Bonify, Sumup, Revolut und N26: Das waren die wichtigsten Fintech-News im Oktober

Überblick über die wichtigsten Fintech-News, Deals und Lizenzen im Mai 2025

Jochen Siegert und André Bajorat sprechen über ein großes Datenleck, die Zukunft von Wero und wie Paypal seine Herausforderungen meistern könnte. Und dann geht es natürlich noch um N26. 

Großes Datenleck bei bonify: Kriminelle erlangen Zugriff auf sensible Kundendaten

Das Berliner Unternehmen bonify, das zur SCHUFA-Gruppe gehört, hat einen schwerwiegenden Sicherheitsvorfall bestätigt. Unbefugte haben sich Zugang zu persönlichen Daten wie Ausweisinformationen, Adressdaten sowie Foto- und Videoaufnahmen aus der Face-to-Face-Authentifizierung verschafft. Die entwendeten Daten stammen von einem externen Dienstleister, der für bonify tätig war. Zugangsdaten, Passwörter oder Bankinformationen sind laut aktuellen Erkenntnissen nicht betroffen. Betroffenen Nutzern wird geraten, auf verdächtige Aktivitäten zu achten und im Verdachtsfall die Polizei zu kontaktieren. bonify stellt seinen Kunden für sechs Monate kostenlos einen Identitätsschutz zur Verfügung.

Fintech SumUp will Bankenlizenzen in EU und UK erwerben

Das Londoner Unternehmen SumUp, bekannt für seine Kartenlesegeräte und Dienstleistungen für über vier Millionen Händler in 36 Märkten, plant den Einstieg ins europäische und britische Bankgeschäft. Nach dem Antrag einer Bankenlizenz in Brasilien strebt SumUp in den nächsten zwölf bis 18 Monaten zuerst eine EU-Lizenz, gefolgt vom Markteintritt im stark umkämpften Vereinigten Königreich, an. Ziel ist es, vor allem das Segment kleiner und mittelständischer Unternehmen mit attraktiven Kredit- und Bankprodukten stärker zu adressieren und direkte Konkurrenz zu etablierten Banken zu schaffen. Außerdem kann das Start-up einen Umsatz von einer Milliarde Euro verzeichnen. 

„SumUp ist für mich der Standard im KMU-Bereich – weil sie einfach konstant liefern.” – Jochen Siegert über die Ausführungskraft von SumUp und ihre Vorreiterrolle im Longtail-Markt.

Mastercard und American Express starten Plattformen für personalisierte Werbung

Mastercard launcht mit Commerce Media eine neue Plattform, die personalisierte Werbung und Angebote auf eigenen sowie externen Kanälen ermöglicht. Auch American Express hat mit Amex Ads eine neue Werbeplattform vorgestellt, über die Marken gezielt mit US-Karteninhabern in Kontakt treten können. Die Ausspielung personalisierter Anzeigen erfolgt zunächst auf AmexTravel.com und wird künftig auf weitere Amex-eigene Plattformen ausgeweitet. Mithilfe von Einblicken aus freigegebenen Nutzerdaten und einer speziellen Card-Linking-Technologie sollen individuelle Inhalte wie Cashback, Rabatte und relevante Anzeigen ausgespielt werden. Die Auswahl der passenden Zielgruppe basiert auf echten Kaufdaten und bisherigen Transaktionen, während Werbetreibende durch präzise Attribution und Reichweite profitieren sollen. 

Klarna setzt auf Google Cloud: KI-Stack beschleunigt globale Personalisierungsstrategie

Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna kooperiert mit Google Cloud, um mithilfe der neuesten KI-Technologien wie Veo 2 und Gemini 2.5 die Personalisierung und kreative Geschwindigkeit seiner Plattform weltweit auszubauen. Ziel ist es, innovative, KI-gestützte Inhalte direkt in der Klarna-App bereitzustellen, darunter dynamische Lookbooks und hyperpersonalisierte Produktkampagnen. Die Kombination von Klarnas Konsumentendaten und Googles generativer KI führt nach ersten Tests zu erheblichen Steigerungen bei Bestellungen und Verweildauer. 

Revolut wohl wertvollste Neobank weltweit und Aufatmen nach Krypto-Pause 

Das britische Fintech-Unternehmen Revolut steht laut Berichten kurz vor dem Abschluss einer Finanzierungsrunde über 3 Milliarden US-Dollar, wodurch das Unternehmen mit rund 75 Milliarden US-Dollar bewertet werden könnte. Revolut stiege damit zur weltweit wertvollsten Neobank auf und würde die brasilianische Nubank auf Platz zwei verdrängen. Das Londoner Fintech verdoppelte seinen Gewinn im Jahr 2024 und zählt inzwischen über 65 Millionen Kunden. Nubank bleibt zwar profitabler und besitzt mehr als 123 Millionen Kunden in Lateinamerika, setzt aber erst jetzt auf Expansion in den US-Markt. 

