Wise – oder wie man mit Trippelschritten Vermögen aufbaut

Die Zeiten niedriger Zinsen sind vorbei. Hurra! Und plötzlich preschen Fintechs vor und verkünden die frohe Botschaft, dass es nun wieder Geld für Einlagen gibt. Bei mancher Pressemitteilung kommen wir uns dann aber doch ziemlich veräppelt vor.

Das Wettrennen und der Druck, mit der Anhebung der Zinsen zum finanziellen Wohle der Kunden mitzuhalten, steigt. Trade Republic hat in diesem Monat viel Aufmerksamkeit für die Ankündigung erhalten, in Zukunft 2 Prozent auf Einlagen zahlen zu wollen. Scalable Capital will sich da nicht lumpen lassen und kündigt sogar 2,3 Prozent an. Allerdings erhalten in diesem Fall nicht alle Kund:innen (wie in unseren News berichtet) die Verzinsung, sondern nur die Premium-Mitglieder.

Bei beiden Fintechs liegt das mit den Zinsen nicht ganz fern, schließlich geht es ja primär um Geldanlage. 

Und nun kommt Wise

Wen wir jetzt nicht so auf dem Schirm hatten, ist Wise. Aber auch die haben diese Woche eine Pressemitteilung herausgehauen. Das eigentlich auf Fremdwährungen und Geldtransfer spezialisierte Unternehmen zahlt jetzt nämlich auch Zinsen. 

Und wie es sich für ein Multiwährungsunternehmen gehört, gibt es „Cashback“ eben nicht nur auf Gelder in Euro, sondern auch für Britische Pfund und Dollar. Ziemlich mutig ist aber die Vorteilargumentation. Denn in der Pressemitteilung heißt es: „Mit diesem Guthaben-Cashback können Kundinnen und Kunden schrittweise Ersparnisse aufbauen.“

Das ist zwar nicht falsch, aber fairerweise hätte Wise noch etwas zur Schrittweite schreiben sollen. Denn bis die Ersparnisse für eine Tasse Kaffee in der Bäckerei um die Ecke reichen, muss das Geld schon lange bei Wise bleiben. Oder die Kundschaft Lust darauf haben, größere Beträge dort zu parken.


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Stolze 0,65 Prozent gibt es pro Jahr für Euro-Einlagen. Und damit es der Redakteur leichter hat, rechnet Wise dann auch gleich mal vor, dass wer einen Monat lang „2.000 Euro hält, 0,76 Eurocent am Ende des Monats bekam. Davon sind bereits 30 Prozent Quellensteuer abgezogen“.

Nun wollen wir uns nicht streiten. Aber wenn wir mal grobschlächtig von einem Cashback von 13 Euro pro Jahr vor Quellensteuer ausgehen, dürfte es sich vermutlich eher um 76 Eurocent handeln, von denen die Rede ist.

Schön, dass ihr das uns und den Kund:innen mitteilt. Nur das mit den schrittweisen Ersparnissen wäre nicht nötig gewesen.

Gut gemeint, ist halt doch irgendwie das Gegenteil von gut gemacht und ob das Kund:innen wirklich überzeugt, können wir nicht sagen. Wir haben nur so eine Ahnung.

Autor

  • Stephan ist seit Anfang der 90er Jahre online und hat eine ausgeprägte Fintech-Vergangenheit (Star Finanz, Hypoport). Bei der Hypoport-Tochter Dr. Klein war er u.a. für das Produktmanagement und den Bereich Business Development verantwortlich. Seit über 10 Jahren schreibt er über ausschließlich über Tech, Retail, E-Commerce und Insurance.

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