Das Jahr 2021 neigt sich zum Ende und es bietet sich natürlich an, einen Jahresrückblick zu machen. Davon gibt es bekanntermaßen viele und alle haben am Ende eine Aussage gemeinsam: was ein Jahr! 

Und das ist im Grunde ja in jedem Jahr so. Alles war besser, schneller und noch weiter. Bei uns in der Branche haben zB die Neugründungen von Fintechs in Deutschland deutlich zugelegt und liegen, natürlich, auf Rekordkurs. Über 1.000 neue Start-ups wurden im Fintech Sektor 2021 gegründet, mehr als 3,2 Mrd. Euro investiert und das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Im Grunde eine positive Entwicklung und trotzdem frage ich mich, wann die Stimmung kippt. Denn Geld und Investments allein reichen nicht und bei immer mehr Start-ups frage ich mich schon, was da an mir vorbeigegangen ist, dass man überhaupt Geld bekommen hat. Es mangelte 2021 sicher nicht an Superlativen.

Was blieb in diesem Jahr also, außer an Superlativen, bei mir persönlich aus der Branche hängen?

Personen sind wichtiger als das Produkt

Das Jahr 2021 war für mich ein Jahr voller Selbstbeweihräucherung. Bitte nicht falsch verstehen, Ehre, wem Ehre gebührt und ein gesundes Ego hat noch niemanden geschadet, aber ich habe selten so viele Interviews von Geschäftsführer:innen und Gründer:innen gelesen, wo es um nichts anderes ging als um sich selbst.

Ich verstehe, dass gerade in einer frühen Phase man noch gar nicht so viel über das Unternehmen, dem Produkt oder Dienstleistung erzählen kann, aber selbst bei den nicht mehr ganz so jungen Start-ups habe ich das in diesem Jahr wahrgenommen. Mich hätte es nicht gewundert den oder die ein oder andere Gründer:in bei im Sommercamp der Stars zu sehen, oder beim Promibacken.

Was ich sagen will: Schlussendlich hätte ich mir mehr Produkt gewünscht, denn vieles habe ich zwar wahrgenommen, aber ich habe mich schwergetan, immer den Produktnutzen zu sehen.

Laseraugen sind Mainstream. NFTs seit 2021 auch.

Ich hätte nicht ansatzweise damit gerechnet, das die Entwicklungen im Krypto-Universum, ob nun Krypto-Währungen, Blockchain, DLT oder Dinge wie NFT, so dermaßen schnell aus der Nische rauskommen würde. Und das, obwohl es nach wie vor esoterische Ausmaße annimmt. Die Kluft zwischen Normal-Sterblichen, die das irgendwie alles interessant, aber nicht zwingend alles so mega-geil finden und den Krypto-Maxis, die am Abend vor ihrem Satoshi-Nakamoto-Schrein meditieren, ist groß geworden. Aber Kluften sind bekanntermaßen dafür da, um Brücken zu bauen.

Nicht zuletzt tun wir genau das bei Payment & Banking mit unseren Events wie der CryptX.

Das Jahr 2021 war aus meiner Sicht ein turbulentes, aber gutes Jahr für die Entwicklungen im Krypto-Universum. Turbulent, weil noch immer ein Tweet von Frank Thelen Elon Musk ausreicht um mein spärliches Cryptoportfolio zu crashen und gut, weil inzwischen sogar die Sparkasse bald ihren Nutzer:innen ermöglichen im Online-Banking Cryptocurrencies zu traden. Wenn das mal kein Mainstream ist!

Und die Laseraugen auf manchen Profilbildern soll zeigen welch krassen Durchblick der oder die ein oder andere bei dem Thema hat. Dabei machen Laseraugen in der Regel ja eigentlich alles kaputt – aber das ist ein anderes Thema.