Revolut kündigte zudem gerade den Start seiner Zahlungsplattform in Indien an und setzt damit auf eines der größten digitalen Zahlungsökosysteme weltweit. Bis 2030 sollen so 20 Millionen Nutzer erreicht werden. Das britische Fintech setzt außerdem seine Expansion in der Schweiz fort, wo man mittlerweile über eine Million Kundinnen und Kunden hat. Revolut prüft den Antrag einer Schweizer Banklizenz und arbeitet an lokalen Gehaltskonten. 

„Revolut ist für mich das einzige europäische Fintech, das wirklich global gedacht und gehandelt hat.“ – André M. Bajorat zur internationalen Expansion und strategischen Wucht von Revolut.

Doch die rasante Expansion kommt nicht ohne Probleme aus: Revolut sieht sich bei der Erlangung der vollständigen UK-Banklizenz mit weiteren Verzögerungen konfrontiert. Britische Aufsichtsbehörden äußern Bedenken, ob die globalen Risiko­managementsysteme des Fintechs mit dem rasanten internationalen Wachstum Schritt halten können. Während die Firma bereits 2024 eine eingeschränkte Lizenz erhielt, verlangen die Behörden nun konkrete Zusagen zur Verbesserung der Kontrollmechanismen. Revolut betont, dass dieser Schritt angesichts der Komplexität seiner weltweiten Aktivitäten sorgfältig abgewogen werden müsse.

In der EU hatte Revolut im Oktober seine Dienste abermals eingeschränkt – zumindest was Krypto-Geschäfte angeht: Neben dem bereits zuvor eingeführten Stopp für Krypto-Käufe waren Staking, Learn-Rewards, interne Krypto-Transfers und Krypto-Einzahlungen nicht mehr verfügbar. Kunden, die dennoch Krypto einzahlen, mussten mit Rückabwicklungen rechnen. Verkäufe und Auszahlungen bleiben weiterhin möglich. Revolut verweist auf regulatorische Anforderungen durch die MiCA-Verordnung. Ende Oktober dann das Aufatmen: Die Neobank erhielt von der zyprischen Finanzaufsicht CySEC eine MiCA-Lizenz. Damit sind wieder alle Krypto-Angebote freigeschaltet.

Visa startet Projekte für Überweisungen per Stablecoin und Zahlungen per KI-Agenten

Visa testet über die Plattform Visa Direct den Einsatz von Stablecoins für internationale Zahlungen. Ziel ist es, Unternehmen und Finanzinstituten eine moderne Lösung für Liquiditätsmanagement und internationale Überweisungen zu bieten, bei der Kapital nicht mehr vorab in Fiat-Konten gebunden werden muss. Die Nutzung von Stablecoins soll die Abwicklung beschleunigen, Kosten senken und Währungsrisiken minimieren, indem Geld innerhalb von Minuten statt Tagen transferiert werden kann. Die Pilotphase richtet sich an Banken, Zahlungsdienstleister und andere Institutionen und könnte ab 2026 ausgeweitet werden.

„Visa Direct wird seit Jahren gepusht – echte Traktion sehe ich trotzdem nicht.“ – Jochen Siegert über das fehlende Volumen auf Visas Non-Card-Zahlungsnetzwerk.

Visa führt zudem mit dem Trusted Agent Protocol eine neue technische Lösung ein, die es KI-Agenten ermöglicht, sicher im Auftrag von Verbraucher:innen einzukaufen und zu bezahlen. Das gemeinsam mit Cloudflare konzipierte Protokoll verhindert das unberechtigte Blockieren legitimer KI-Transaktionen und erleichtert Händlern, reale Kund:innen hinter KI-Agenten zu identifizieren. Unterstützt wird der Ansatz von Akteuren wie Adyen, Microsoft oder Shopify. Das auf HTTP-Nachrichtensignaturen basierende Protokoll ist im Visa Developer Center und auf GitHub verfügbar. Zudem plant Visa, das Protokoll in Kooperation mit Branchenstandards wie der OpenID Foundation weiterzuentwickeln

Verwirrung um Online-Start von Wero 

Der europäische Bezahldienst Wero weitet sein Angebot aus und soll noch in diesem Herbst für Online-Einkäufe verfügbar sein. Das kündigte der bayerische Sparkassenverband in München an. Händleranbindungen erfolgen stufenweise und einige namhafte Händler wollen noch in diesem Jahr live gehen. In Belgien dagegen könnte sich die Einführung auf das kommende Jahr verzögern. Ursprünglich für Oktober geplant, benötigt die European Payments Initiative (EPI) laut eigenen Angaben in Belgien mehr Zeit für technische Anpassungen und umfassende Tests mit allen Partnern. Nachdem diese Nachricht bei vielen für Verwirrung sorgte, stellte EPI nochmal klar, dass sich die Verzögerung nur auf den Start der Zahlungsdienstleistung in Belgien bezieht und der Fahrplan in Deutschland weiterhin unberührt bleibt.

