Gründerszene fragte uns ob die deutsche Fintech-Szene und vor allem von dem Brexit profitieren und der Standort in Europa an Bedeutung gewinnt. Den Originalartikel findet Ihr hier.
Unser ausführlichen Kommentare und erste Reaktion möchten wir euch aber nicht vorenthalten.
Kilian
Undurchsichtige Lage…. erstmal wird viel teilweise ungesteuerte oft irrationale Aktivität entstehen (in der Hoffnung, dass hier nicht zu viel kaputt geht)… Nur so schnell gibt man einen “Standort London” nicht auf, man wird Ihn in Teilen reduzieren, der ein oder andere kleinere FinTech Player wird sicher überlegen, ob man im teuren London bleiben muß und wie wichtig der Markt UK wirklich ist. Und das Geschäft im Bereich “Regulatorik” v.a. bei Anwälten ist über die nächsten Jahre gesichert.
Für neue “Lizenzen” sicherlich ein Vorteil für andere Märkte (nicht zwingend DE, aber ggf. LUX). Aber erstmal “wackelt” Europa etwas… ich glaube in Summe wird sich das bestehende Europa einen Dämpfer erhalten, sich aber aufrappeln und in Summe stärker und fokussierter Zusammenarbeiten. In UK werden viele kleine und große Feuer entstehen, die Sie nun “alleine” löschen müssen. Die Investorensicht ist eine andere. Hier ist ein Umzug “einfach zu machen” und stand bei vielen ggf. schon länger auf der “ToDo Liste”. Der Fokus auf Zentraleuropa (und damit auf Berlin et al) wird deutlich stärker werden. Gesamtwirtschaftlich aber sicherlich wenig Impact….
Rafael
Jein. Nun herrscht mal Unsicherheit und Chaos. Neue FinTech Startups sind nun in Europa besser aufgehoben als in London. Die Profiteure dürften Irland und Luxemburg sein für neue Lizenzen. Durch den Brexit wird vermutlich das Passporting hinfällig was viele Startups nutzten um in UK die business freundliche FCA Regulatorik zu nutzen aber ihre Dienste überall in der EU anzubieten. Für bestehende FCA regulierte Startups dürften die nächsten Jahre super anstrengend werden. Sie werden quasi zu Regulatorik Flüchtlingen.
Interessanter als für FinTechs wird eher die Diskussion um die in London ansässigen VCs. London war der natürliche Landeplatz für Ableger von US VCs. Hier könnte Berlin überproportional profitieren.
Maik
It’s a pity. Gut ist der Brexit für den Fintech-Standort London sicher nicht und jetzt muss man sich erst einmal sammeln müssen. Die jetzt eintretende Schockstarre wird sicher dazu führen, das zumindest kurzfristig London als Standort an Attraktivität verliert. In London sind ca. 500 Fintechs aktiv, wenn sich die Branche nun nach einem neuen Standort umsehen würde, kostet das die Britten alleine in den nächsten 5 Jahren knapp 6 Milliarden an Steuereinnahmen. Wovon wir in Deutschland und Berlin vielleicht profitieren könnte. Profitieren werden aber auf jeden Fall aber die Standorte Amsterdam, Luxemburg und Irland – alles Fintech-Freundliche Länder, die als Standorte interessanter für Startups werden. Vielleicht wird am Ende der Standort Großbritannien für Fintechs gar noch interessanter, weil man nicht man an EU-Regularien gebunden ist und England gerade was den Finanzsektor betrifft von je her eine große politische Unterstützung bekommt. Wer weiß, vielleicht führt der Brexit auch zu ganz neuen Startups. Fintechs, die dann den Zahlunsgverkehr zwischen UK und EUR vereinfachen.
Jochen
Meine Gedanken rasen derzeit beim Versuch der Analyse und Strukturierung des gesamten Impacts und der erste Staub muss sich erst einmal legen.
Fest steht: London als Europas führender Fintech Standort hat gerade Selbstmord begangen. Dies gilt sowohl für den eigentlichen Standort der FinTechs die London/UK als Hub für die Expansion nach Europa nutzen, als auch für den Standort als business-freundliche Regulierung. FinTech Startups müssen jetzt ihren Standort und Regulierungs-Set-Up massiv hinterfrage. Partner müssen ausgetauscht werden, Produkte und Flows angepasst werden – Aufwand den man besser in andere Dinge stecken würde. Frankfurt , Berlin und Luxembourg werden massiv profitieren, wenn sie die Gelegenheit am Schopf fassen. Amsterdam, Dublin, Paris und co sehen sicherlich auch ihre Chancen.
Noch komplett offen sind die mittelfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen – sei es bei der Skalierung der Geschäftsmodelle aber auch ob und wie sich der Zugang zu Risikokapital ggfs erschwert – das wäre dann nicht nur ein FinTech, sondern generell StartUp-Problem.
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