Das langsame Scheiden eines Banking-App Pioniers
Am Montag erreichte uns die Nachricht, Die Firma Outbank musste Insolvenz anmelden. Woran lag es? War am Ende der Wettbewerb zu stark oder das Geschäftsmodell zu wenig tragfähig? Maik Klotz zum Scheiden eines Banking App Pioniers…
Als Apple im Jahr 2008 mit großem Markterfolg eine Online-Verkaufsplattform namens App Store ins Leben rief, war noch völlig unklar ob diese Plattform funktionieren würde. Bereits ein Jahr später veröffentliche Tobias Stöger als Gründer von Outbank die erste deutsche multibankenfähige Banking App auf diesem Portal. Erste Erfahrungen mit mobile Banking hatte Stöger bereits 2005 mit Outbank für Nokia Telefone gesammelt, aber erst der App Store von Apple sollte aus einer One-Man-Show ein Unternehmen mit, zu Spitzenzeiten 30 Mitarbeitern werden lassen. Für Outbank sollte dieser App Store zu einem Erfolgsmodell werden – zumindest in den Anfangsjahren: Bemerkenswerte 1 Million Euro Jahresumsatz konnte Stöger im Jahr 2011, nur mit dem Verkauf der Outbank App und diverser White-Label-Lösungen für Banken, erwirtschaften. Das eingenommene Geld wurde in den weiteren Ausbau der App (z.B. TÜV-Zertifizierung) sowie Aufbau seines Teams investiert.
Outbank versucht sich neu zu erfinden
Die im Jahr 2011 erzielten Umsätze ließen sich nicht wiederholen, denn auf der einen Seite gab es inzwischen eine bemerkenswerte Zahl von Banking Apps, entweder von den Banken selbst, oder von Drittherstellern wie finanzblick, die meisten davon kostenlos. Auf der anderen Seite bot der App Store von Apple für Entwickler keine gute Möglichkeit der Upgrade-Vermarktung. Eine App war, einmal gekauft, für immer kostenlos. Abo-Modelle führte Apple erst später ein und so musste Stöger zur weiteren Finanzierung seines Unternehmens, große App-Releases, als neues kostenpflichtiges Produkt einführen – was wiederum auf wenig Gegenliebe der Bestandskunden stieß.
Dies führte letztendlich dazu, dass sich Tobias Stöger von den alten Geschäftsmodellen verabschiedete und im Jahr 2015 mit bekannten Investoren, wie Frank Thelen und Lakestar zusammenarbeitete um für das Unternehmen ein Series A Investment zu sichern. Mit frischem Geld kam es auch zu einer Neuausrichtung des Unternehmen, was sich nicht zuletzt auf die eigentliche Lösung, der Outbank App auswirkte. Die Entwicklung der klassischen Version von Outbank wurde schrittweise durch eine neue, kostenlose App mit neuem UX-Design im App Store angeboten. Nach Austritt des Gründers, Anfang 2017, wurde auch die operative Geschäftsführung mit Anya Schmidt neu besetzt.
Insolvenz: Endgültiges Aus für Outbank?
Wie gestern bekannt wurde, allerdings vorerst erfolglos. Diesen Montag wurde die Insolvenz angemeldet und gestern alle Outbank-Kunden darüber informiert. Über die genauen Gründe, die zur Insolvenz führten, gibt es keine weiteren Angaben, aber am Ende wird es die Kombination aus zu wenigen Nutzern und einem tragfähigem Geschäftsmodell gewesen sein. Noch im Juni erklärte Anya Schmidt t3n.de gegenüber, das bis dato bestehende Geschäftsmodell für gescheitert. Und der Wunderlist-Effekt mit vielen Millionen Nutzen blieb auch aus. Laut der Banking Apps Übersicht 2016 von Paymentandbanking konnte Outbank zuletzt keine großen Downloadzahlen mehr vorweisen – die Zahlen aus den Anfangsjahren konnten trotz wachsendem Markt nicht mehr erreicht werden, obwohl die Outbank-Familie zwischenzeitlich um eine Android-version und Mac OS Version ergänzt wurde.
Wie lange es die App Outbank noch geben wird oder ob es noch eine Rettung gibt, ist unklar. Für den Moment heißt es aber: Der Banking-App Pionier Outbank ist pleite. Zu Stark war am Ende der Wettbewerb, zu wenig tragfähig das Geschäftsmodell.
Mich stimmt diese Nachricht traurig, denn das neue Outbank ist eine der besten Banking Apps im App Store. Auch wenn bei mir die Push-Benachrichtigung über neue Umsätze nie wirklich gut funktioniert hat, so ist sie doch mein treuer täglicher Begleiter.
Dem Outbank-Team drücke ich die Daumen und hoffe auf eine Lösung für ihr Weiterbestehen.