Wiener InsurTech setzt auf „Embedded Finance“ und setzt damit ein Signal

doctor holding red stethoscope

Als Instrument zur Monetarisierung wurde „Embedded Finance“ längst erkannt. Immer mehr Unternehmen, die keine Banken sind, bieten Finanzdienstleistungen an. Nun setzt das österreichische InsurTech hi.health ein Zeichen und integriert das erste digitale Gesundheitskonto Europas. Mit der hi.health-App können KundInnen privater Krankenversicherungen ihre Rechnungen und Rezepte für medizinische Leistungen direkt digital bei ihrer Versicherung einreichen und die Kostenerstattung somit einfacher abwickeln.

Das 2018 von Fredrik Debong (Ex-mySugr) und Sebastian Gruber gegründete Unternehmen hatte zunächst unter dem Radar gearbeitet, Anfang 2020 dann jedoch ein Millionen-Investmen einstreichen können. Die beiden verstehen hi.health als Schnittstelle zwischen InsurTech und HealthTech. Ungewöhnlich dabei, dass die Wiener zunächst auf dem deutschen Markt starten.

Gesundheitskonto verbunden mit Krankenversicherung

„Seit dem Start im Jahr 2019 haben wir bereits mehr als zehn Millionen Euro in Rückerstattungen abgewickelt – das zeigt uns, dass der Bedarf seitens der Versicherten sehr groß ist. Das Gesundheitskonto verbindet jetzt die eigene Krankenversicherung mit einer mobilen Banking-Experience“, so Debong in einer Aussendung.

Jetzt gehen die Österreicher noch einen Schritt weiter und führt das so genannte Gesundheitskonto ein. Mit der neuen Funktion übernimmt hi.health künftig die sofortige Kostenrückerstattung oder das Begleichen offener Rechnungen für Mitglieder aller privaten Krankenversicherungen. Damit will das Unternehmen privat Versicherten einen schnelleren Zugang zu Gesundheitsleistungen ermöglichen.

Vorfinanzierung beschleunigt den Prozess

Das Unternehmen kann also künftig die Rechnungen von Zahnarzt, Arztbesuche, Apotheke direkt an die Nutzer auszahlen und die Kosten dann im zweiten Schritt bei den privaten Krankenversicherungen einholen. Bislang ist das genau anders herum: Privatversicherte zahlen den Rechnungsbetrag direkt an den behandelnden Arzt, erst dann erfolgt die Rückerstattung seitens der Versicherung. Das kann mitunter Monate dauern.

„Embedded Finance“ auch im Gesundheitswesen klingt nach einem logischer Schritt, ist aber im Gesundheitswesen noch recht unbekannt. In Deutschland arbeiten bisher erst wenige Versicherungen oder Dienstleister an Payment-Lösungen oder Versicherungsprodukten, in denen Zahlungsdienstleistungen integriert sind.

Gesundheitskosten belasten die Patienten

Jeder Zehnte der Bevölkerung empfindet die Gesundheitskosten als eine große finanzielle Belastung. „Das muss man ernst nehmen“, sagt der Wiener Gründer, „der Zugang zu medizinischer Versorgung ist ein essentieller Bestandteil unserer Gesellschaft. Wenn wir dafür sorgen können, dass dieser administrative Aufwand und mentale Stress für den Einzelnen reduziert wird, gewinnen wir alle. Das ist es, was Fintech bei gezielter Integration im Bereich Gesundheitswesen, ermöglichen kann.“

“Embedded Finance” wurde bereits vor Jahren als Hebel für die Monetarisierung erkannt – jetzt also auch im Gesundheitswesen. Für Debong erst der Anfang. Er ist sich sicher: „Ähnliche Potentiale gibt es auch in anderen Branchen.“ Weitere werden folgen.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

Weitere interessante Beiträge

  • Wie Trump das goldene Krypto-Zeitalter einläutet

    Wie Trump das goldene Krypto-Zeitalter einläutet

    Die US-Wahl ist ein „Dammbruch im positiven Sinne”: Viele regulatorische Hürden könnten in den nächsten Monaten fallen.

  • Die wichtigsten Infos zum Klarna-Börsengang

    Die wichtigsten Infos zum Klarna-Börsengang

    Gerüchte über den Klarna-IPO gab es schon länger. Nun ist es tatsächlich soweit. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Börsengang…

  • Klarna: So hat sich das Fintech neu erfunden

    Klarna: So hat sich das Fintech neu erfunden

    Klarna war nach den Boomjahren in eine schwere Krise gestürzt. Jetzt ist das Start-up wieder da, mit neuen Zahlen und…

  • Warum der US-Wahlkampf zum Krypto-Showdown wird 

    Warum der US-Wahlkampf zum Krypto-Showdown wird 

    Welche Rolle spielt Krypto in den Endzügen der US-Wahl? Und warum ist die Bridge-Übernahme ein Gamechanger? All das und mehr…

Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!