Nach Private Equity setzt Trade Republic nun auch auf Festzins-Produkte

Der Neobroker stellte Anfang Oktober bei seiner neuesten Keynote die nächste Produktklasse ihres neuen Investitionsangebots vor: Nach Private-Equity-Angeboten stehen Nutzern künftig individuell kombinierbare festverzinsliche Produkte mit flexiblen Laufzeiten sowie US-Dollar-Anleihen zur Verfügung. Eine Gegenoffensive darf Deutschlands größter Neobroker derweil von Konkurrent Etoro erwarten, der nach seinem erfolgreichen Börsengang an der Nasdaq mit einer Bewertung von rund 5,5 Milliarden US-Dollar seine Expansion plant. CEO Yoni Assia kündigt nicht nur Investitionen in neue Produkte an, sondern auch potenzielle Übernahmen und stellt klar, dass Trade Republic in Deutschland als wichtigster Konkurrent gilt. Dabei sollen neue Produktangebote aus dem Portfolio des Berliner Mitbewerbers eingeführt werden, um die Position auf dem deutschen Markt zu stärken.

Krypto-Handel der Sparkassen: Deka Bank baut Kooperation mit Börse Stuttgart Digital aus

Die Deka Bank vertieft ihre Partnerschaft mit Börse Stuttgart Digital, um künftig auch Privatkunden den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu ermöglichen. Die bisher institutionell ausgerichtete Zusammenarbeit wird damit auf Selbstentscheider ausgeweitet. Ziel ist ein MiCAR-konformes Angebot mit einer breit gefächerten Auswahl an Krypto-Assets, dessen gesamte Wertschöpfungskette innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe bleibt. Auch andere deutsche Banken wie Volks- und Raiffeisenbanken planen Krypto-Handel, während die Bafin weiterhin vor den Risiken dieser Anlageklasse warnt.

Der Erfolg von Paypal und seine Schatten

Die kontaktlose Zahlung via Paypal-App gewinnt eigenen Aussagen nach an Bedeutung. Fünf Millionen Deutsche haben sich bereits für den Einsatz im stationären Handel registriert. Besonders in Supermärkten und Restaurants wird die Funktion genutzt, durchschnittlich mit etwa 28 Euro pro Einkauf. Eine weitere Checkout-Revolution plant der Zahlungsriese außerdem mit OpenAI: Wie das Unternehmen Ende Oktober verkündete, will man 2026 den Dienst über ChatGPT als Kaufagent freischalten und mit dem Händlernetzwerk von Paypal verbinden. Das Ziel ist, Käufe aus dem Chat über den Checkout in wenigen Klicks zu ermöglichen. 

Siegeszug der Kartenzahlung nun sicher?

Laut einer Allensbach-Umfrage im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme haben 2025 zum ersten Mal mehr Deutsche beim letzten Einkauf mit Karte statt Bargeld bezahlt. 47 Prozent bevorzugten die Kartenzahlung, während Scheine und Münzen bei 41 Prozent lagen. Die Girocard ist dabei das beliebteste Zahlungsmittel. Gleichzeitig wächst 50 Jahre nach Einführung der Eurocheque-Karte das Interesse an unabhängigen, europäischen Bezahlsystemen wie der Girocard wieder. Besonders Jüngere setzen dabei verstärkt auf Mobile Payment mit Smartphone oder Smartwatch; 42 Prozent der Unter-30-Jährigen nutzen diese Optionen am liebsten.  

Digitaler Euro: Erneute Kritik und die möglichen Chancen

Während sich DSGV-Präsident Ulrich Reuter im Interview mit der Börsen-Zeitung kritisch zum geplanten digitalen Euro äußert, zeigt ein aktuelles Gutachten des Europäischen Datenschutzausschusses, dass der digitale Euro künftig Zahlungen und Geldtransfers auch anonym ermöglichen kann. Das vom Kryptografie-Experten Tibor Jager verfasste Papier identifiziert technische Lösungen für sichere, offline-fähige Transaktionen und Betrugsschutz. Ulrich Reuter sieht dagegen den Digitalen Euro als eine parallele Infrastruktur zu bestehenden Wettbewerbsangeboten als wenig sinnvoll an, verweist auf den Erfolg von Wero als europäischer Zahlungslösung und fordert, dass die EZB stärker auf die Innovationskraft von Marktakteuren setzt. Gutachter Jager betont dagegen wie der Digitale Euro in Krisenzeiten, etwa bei Stromausfällen, Zahlungen gewährleisten könnte. 