Neobanken sind jetzt Retro

Trotz mancher Erfolgsstory war 2021 auch ein Jahr der Langweile. Zumindest, wenn ich an die etablierten Neo-Banken denke. Wenn eine der, sagen wir bekannteren Neo-Banken, SEPA-Echtzeitüberweisungen im Jahr 2021 anbietet, lange Zeit nach diversen Retailbanken, dann kann das bedeuten, dass ihnen nichts Neues mehr einfällt oder dass 2021 das Jahr von SEPA-Echtzeitüberweisungen war. Ich nehme an ersteres. Für mich ist diese Entwicklung völlig nachvollziehbar. Denn so wie viele Retailbanken immer besser die inzwischen digitalisierten Kund:innen verstehen und deutlich digitaler und agiler unterwegs sind, so sehr entwickeln sich Neo-Banken in Richtung etablierter Player. In 5 Jahren fragt man sich dann, was eigentlich die Unterschiede zwischen NEO-Bank und Retail-Bank ist und wann man nicht mehr neo, sondern retro ist.

Banking für Kinder, Katzenliebhaber:innen und Ausdruckstänzer:innen

Jedem Tierchen sein Pläsierchen und jeder Zielgruppe ein eigenes Bankkonto. Der Trend in diesem Jahr ist eindeutig, unterschiedliche Zielgruppen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Deshalb wundert es nicht, dass sich immer mehr Start-ups auf zielgruppenspezifisches Banking fokussieren. Waren es vor vielen Jahren nur die Apotheker, denen ein eigenes Konto vorenthalten war, so gibt es diesbezüglich inzwischen deutlich mehr. Beispiele gefällig? Bitte sehr: Es gibt spezielle Konten für St. Oberholz Besucher:innen (N26), Kinder (Fintech des Jahres-Gewinner in der Kategorie Community: Pockid), Powershoper (Klarna), Ü50 (Brygge) oder Frauen (Vitamin). Lösungen für dedizierte Zielgruppen werden immer mehr.

Spannend wird die Entwicklung in den nächsten Jahren werden, wenn dann die Nutzer:innen von Pockid zu Powershoppern werden und irgendwann bei Brygge landen. Aber ich scherze nur. Ein bisschen.

Deutschland einig Kartenland

Echt, die Deutschen zahlen mit Karte. Zumindest immer mehr. Nicht weil es bequem ist, sondern weil kontaktlose Zahlungen eben kontaktlos sind und Berührungen in diesen Tagen ja nicht mehr so gewollt sind. Beim Thema Karte muss man zwangsläufig an die EC-Karte denken, also das Rumpelstilzchen unter den Karten. Denn auch hier kennt ja keiner der richtigen Namen. Wie die Geschichte von Rumpelstilzchen zu Ende ging, ist hinreichend überliefert. Die Zukunft der EC-Karte scheint ähnlich zu sein, also eher nicht vorhanden, wenn man bedenkt wie viele Banken sich da 2021 zurückgezogen haben (Santander, DKB, Comdirect…). Bezahlt wird ja nicht nur am POS, sondern auch online und da hat PayPal in den letzten Monaten auf der Kundenseite richtig Gas gegeben. Und mit PayPal meine ich eigentlich Klarna, die gefühlt jede Woche etwas Neues aus dem Hut zaubern. PayPal war ja eher, sagen wir, gemächlich unterwegs.

Und sonst so?

Total viele spannende Entwicklungen überall. So spannend, dass man sich fast fürchten muss, was da alles 2022, 2023, 2024, 2025.. auf uns zukommt. Vielleicht gehts ja mit EPI los, das wäre nicht auszuhalten. Oder die Girocard (EC-KARTE!) steigt wie ein Phoenix aus der Asche. Heidewitzka!

Man verzeihe mir die launige, nicht ganz ernst gemeinte Rückblick auf die Branche. Liegt bestimmt an der kalten und dunklen Jahreszeit. Daher am Ende noch etwas Schönes: Aus Payment & Banking-Sicht haben wir einiges geschafft. Vier Events trotz Pandemie, schöne Weiterentwicklungen mit dem Portal, Podcasts und Newsletter und Aussicht auf schöne Themen in 2022.

Ich möchte mich an dieser Stelle beim ganzen Team, insbesondere bei Nicole und auch Christina, Sebastian und Nadja bedanken, die allesamt jeden Tag dazu beitragen, dass der Rubel rollt. Allen eine schöne Weihnachtszeit und guten Rutsch ins neue Jahr.

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