikation vermarktet hat. Das hatte durchaus einen Wohlfühlfaktor, wir waren ein kleines Team, feste Kunden und sehr klar definierte Arbeitsschritte. Doch meine täglichen Themen jetzt, also Fintech und Open Banking, sind sehr viel spannender und innovativer.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Begeisterung für unsere Branche ist wichtig. Ich begeistere andere, indem ich genau erzähle, was ich mache und auch nachweise, dass wir Erfolge erzielen. Bei unserem Cloud-Setup beispielsweise kann ich diese Erfolge leicht demonstrieren. Vor ein paar Jahren hatten wir noch keine deutschen Kunden und heute haben wir zahlreiche globale Neukunden, darunter auch in Deutschland. Die Mühe zahlt sich aus. Besonders die Orchestrierung von Partnern führt zum Erfolg. Und diese Geschichten begeistern dann auch andere.

Wie definierst du Erfolg?

Akademisch würde ich Erfolg als das positive Ergebnis einer Bemühung definieren. In unserer Industrie bedeutet Erfolg für mich neue Business-Modelle zu schaffen, neue Ideen zu haben, sie umzusetzen und am Ende auf den Markt zu bringen. Und das schnell: wir leben in einer überaus agilen Zeit, deshalb ist Schnelligkeit ein wichtiger Teil auf dem Weg zum Erfolg.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Networking ist essenziell. Wir arbeiten in einer zunehmend offenen Industrie, in der Kollaboration eine große Rolle spielt. Um erfolgreich im Markt zu sein, ist es essenziell, Prozesse und Produkte zu bündeln und daraus neue Business-Modelle zu entwickeln. Das ist nur möglich, wenn man weiß, was am Markt bereits verfügbar ist. Etwa die Open-Banking-Initiative PSD2 bietet noch viel ungenutztes Potenzial im Zahlungsverkehr. Viele Banken haben die Möglichkeiten, die PSD2 bietet, noch gar nicht erkannt. Sie sehen es erstmal als eine Bürde, die sie für Compliance-Zwecke auf sich nehmen müssen. Den aktiven Nutzen hinter der Zahlungsrichtlinie haben sie noch nicht durchdrungen. Doch das ist ein wichtiger Schritt. Ein Weg dahin führt über das Verständnis, wie andere mit der Neuerung umgehen und dazu ist es von Vorteil, sich innerhalb der Branche auszutauschen.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Mein Autoschlüssel – ich bin ein absoluter Autofreak.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Durchhaltevermögen.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Ich bin #Team gesunder Mix: Ich vermisse die Zeit im Büro und die direkte Kommunikation mit Kollegen und Partnern. Allerdings genieße ich auch die Zeit im Homeoffice. Ich spare mir die Fahrzeit, kann mich besser konzentrieren und arbeite effizienter. Mein optimaler Arbeitsplatz ist 50 Prozent von beidem.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Ich würde mir sehr gerne die Tesla-Fabrik in Brandenburg anschauen. Die steckt voller spannender Innovationen.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?

Mit dem Wissen von heute hätte ich mir geraten, den Blick weiter aus meinem Unternehmen hinauszurichten. Auch wenn die technischen Möglichkeiten damals noch nicht so weit waren wie heute, gab es Mittel und Wege, mit anderen Unternehmen der Branche zusammenzuarbeiten. Das ist für mich ein wertvoller Schritt zu schnellen Innovationen.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

… den Herren bei der BaFin Dampf machen. Im Moment haben es innovative Fintechs schwer, im deutschen Markt Fuß zu fassen. Das führt dazu, dass interessante Unternehmen häufig – zu häufig – einen Lizenzantrag in anderen EU-Ländern stellen.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

… in einen innovativen Open Banking Payment Hub investieren.

Wenn ich jeden Tag das gleiche essen müsste, wäre das …?

… Spaghetti aglio e olio.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

… Italien – besonders Südtirol und Sizilien reizen mich. Mit der Lebensart, dem Essen und der Landschaft lässt es sich gut aushalten.

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