Saskia Bruysten, Mitgründerin von Yunus Social Business und Partnerin bei Carbon Equity, will Private Equity für Klimatechnologien demokratisieren – und Rendite mit gesellschaftlicher Wirkung verbinden.
Saskia Bruysten ist eine der prägendsten Stimmen für Impact-Investing in Europa. Nach Stationen bei BCG und als CEO von Yunus Social Business – gegründet mit Friedensnobelpreisträger Professor Muhammad Yunus – will sie mit Carbon Equity Kapital dorthin bringen, wo Veränderung entsteht. Im Interview erzählt Bruysten, warum der Kapitalmarkt ein Gamechanger sein kann, was sie an iDEAL-Zahlungen liebt – und warum Tanzen mit Kopfhörern in einer Kirche zur besten Meditation geworden ist.
Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Saskia, Co-Founder von Yunus Social Business und Carbon Equity. Meine Mission: die Kraft des Kapitalismus zu nutzen, um echte Probleme in der Welt zu lösen. Zunächst lag mein Fokus darauf gemeinsam mit Friedensnobelpreisträger Professor Muhammad Yunus Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Menschen aus der Armut helfen. Jetzt arbeite ich mit Carbon Equity daran, die wichtigsten Technologien zu finanzieren und zu skalieren, die wir brauchen, um den Klimawandel zu bekämpfen.
Bei Carbon Equity ermöglichen wir Privatpersonen und Family Offices, ihr Kapital in skalierbare Klimatechnologien zu investieren, um Rendite mit positiver gesellschaftlicher Wirkung zu verbinden. Wir haben gesehen, dass über 90 Prozent der relevanten Klimatechnologien nicht börsennotiert sind, sondern von Venture Capital, Private Equity und Infrastruktur-Fonds finanziert werden – eine Anlageklasse, die bisher fast ausschließlich institutionellen Investoren vorbehalten war. Schon ab 20.000 Euro ermöglichen wir unseren Investor:innen den Zugang zu diesen sogenannten Climate-Tech-Private-Equity-Fonds.
Geld ist eine der stärksten Kräfte in unserer Gesellschaft. Wo Kapital hinfließt, entsteht Zukunft. Und wir sorgen dafür, dass es in die richtige Richtung fließt.
Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie?
Wenn du mit Kohle „Bargeld“ meinst: null. Ich pendle zwischen Amsterdam und Berlin. In den Niederlanden brauche ich nie Bargeld. In Berlin hingegen kann man häufig nur bar bezahlen. Dann ziehe ich 50 oder 100 Euro am Automaten beim Späti, denn normale Automaten gibt es in Berlin ja auch nicht. Irgendwie finde ich es auch ganz erfrischend, dass Berlin nicht so geldorientiert ist. Aber ehrlich gesagt: in 2025 noch Bargeld zu besitzen, fühlt sich für mich ziemlich oldschool an!
Wie bist Du im Payment- und Banking-Sektor gelandet?
Eigentlich ziemlich früh. Zu Beginn meiner Karriere habe ich bei BCG im Finanzsektor gearbeitet. Später habe ich Yunus Social Business (YSB) gegründet. Mit YSB haben wir Geschäftsmodelle finanziert, die das Leben von 17 Millionen armen Menschen verbessert haben. Natürlich habe ich damals auch viel Zeit damit verbracht, Investments zu prüfen und zu genehmigen. Für mich war immer klar: Business und Geld sind die stärksten Treiber für Veränderung.
Wie möchtest Du den Payment- und Banking-Bereich verändern?
Ich möchte, dass mehr Menschen die Chance haben, dort zu investieren, wo ihr Geld wirklich einen Unterschied macht. Demokratisierung von Private-Equity-Investments – das ist der Kern. Im Moment haben 90 Prozent der Investor:innen keinen Zugang zu dieser wichtigen Asset Class. Das sollten wir ändern. So können wir auch neues Kapital für die Klimatransformation mobilisieren, was vorher auf Sparkonten ohne Wirkung und Rendite festsaß. Fragst du jemanden, der sein Geld anlegen will, ob er damit auch die Zukunft positiv gestalten möchte, liegt die Antwort meist auf der Hand.
Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?
Ohne Tech wäre unser Geschäftsmodell bei Carbon Equity gar nicht denkbar. Ein Beispiel: Rund 30 Prozent unserer Kund:innen im ELTIF-Programm (Investments ab 20.000 Euro) wickeln heute alles komplett im Self-Service ab. Das heißt, sie investieren in unsere Fonds, ohne jemals mit Mitarbeitenden von Carbon Equity in Kontakt gewesen zu sein. Das wäre vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen. Fintech ist kein Selbstzweck, sondern ein enormer Enabler und Beschleuniger. Demokratisierung ohne Digitalisierung? Funktioniert nicht.
Wenn Du Finanzministerin wärst, was würdest Du sofort ändern?
Erstens: Ich würde sofort eine echte Capital Markets Union in Europa schaffen – mit einem einheitlichen Regelwerk und besserer Übertragbarkeit über Ländergrenzen hinweg. So müssten wir unsere Fonds nicht in jedem Land erneut von den Finanzaufsichtsbehörden (also in Deutschland die Bafin) separat absegnen lassen – zu viel Bürokratie und kein Added Value. Wir sind doch die Europäische Union. Produkte wie der ELTIF wären dann viel einfacher für alle Investor:innen zugänglich.
Zweitens: die Lockerung der Schuldenbremse nutzen, um Kapital gezielt in Zukunftsfelder zu lenken. Wir brauchen Investitionen in Klima-Infrastruktur und stärkere Anreize für privates Kapital, dorthin zu fließen. Carbon Equity zeigt, dass es funktioniert – aber die Politik muss die nötigen Rahmenbedingungen setzen.
Werden wir persönlich: Was machst Du in Deiner Freizeit – und sag´ jetzt nicht „Lesen und Freunde treffen”.
(lacht) Okay: ich bin super interessiert an Geopolitik – das hilft mir, die großen Linien zu verstehen. Ich bin unter anderem beim European Council on Foreign Relations aktiv, um meinen kleinen Beitrag zu leisten. Und wenn ich wirklich abschalten will, dann tanze ich mit Kopfhörern in Kirchen mit der SANCTUM-Community. Das klingt verrückt, ist aber die beste Form von Meditation. Unbedingt mal googeln.
Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse?
Bequem – mit dem Handy.
Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten?
Carbon Equity – klar. Dann iDEAL Payments – in den Niederlanden Standard, superpraktisch mit QR-Code statt lästiger IBAN-Eingabe, auch für private Überweisungen. Und Revolut – schlank, international, flexibel.