„Der digitale Euro? Für viele ist das eine leere Lösungsmenge – und trotzdem wird weiterentwickelt.“ – André M. Bajorat über den Widerspruch zwischen politischem Willen und echtem Marktbedarf.

„Der digitale Euro ist immer noch eine Brücke ins Ungewisse – der Mehrwert bleibt unklar.“ – Jochen Siegert über die fehlende politische Legitimation und den fraglichen Nutzen des digitalen Euros.

Neue Machtprobe bei N26 – nun wollen Gründer Modeunternehmer in den AR schicken 

Als Chef des Bielefelder Modeunternehmen Katag wirkt Daniel Terberger nicht gerade wie der logische Kandidat für einen Aufsichtsratsposten bei einer Neobank. Doch die Gründer von N26 Valentin Stalf und Maximilian Teyenthal schlagen nun ausgerechnet ihn für den Posten vor. Immerhin: ursprünglich hatte Terberger eine Banklehre absolviert und kurz bei einer Bank gearbeitet. Naheligender erscheint dabei die Nominierung des zweiten Kandidaten für den Aufsichtsrat: Byron Haynes leitete mal die österreichische Bank Bawag. Am 13. November sollen beide in einer außerordentlichen Hauptversammlung ins Amt gehoben werden. Dass die Co-Chefs diese Nominierungen beantragen konnten, liegt an einem Sonderrecht, das ihnen Investoren eigentlich wegnehmen wollten: Wird die Abstimmung also zu einer Vertrauensfrage?

Worldline mit Mini-Rally und Kursabsturz – Payone-Geschäft belastet weiterhin 

Nach einer kurzfristigen Rally und einem Kursplus von neun Prozent beim französischen Payment-Riesen Worldline sorgen die Zahlen im dritten Quartal dafür, dass die Gewinne wieder schnell verpufften. Mittlerweile liegt der auf einem Rekordtief. Besonders große Sorgen bereitet das deutsche Geschäft von Payone, was Worldline offen ansprach. Damit wird der Zahlungsdienstleister ein paar Monate nach dem “Dirty-Payments”-Skandal für Worldline immer mehr zum hässlichen Entlein.

Fiserv (ehem First Data) mit Gewinnwarnung und Kurstief

Ähnlich wie bei Worldline sorgt eine negative Korrektur der Gewinnerwartungen um mehr als acht Prozent dafür, dass der Aktienkurs des US-Zahlungsdienstleisters Fiserv um mehr als 45 Prozent an einem Tag einbrach. Damit setzte sich ein negativer Trend fort, der bereits das gesamte bisherige Jahr anhält. Nun baut man beim Zahlungsdienstleister ordentlich um und installiert eine neue Doppelspitze und beruft einen neuen Finanzchef ein. 

Bleibt informiert! Viel Spaß beim Hören.

Autoren

  • André M. Bajorat ist seit fast 30 Jahren in der deutschen Digitalwirtschaft zu Hause. Über die Stationen SK Online, Star Finanz, giropay und Number Four kam er 2012 als Business Angel zu figo. Das Unternehmen führte er von 2014 bis September 2019 als CEO von einer b2c App zu einem von der BaFin regulierten Banking as a Service Provider. Seit 2020 ist er Teil des deutsche Bank Konzerns und seit Mitte 2022 Managing Director bei einem deutschen Assetmanager. Er ist zudem Gründer und Herausgeber des erfolgreichen Branchen-Portals paymentandbanking.com, Podcaster, Investor (figo, Finleap, Loanlink, Sparkdata, Weddyplace, nufin, portify, moss, compa, brygge, embeddedcapital, PlanetA, Naro), Mitglied im Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums, aktives Mitglied im Bitkom, Herausgeber des Buches “Köpfe der digitalen Finanzwelt” und international gefragter Speaker. Inhaltliche Schwerpunkte sind Banking, Payment, FinTech, API-Banking, digital Assets und Crypto. Außerdem ist er Mit-Initiator und Ausrichter der Wahl zum „FinTech des Jahres” sowie der Eventreihen Bankathon, Payment Exchange, Banking Exchange und Transactions.io.

  • Jochen Siegert ist Co-Founder von Payment & Banking, Unternehmer, Investor und erfahrener Experte für digitale Transformation. Er schaut zurück auf knapp 25 Jahre Erfahrung in Einführung und Management von Innovationen / digitalen Finanzprodukten. Jochen begleitete senior Führungspositionen bei globalen Paymentanbietern, Fintechs und Banken.

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